Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Name Der Dunkelheit

Titel: Der Name Der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Scholten
Vom Netzwerk:
fragen, wie wir in ihren Computer kommen.«
    Kjell wählte Sofis Nummer und lauschte verwundert ihrer Stimme als Bandansage. »Sie ist im Urlaub, sagt ihre Stimme.«
    Henning kniff die Augen zusammen. »Das ist ein Code, oder?«
    »Kein ausgemachter.«
    »Dann ein selbsterklärender. Wenn sie gerade erst suspendiert wurde, aber jetzt schon behauptet, im Urlaub zu sein, dann will sie sagen, dass wir nicht versuchen sollen, sie zu erreichen. Hat sie unseren Anruf vorausgesehen?«
    Kjell versuchte, Sofis Gehirn in seinem Schädel zu simulieren. Vorhin hatte sie darauf hingewiesen, mit der Säpo stimme etwas nicht. Also ging sie davon aus, dass man ihr Telefon überwachte. Und sie konnte mit einem Anruf ihrer Kollegen rechnen. »Ich glaube, du hast recht. Sie will nicht, dass wir mit ihr über den Computer sprechen.«
    Die anderen ließen die Schultern sinken. Ohne Sofi keine Daten.
    »Macht ihren Computer an«, sagte Kjell und streckte sich zur Fensterbank, wo alle Bücher in Reih und Glied standen, die er in seinem Leben stets um sich haben wollte. Er zog eines heraus und schlug Seite 13 auf. Die siebte Zeile von unten.
    Inzwischen hatte Snæfríður ihre Hände auf die Tastatur gelegt und wartete auf sein Diktat.
    »Du gibst alles in einem Wort ein. Nur Kleinbuchstaben. Bist du bereit?«
    Sie nickte.
    »Und dann geschah, was noch nie geschehen war, seit der erste
Mumintroll sich zum Winterschlaf zusammengerollt hatte. Mumin wachte auf und konnte nicht wieder einschlafen.«
    Snæfríður war fertig und drückte auf Enter. Henning und Barbro standen gebannt hinter ihr.
    »Sieht aus, als hätte sie alles für einen Fall wie diesen vorbereitet«, murmelte Henning.
    »So ist sie.«
    Sofi hatte eine eigene Benutzeroberfläche erschaffen, die Kjells gespanntes Verhältnis zur Technik abfederte. Vielleicht wollte sie ihren Computer auch nur vor Schaden bewahren. Elins Daten waren noch verschlüsselt, ließen sich mit ihrem Passwort aber öffnen.
    »Ihre E-Mails haben wir uns schon vorgenommen«, sagte Barbro.
    Snæfríður stöberte in den Ordnern herum. Sie fanden Briefe an die Hausverwaltung und das Finanzamt, ein bisschen Musik und Bilder, die im Frühling in den Schären entstanden sein mussten. »Hier ist ein Ordner mit dem Namen ›Artikel‹. Er enthält ziemlich große Textdokumente.«
    Kjell umrundete den Schreibtisch und warf selbst einen Blick darauf.
    »Welches soll ich öffnen?«
    »Es scheinen verschiedene Fassungen ein und desselben Textes zu sein. Nimm die neueste.«
    »Elin Gustafsson«, wiederholte Henning, was er schon vor der roten Ampel gebrummt hatte.
    Und Jon Ardelius. Sein Name stand über ihrem.
    »N größer gleich drei revisited«, las Snæfríður alles andere als flüssig.
    »Ein wissenschaftlicher Artikel«, sagte Kjell. » Revisited bedeutet, dass der Artikel ein Thema behandelt, das schon einmal behandelt wurde.«
    »Was ist N? «, fragte Henning.

    »Irgendeine Variable aus der Physik oder Mathematik«, sagte Snæfríður. » Größer gleich ist als mathematisches Zeichen geschrieben. Newton, vielleicht. Was kann alles N sein?«
    »Nein«, erwiderte Henning. »Newton kenne ich aus meiner Zeit bei der Seefahrt. Das ergibt keinen Sinn. Natürliche Zahlen!«
    »Ich finde es interessanter, dass sowohl Jon als auch Elin die Verfasser sein sollen«, sagte Kjell. »Beide Namen stehen unter dem Titel.«
    Snæfríður ließ den gesamten Text vorbeirauschen. Nach einer kurzen Einführung, deren Inhalt niemand verstand, begann eine lange Serie von Formeln und Diagrammen. Auf Seite 153 war die Datei zu Ende.
    »Ist euch das Datum aufgefallen?«, fragte Kjell. Die erste Fassung stammte vom 12. September, die letzte vom 23. Dezember, zwei Tage nach Elins Verschwinden.

77
    Hennings Hand lag schon auf dem Gartentor, als er innehielt und den Kopf in den Nacken legte. Milliarden winziger Schneekristalle schienen knisternd und glitzernd in der Luft zu stehen.
    Das Tor öffnete sich lautlos. Henning klingelte und klopfte sich den Schnee von der Brust, bis sich in der rautenförmigen Milchglasscheibe im Türholz eine Gestalt abzeichnete.
    Jakob Gustafsson vergaß das Ausatmen und nickte zur Begrüßung stumm.
    »Bist du allein?«
    Jakob Gustafsson nickte noch einmal.
    »Gehen wir ein Stück?«, sagte Henning und deutete mit dem Kinn auf die kristallverhangene Luft. Er wartete am
Gartentor, bis Gustafsson sich angezogen hatte und nachkam.
    »Ich habe eine Bitte«, sagte Henning. »Könnte mein Kollege dort im Auto

Weitere Kostenlose Bücher