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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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sollte, dass es ihm schon wieder besser ginge, er aber nicht damit rechnete, in nächster Zeit wieder reden zu können, und dass ich ihn am besten gar nicht beachten sollte.
    Ich wandte mich an Wilem. »Ich hatte gar nicht mehr daran gedacht, dass es manchen Leuten so nahe geht«, sagte ich.
    »Ich empfehle Scutten«, erwiderte Wilem. »Und ich meine mich zu erinnern, dass du gesagt hast, wenn du dein Abzeichen erringst, wirst du uns heute Abend auf einer Woge von Wein nach Hause schwemmen. Da ist es für dich natürlich bedauerlich, dass ich heute, wie der Zufall es will, meine Trinkschuhe mit den Bleisohlen anhabe.«
    Ich hörte Stanchion hinter mir auflachen. »Das sind also die beiden Nicht-Kastraten, hm?« Simmon war so verblüfft, als Nicht-Kastrat bezeichnet zu werden, dass er wieder etwas an Fassung gewann und sich die Nase am Ärmel abwischte.
    »Wilem, Simmon – das ist Stanchion.« Simmon nickte. Wilem verneigte sich knapp. »Stanchion, könntet Ihr uns helfen, an den Tresen zu kommen? Ich hatte den beiden versprochen, sie zu einem Gläschen einzuladen.«
    »Eher Fässchen als Gläschen«, brummte Wilem.
    »Ohne die beiden wäre ich heute nicht hier«, sagte ich.
    »Ah«, erwiderte Stanchion und grinste. »Sie sind deine Gönner, jetzt verstehe ich!«

    Der Siegeskrug erwies sich als identisch mit dem Trostkrug. Er stand für mich bereit, als es Stanchion schließlich gelungen war, mit uns an unsere neuen Plätze am Tresen vorzudringen. Stanchion bestand sogar darauf, Wilem und Simmon zu Scutten einzuladen, da, wie er sagte, auch die Gönner eines Künstlers einen Anspruch auf die Ausbeute seiner Erfolge hätten. Ich dankte ihm dafür.
    Während wir auf die Getränke der beiden warteten, versuchte ich, in meinen hohen Krug zu spähen, und musste einsehen, dass ich dazu auf einen Schemel hätte steigen müssen.
    »Metheglin«, teilte mir Stanchion mit. »Das musst du probieren. Dort wo ich herkomme, heißt es, mancher Mann würde von den Toten wiederauferstehen, nur um ein Glas davon zu trinken.«
    Ich tippte mir an meine nicht vorhandene Hutkrempe und trank einen Schluck, um wieder zur Besinnung zu kommen, und da geschah etwas Wunderbares in meinem Mund: Honig, Nelke, Kardamom, Zimt, Traubensaft, süße Birnen, klares Quellwasser. Das ist alles, was ich über Metheglin sagen kann. Wenn ihr es nie probiert habt, tut es mir Leid, dass ich es nicht genauer beschreiben kann. Und wenn ihr es je probiert habt, muss ich euch nicht daran erinnern, wie es schmeckt.
    Ich war erleichtert, als ich sah, dass der Scutten in recht kleinen Gläsern ausgeschenkt wurde, von denen Stanchion sich auch selbst eines bestellt hatte. Wenn meine Freunde Krüge von diesem schweren Wein bekommen hätten, hätte ich eine Schubkarre gebraucht, um sie wieder ans andere Ufer des Flusses zu befördern.
    »Auf Savien!«, toastete Wilem.
    »Ja, auf Savien!«, sagte Stanchion und hob sein Glas.
    »Savien …«, schluchzte Simmon.
    »… und auf Aloine«, fügte ich hinzu und stieß mit meinem Krug mit ihnen an.
    Stanchion leerte sein Glas in atemberaubender Geschwindigkeit. »Also«, sagte er, »bevor ich dich der allgemeinen Verherrlichung überlasse, muss ich dich etwas fragen. Wo hast du das gelernt? Mit einer Saite weniger zu spielen, meine ich.«
    Ich überlegte. »Wollt Ihr die kurze oder die lange Fassung hören?«
    »Fürs Erste würde ich mich mit der kurzen begnügen.«
    Ich lächelte. »Das habe ich mir irgendwo abgeguckt.« Ich machte eine wegwerfende Geste. »Es ist mir aus meiner ansonsten vergeudeten Jugend geblieben.«
    Stanchion sah mich einen Moment lang mit belustigtem Blick an. »Nun, ich hab’s wohl nicht besser verdient. Beim nächsten Mal dann die lange Fassung bitte.« Er atmete tief durch und sah sich im Saalum, und sein goldener Ohrring funkelte im Licht. »Dann werde ich mich mal unter die Leute mischen. Ich muss verhindern, dass sie sich alle gleichzeitig auf dich stürzen.«
    Ich lachte. »Vielen Dank, Sir.«
    Er schüttelte den Kopf und gab jemandem hinter dem Tresen einen Wink, der ihm daraufhin schnell seinen Humpen reichte. »Vorhin war ›Sir‹ in Ordnung. Aber ab jetzt bitte nur noch Stanchion.« Er sah mich an, und ich lächelte und nickte. »Und wie darf ich dich nennen?«
    »Kvothe«, sagte ich. »Einfach nur Kvothe.«
    »Auf Kvothe«, toastete Wilem hinter mir.
    »Und auf Aloine«, fügte Simmon hinzu und weinte dann wieder leise in seine Armbeuge.

    Graf Threpe war einer der Ersten, die zu mir

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