Der Nacht ergeben
besonders glücklich wäre, es sei denn, sie steht auf vier Wände und eine verschlossene Tür. Und ihr kennt ja Monica: Wenn sie nicht glücklich ist...«
»Ist niemand glücklich«, beendete Shane den Satz für ihn. »Na ja, ich möchte sie nicht bei uns im Haus haben. Sorry, Mann, aber wir haben unsere Pflicht erfüllt und alles. Darüber hinaus müsste sie schon eine Freundin sein, um hier weiterhin zu pennen. Und du weißt, dass sie das nicht ist. Und niemals sein wird.«
»Dann nehme ich sie euch ab.« Richard stellte die Tasse ab und stand auf. »Danke für den Kaffee. Scheint so, als wäre er das Einzige, was mich gerade am Laufen hält.«
»Richard...« Eve stand ebenfalls auf. »Im Ernst, wie sieht es da draußen aus? Was wird geschehen?«
»Wenn wir Glück haben, werden die Besoffenen wieder nüchtern oder kippen aus den Latschen und die, die herumgerannt sind, um Leute zu bestrafen, werden sich endlich die Füße wund gelaufen und Muskelschmerzen bekommen haben und nach Hause gehen, um zu schlafen.«
»Nicht, dass wir bisher besonders viel Glück damit gehabt hätten«, sagte Shane.
»Nein«, stimmte Richard zu. »Das hatten wir nicht. Aber ich muss sagen, dass wir nicht alles geschlossen halten können. Die Leute müssen zur Arbeit, die Schulen müssen wieder geöffnet werden und dafür brauchen wir hier wieder so etwas wie ein normales Leben. Deshalb arbeiten wir jetzt erst mal daran. Strom und Wasser gibt es wieder, die Telefonleitungen funktionieren. Fernsehen und Radio sind auf Sendung. Ich hoffe, das beruhigt die Leute. Überall in der Stadt gibt es Polizeistreifen, deren Gebiete sich überlappen, deshalb können wir in weniger als zwei Minuten überall sein. Ach ja, da ist noch etwas: Uns hat die Nachricht erreicht, dass schlechtes Wetter vorhergesagt ist. Eine echt dicke Schlechtwetterfront kommt heute Nacht auf uns zu. Darüber bin ich nicht allzu glücklich, aber vielleicht hält es die Verrückten für eine Weile von den Straßen fern. Selbst Randalierer mögen keinen Regen.«
»Wie sieht es mit der Uni aus?«, fragte Claire. »Ist sie offen?«
»Sie ist offen und es wird Unterricht gegeben, ob du es glaubst oder nicht. Wir haben einige der Unruhen als Rollenspiele im Rahmen der Katastrophenübung ausgegeben und gesagt, dass die Plünderungen und Brände Teil der Übung wären. Manche haben uns geglaubt.«
»Aber... es gibt nichts Neues von den Vampiren?«
Richard schwieg einen Augenblick, dann sagte er: »Nein. Nicht direkt.«
»Wie, nicht direkt?«
»Vor Tagesanbruch haben wir ein paar Leichen gefunden«, sagte er. »Alles Vampire. Alle wurden mit Silber umgebracht oder enthauptet. Einige von ihnen... ich kannte einige. Die Sache ist, ich glaube nicht, dass sie von Bishop getötet wurden. Wie es aussieht, hat sie der Mob erwischt.«
Claire hielt den Atem an. Eve schlug die Hand vor den Mund.
»Wer...?«
»Bernard Temple, Sally Christien, Tien Ma und Charles Effords.«
Eve ließ ihre Hand sinken: »Charles Effords? Also, Mirandas Charles? Ihr Schutzherr?«
»Ja. Dem Zustand der Leichen nach zu urteilen, würde ich annehmen, dass er das vorrangige Ziel war. Niemand mag Pädophile.«
»Niemand außer Miranda«, sagte Eve. »Sie wird jetzt wirklich Angst haben.«
»Ja, apropos...«, Richard zögerte, dann rückte er damit heraus: »Miranda ist weg.«
»Weg?«
»Verschwunden. Wir haben nach ihr gesucht. Ihre Eltern haben sie gestern am frühen Abend als vermisst gemeldet. Ich hoffe, sie war nicht bei Charles, als ihn der Mob erwischt hat. Ruft mich an, wenn ihr sie seht, okay?«
Eves Lippen formten ihre Zustimmung, sie brachte aber keinen Ton heraus.
Richard schaute auf die Uhr. »Ich muss los«, sagte er. »Für euch gilt das Übliche: Schließt die Türen ab, überprüft den Ausweis von jedem, der hier unerwartet auftaucht. Wenn ihr etwas von einem Vampir oder über die Vampire hört, ruft mich sofort an. Benutzt die verschlüsselten Funkgeräte, nicht die Telefonleitungen. Und seid vorsichtig.«
Eve schluckte schwer und nickte. »Kann ich Michael sehen?«
Er zögerte, als hätte er daran noch gar nicht gedacht, dann zuckte er mit den Achseln. »Gehen wir.«
»Wir kommen alle mit«, sagte Shane.
***
Es war eine unbequeme Fahrt zum Rathaus, wo sich das Gefängnis befand. Der Streifenwagen war zwar groß, aber nicht groß genug für Richard, Monica, Eve, Shane und Claire. Monica hatte sich auf den Vordersitz gesetzt und war dicht an ihren Bruder herangerückt; Claire
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