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Der Naechste bitte!

Der Naechste bitte!

Titel: Der Naechste bitte! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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Kabinenboden, bis es in kleine Stücke zerfiel.
    »Wo denkst du hin?«, erwiderte ich. »Du weißt doch, Tiere und kleine Kinder sind in meiner Obhut nicht sicher. Mir fehlt schlichtweg das Mutter-Gen.« Ich öffnete eine Tüte mit Papierservietten, die für eine Software-Firma warben (ein weiteres Indiz dafür, dass es mit Atlas bergab ging), und steckte sie in den Getränkewagen.
    »Was redest du denn da? Natürlich hast du mütterliche Qualitäten, schließlich bist du von Beruf Flugbegleiterin! Das ist dasselbe wie Krankenschwester, Psychologin, Babysitterin, Ernährungsberaterin, Hausmeisterin, Barkeeperin, Cocktailkellnerin, Tierärztin, Lebensberaterin, Bombenentschärferin, Verbrechensbekämpferin, Würstchenbudenbesitzerin, gute Fee, Gedankenleserin, Meteorologin, GPS-Auskunft und menschliches Schutzschild. Man könnte meinen, wir hätten Superkräfte. Denk mal darüber nach: Wir befördern tagtäglich Tausende von Menschen, füttern sie, geben ihnen zu trinken und verhätscheln sie!«, sagte er, kam wieder in den Stand und beförderte die Eisstückchen in eine Plastikschublade.
    »Glaub mir, es gibt nur einen Grund, warum ich mich um die da draußen kümmere: Es ist mein Job, und sie würden mich feuern, wenn ich es nicht täte. Dafür wird Kat mich jetzt als Freundin feuern, wenn sie aus Griechenland zurückkommt und drei verhungerte Katzen auf dem Marmorboden in ihrer Küche vorfindet. Davon abgesehen«, flüsterte ich, schloss die Tür des Getränketrolleys und lugte den Gang hinunter, »bin ich nach sechs Jahren in diesem Job zur Menschenhasserin mutiert.«
    »Hailey, bitte.« Clay stöhnte genervt auf. »Wer von uns mag Menschen noch?« Im nächsten Augenblick hastete er kopfschüttelnd den Gang hinunter, um einen Fluggast daran zu hindern, die Gepäckfächer durch eine viel zu schwere Tasche zum Einsturz zu bringen.
     
    Jetzt, da ich den gesamten Inhalt meines Trolleys um mich herum verteilt hatte, bestand kein Zweifel mehr daran, dass ich mein Manuskript verbummelt hatte. Ich war nicht nur deshalb so aufgewühlt, weil es mein einziges Exemplar war (natürlich hatte ich vor Urzeiten eine Sicherungskopie erstellt, die Gott weiß wo gelandet war), sondern weil ich mir Sorgen darüber machte, wo mein Manuskript gelandet sein mochte und wer es womöglich gefunden hatte.
    Mal sehen … wo war ich, als ich es das letzte Mal in den Händen gehalten hatte? Denk nach, Hailey! Ich hatte es mir champagnerschlürfend in der ersten Klasse bequem gemacht, als mich die Mega-Zicke vom Gate aufgefordert hat, den Platz zu räumen … Dann war da noch dieser umwerfende Typ … O mein Gott, was, wenn er es gelesen hat? Falls ja, hoffe ich, vom Blitz getroffen zu werden. Jetzt aber mal ernsthaft. Er hätte es doch mit Sicherheit der Crew übergeben? Da ich die letzten fünf Tage mit der gesamten Belegschaft verbracht habe, weiß ich genau, dass er es nicht abgegeben hat. Mit anderen Worten, sie haben es beim Sicherheitscheck in Puerto Rico gefunden und umgehend entsorgt (selbstverständlich erst, nachdem sie es auf terroristische Inhalte hin untersucht haben). Ich kann also davon ausgehen, dass es auf einer Müllhalde vor sich hin rottet oder in der Müllverbrennungsanlage gelandet ist.
    »Entschuldigung.«
    O Gott, das war das Schlimmste an einem Flug auf dem Notsitz, denn die meisten Fluggäste nahmen an, dass die Person auf dem Platz zu faul war, ihrem Job nachzukommen. Dass ich beigefarbene Hosen sowie ein sandfarbenes Oberteil trug und mir einen cremefarbenen Pulli umgebunden hatte, der nicht die geringste Ähnlichkeit mit den grottenhässlichen Polyesteruniformen von Atlas hatte, war dabei nicht weiter von Bedeutung.
    Ich rührte mich keinen Millimeter, sondern blieb über meine Tasche gebeugt, in der Hoffnung, die Frau möge wieder gehen.
    »Tut mir leid, wenn ich Sie störe, Miss, aber mit meinem Dad stimmt etwas nicht.«
    Ich gab mich geschlagen und richtete mich auf, um in das verängstigte Gesicht einer etwa Vierzehnjährigen zu blicken. Ihre Hände zitterten wie Espenlaub, und ihre Augen waren tellergroß. Sofort sprang ich auf, hastete den Gang hinunter und überprüfte die Vitalfunktionen ihres Vaters. »Geh zu den Flugbegleitern dort drüben am Getränkewagen und sag ihnen, sie sollen Hilfe rufen«, wies ich das Mädchen an. Als ich nach dem Erste-Hilfe-Kasten greifen wollte, sah ich, dass sie noch immer wie angewurzelt hinter mir stand. »Alles wird gut«, sagte ich leise.
    »Aber geh jetzt bitte!«
    Der

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