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Der Name Der Dunkelheit

Titel: Der Name Der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Scholten
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haben keine Ahnung, welche Sicherung bei ihm durchgebrannt ist.«
    »Ein Killer in Stockholm?«
    »Genau das.«
    »Kann ich das exklusiv haben?«

    Henning setzte seine Lesebrille auf und blickte streng. »Du hast verstanden, dass Svenska Dagbladet eine Rolle in dem Fall spielen könnte?«
    »Kann das nicht auch ein glatter Zufall sein?« Als Chefredakteurin konnte Lena Axelsson natürlich auch entwaffnend lächeln.
    »Uns geht es um die letzten Kontakte der beiden Frauen«, log Henning und blätterte in der Ausgabe vom 31. Oktober, die nach Keller roch. Er tat es unauffällig, damit Lena nicht begriff, dass er aus ihrer Zeitung das nächste Opfer voraussagen konnte. Auf Seite 17 entdeckte er den Artikel und schloss rasch die Zeitung. Er konnte sein Entsetzen kaum verbergen. »Darf ich den Stapel hier mitnehmen? Wir möchten uns ein Bild über Hjalmer machen.«
    »Nur zu. Wir freuen uns immer über neue Leser.«
    »Wann kommt er zurück?« Henning mischte die Ausgabe vom 31. Oktober in den Stapel und klemmte ihn sich unter den Arm. Nun hoffte er, dass Lena dümmer war, als er befürchtete.
    »Am Silvestertag. Morgens, vermute ich.«
    Henning verabschiedete sich. Draußen hielt er in den Weiten der Redaktion nach Sofi Ausschau.
    »Ich muss dir etwas erzählen«, stammelte sie im Aufzug.
    »Hat es mit dem Fall zu tun?«
    »Ich hoffe nicht.«
    »Später.«
    »Du hast dich mit ihr verabredet, oder?«
    »Was meinst du?«
    »Die Frau. Sie hat dir schöne Augen gemacht.«
    Henning schüttelte verwirrt den Kopf.
    »Du musst sie morgen wegen einer Unklarheit anrufen. Dann weiß sie, dass du sie haben willst.«
    Henning seufzte und schlug mit der zusammengerollten
Zeitung vom 31. Oktober gegen die Aufzugwand. Es gab keine Unklarheiten mehr.

44
    Ida Florén nahm mit Sorge wahr, wie Kjell von Gespräch zu Gespräch wortkarger wurde. Lilly kletterte auf ihrem Schoß herum, um an den Hörer heranzukommen, aus dem Papas Stimme drang.
    »Gleich«, flüsterte sie.
    »Die Polizei hier hat inzwischen ihre Mitbewohnerin bei ihren Eltern in Bratislava gefunden. Sie ist schon am Neunzehnten heimgefahren.«
    »War Linda zu diesem Zeitpunkt noch da?«
    »Ja, und sie hatte keine Pläne für Weihnachten. Immerhin wissen wir jetzt, wer der Kerl ist, der neulich das Telefon abgehoben hat: der Cousin ihrer Mitbewohnerin. Er hat das freie Bett genutzt und für ein paar Tage dort gewohnt. Linda ist er aber gar nicht begegnet. Sie muss also spätestens seit dem Fünfundzwanzigsten verschwunden sein.«
    Was auch immer die Polizei in Wien herausfand, bestätigte nur die Fragen, die Kjell sich durch seine vergeblichen Anrufe in den letzten Tagen längst gestellt hatte, beantwortete sie jedoch nicht. Sein Unwissen hatte sich nicht verringert. Das war das Niederschmetternde.
    Nachdem Ida aufgelegt hatte, begann Lilly zu quengeln. Sie wollte hinaus in den Schnee. »Schau mal durchs Fenster, Lilly, es wird schon …« Ida stockte und starrte zur Tür. Jemand schob von außen einen Schlüssel ins Schloss.
    Die Tür ging auf. Dort stand Linda. Sie erblickte Lilly und streckte die Arme aus. »Klein-Lilly!«
    Nach einigen Augenblicken erkannte Lilly ihre Schwester
wieder und kreischte. Ida saß starr da und sah zu, wie Linda einen Koffer in die Wohnung schleifte und die Tür schloss. Dann wurde sie umarmt.
    Linda nahm Lilly in den Arm. »Wo ist Papa?«
    Als Ida sich wieder rühren konnte, hätte sie Linda am liebsten eine Ohrfeige geben. »Wo warst du?!«
    Linda sank auf den Stuhl und stöhnte. »Ich bin mit dem Zug gekommen. Und der ist stecken geblieben.«
    »Dein Vater ist in Wien.«
    »In Wien?«
    Ida erstattete in einer Folge aus Hauptsätzen Bericht. »Du musst ihn sofort anrufen.«
    »Er wird wütend sein.«
    »Dazu hat er allen Grund.«
    »Aber ich konnte nichts dafür! Zuerst wollte ich ein Flugzeug nehmen, aber die Preise waren so hoch.«
    »Zu Weihnachten ist Fliegen immer teuer. Weil alle fliegen wollen!« Normale Menschen wussten das.
    Deshalb hatte Linda am Bahnhof nachgefragt, ob man mit dem Zug nach Stockholm fahren konnte. Das sei überhaupt kein Problem, hatte man ihr erklärt, man könne überall mit dem Zug hinfahren. Die entscheidende Frage war Linda leider nicht eingefallen. »Gleich nach der Abfahrt zog der Sturm auf. Der Zug stand die ganze Nacht vor der deutschen Grenze, bevor Busse kamen und uns nach München brachten.« Dort fuhr Linda zum Flughafen, wo es überhaupt keine Flüge mehr gab. Weil vorerst kein Weg zurück nach

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