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Der Nachbar

Titel: Der Nachbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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Ärztin, die in ein paar Wochen heiratet? Ich bin sicher, das ist der Name auf der Einladung, die Mel und ich bekommen haben.«
    »Richtig.«
    »Mel erzählt mir dauernd, was für eine tolle Frau das ist... Sophie hier und Sophie da.«
    »Fast alle ihre Patienten leben ins Bassindale, und es sind viele alte Leute darunter. Sie ist die Ärztin, die ‘Hallo Freundschaft’ ins Leben gerufen hat, als sie sah, wie einsam einige dieser Alten waren. Sie denken jetzt wahrscheinlich, ich würde das Blaue vom Himmel heruntererzählen, nur damit Sie ihr helfen, aber sie ist wirklich ein guter Mensch, Jimmy, jemand, der sich für andere einsetzt.« Ihre Stimme zitterte. »Sie wäre jetzt nicht in diesem Haus, wenn ihre Patienten ihr nicht am Herzen lägen. Sie hätte eigentlich mittags um zwölf Schluss machen sollen, aber sie war später dran, weil sie der Auffassung ist, dass es wichtiger ist, mit den Patienten zu sprechen statt nur Tabletten zu verteilen. Und dann habe ich sie gebeten, noch diesen einen Krankenbesuch zu übernehmen, weil der Mann eine Panikattacke hatte –« Sie konnte nicht weitersprechen.
    »Sie haben sie wohl ziemlich gern.«
    Er hörte, wie Jennifer sich schnäuzte. »Wenn ich mir vorstelle, dass ihr etwas zugestoßen ist...«
    »Sie haben gesagt, sie wurde ‘angegriffen’«, hakte er ein. »Hat sie da von den Männern im Haus gesprochen oder von den Leuten draußen auf der Straße?«
    »Augenblick. Bleiben Sie dran.« Es dauerte lange, bevor sie sich wieder meldete, und es war so still, dass er vermutete, dass sie ihn diesmal ausgeklinkt hatte. »Sie sagte, einer der Männer habe mit Vergewaltigung gedroht«, berichtete sie schließlich, »und sie ist keine Frau, die sich so etwas einbildet.«
    Jimmy, der sich seines früheren Gesprächs mit Melanie erinnerte, runzelte die Stirn. »Ich dachte, diese Typen wären Pädophile. Wieso sollten die eine Frau vergewaltigen wollen? Außerdem müssen die doch selber eine Scheißangst haben, wenn draußen vor dem Haus praktisch die ganze Acid Row Randale macht und Blut sehen will.«
    Er wartete auf eine Antwort, die nicht erfolgte. Im Hintergrund hörte er wieder die Stimme des Polizisten.
Nightingale Health Centre
    Jenny schaltete den Lautsprecher aus und funkelte Ken Hewitt zornig an. »Hören Sie auf, mich ständig zu ermahnen, ich soll mir genau überlegen, was ich ihm sage«, fuhr sie ihn an. »Er ist wenigstens
da
. Er hört wenigstens zu. Was tut denn die Polizei, um Sophie zu helfen? Nichts! Sie und Ihre Kollegen sitzen nur rum und warten ab, weil sie Angst haben, die Situation zu verschlimmern. Aber jetzt werd ich Ihnen mal sagen, wie ich das sehe.« Sie stach mit zornigem Finger nach ihm. »Wenn Harry ihm klar und deutlich sagt, was für Gefahren möglicherweise auf ihn warten, und er dann immer noch bereit ist zu helfen, sollten wir alle Gott auf den Knien danken, dass einer wenigstens mehr Courage hat als Ihre armselige Truppe.«
Im Haus Humbert Street 9
    Jimmy sah Mrs Carthew an und schnitt eine Grimasse, als wieder etwas durch die Leitung drang.
    »Wissen Sie, ich will Ihrer Dr. Morrison echt nicht zu nah treten«, sagte er, um Jenny Monroe seine Skepsis zu erklären. »Ich kann mir vorstellen, dass die arme Frau eine Heidenangst hat, aber das hat doch keinen Sinn, ganz gleich, wie man's betrachtet. Ich mein, wer kommt auf die Idee, auch noch seine Geisel zu vergewaltigen, wenn die Leute ihn wegen seiner Abartigkeit sowieso schon am liebsten lynchen würden? Das muss doch ein kompletter Cretin sein. Man würde genau das Gegenteil tun – man wäre nett und freundlich zu ihr und würde versuchen, sie dahin zu kriegen, dass sie ein gutes Wort für einen einlegt – den Leuten klarmacht, dass man ganz zu Unrecht beschuldigt wird. Das könnten die in Bassindale alle nachvollziehen.«
    Eine Männerstimme antwortete ihm. »Ich bin Harry Bonfield, Jimmy. Ich bin der ärztliche Leiter hier. Wir haben genau die gleichen Überlegungen angestellt wie Sie und uns deshalb an einen Psychiater gewandt. Das, was Sie beschreiben, ist eine
logisch überlegte
logisch nachvollziehbare Reaktion auf ein Problem... aber so werden sich diese Männer nicht unbedingt verhalten. Wir bekommen laufend Meldungen vom Polizeihubschrauber und aus ihnen geht hervor, dass an keinem der Fenster des Hauses jemand zu sehen ist – und genau das Gegenteil wäre doch zu erwarten, wenn diese Männer wollten, dass Sophie für sie verhandelt. Sie würden dafür sorgen, dass sie deutlich

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