Der Name Der Dunkelheit
kleiner Flamme vor sich hin wirkten, konnten sich nicht mit der großartigen Logistik des Gunnar-Imperiums messen. Sie wurden von Gunnars ehemaligen Schergen angeführt, die der Polizei durchs Netz gegangen waren.
Niemand hatte mehr Grund, sich an Cederström und seinen Kollegen zu rächen, als Gunnar. Allerdings war Gunnar tot, und wenn alles mit rechten Dingen zuging, waren seine Epigonen Cederström dafür außerordentlich dankbar.
Kullgren schnalzte mit der Zunge. Es musste um etwas andres gehen als Rache. »Könnte Sofi Johansson erpresst werden? Sie war doch damals intensiv an der Ermittlung beteiligt.«
»Das ändert nichts.«
»Woran?«
»Wir müssen den Reichsankläger informieren. Es geht um Landesverrat.«
Kullgrens Stuhl quietschte beim Vorwippen. Er wollte sogleich antworten, zögerte dann aber. Nur Säpo-Agenten begingen Landesverrat. Alle anderen Polizisten landeten vor dem Arbeitsgericht, wenn sie für die andere Seite arbeiteten.
Wie gut kannte er Sofi Johansson? Er kannte sie überhaupt nicht. Nichts zwischen ihnen war bisher über Beiläufigkeiten hinausgegangen.
Tholander schniefte in sein Taschentuch.
»Was schlägst du vor?«, fragte Kullgren.
»Sie hat vorhin am Empfang angerufen und sich erkundigt, wann sie zum Verhör erscheinen soll. Larsson und Setterlind waren heute Morgen dran. Ihr wurde gesagt, es sei kein Verhör nötig.«
»Zersetzung?«
»Zersetzung ist immer am besten. Sie soll erst irritiert werden, bevor wir sie verhören.«
Das Telefon läutete.
Kullgren nickte, nahm dabei den Hörer ab und legte kurz danach wieder auf. Er musste Henning Larsson dringend die Hierarchie in diesem Haus erklären. Ständig rief jemand von der Reichsmord an und erteilte Kullgren die Anweisung, wie ein Praktikant irgendwo zu erscheinen. Er zog seine Jacke von der Stuhllehne. »Und was willst du Johansson fragen?«
»Sie bekommt dieselben Standardfragen wie ihre Kollegen. Da hat sie ausgiebig Gelegenheit zu lügen.«
46
Als Kullgren den sechsten Stock erreichte, war die Tür der Reichsmord verschlossen. Er nahm auf der Bank Platz und schloss die Augen, bis er die Aufzugstür quietschen hörte. Johansson und Larsson traten in den Gang.
Johansson kam direkt auf ihn zu. »Hallo, Nils Kullgren«, sagte sie beim Vorbeigehen, ohne ihn eines Blickes zu würden. Ihr Verhalten ihm gegenüber war unverändert.
Larsson stand noch vor dem Aufzug und winkte Kullgren zu sich. Er raffte sich auf. »Ich habe ein mögliches Ziel«, brummte Larsson. »Am 27. Oktober Elin Gustafsson, am 29. Oktober Judit Juholt. Am 31. Oktober das hier.«
Der stabile Kerl schlug eine Zeitung vor seiner Brust auf. Die Doppelseite war Lis Viklund gewidmet, der neuen Chefin der Reichskrim. Kullgren traute ihr nichts zu.
Larssons Schachspiel.
»Scheiße«, sagte Kullgren. »Das ist meine Zuständigkeit.«
»Deswegen solltest du lieber mitkommen. Ich will zu ihrem Büro.«
»Ist sie etwa verschwunden?«
»Cederström hat Johansson erzählt, dass Viklund Urlaub macht.«
Sie eilten den Gang entlang zu den Räumen der Reichskriminalleitung. Larsson pochte an die Tür und öffnete.
»Man kommt hier nicht einfach so herein«, informierte ihn die Sekretärin.
Das war eine erstaunliche Bemerkung, wenn man sich an den letzten Satz von Viklunds Antrittsrede erinnerte. Ihr Büro stehe den Angestellten immer offen. Aber Marta stammte auch noch aus den Tagen von Sten Haglund, dem Vorgänger von Lis.
»Wo ist Lis Viklund?«, fragte Larsson.
»Da habt ihr Pech. Sie ist im Urlaub. Den hat sie sich verdient.«
»Wie können wir sie erreichen?«
»Deshalb macht sie Urlaub. Damit ihr sie nicht erreichen könnt.«
»Wie ist die Notfallnummer?«
»Es gibt keine.«
»Das kann nicht sein«, erwiderte Henning Larsson. »Der Reichskrimchef muss immer erreichbar sein.«
»Wohin wollte sie?«, fragte Kullgren.
»Sie wollte in das Ferienhaus einer Bekannten. Das liegt irgendwo die Küste rauf.«
»Roslagen?«
»Weiter.«
Hinter ihnen stieß jemand die Tür auf. Es war Sofi Johansson.
»Linda Cederström ist aufgetaucht. Sie ist hier in Stockholm. Cederström macht sich sofort auf den Weg.«
»Also ist ihr nichts passiert?«, fragte Henning Larsson.
»Nein. Die Spur ist tot.«
Larsson und Kullgren drehten sich spiegelsymmetrisch zu Marta.
»Marta«, schlug Henning einen ruhigeren Ton an. »Seit wann ist Lis weg?«
»Sie hat am 25. Dezember um 11 Uhr 20 das Büro verlassen.«
Kullgren trat einen Schritt vor. »Ich will in
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