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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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kamen. Aus der Nähe besehen, war er kleiner und wirkte älter. Er war aber quietschfidel, als er über mein Lied sprach.
    »Und dann riss die Saite!«, sagte er mit wilder Geste. »Und ich dachte nur noch: Nicht jetzt! Nicht so kurz vor dem Ende! Dann sah ich das Blut an deiner Hand, und mir zog sich der Magen zusammen. Du sahst uns an, dann die Saiten, und es wurde immer stiller im Saal. Und als du dann weitergespielt hast, dachte ich nur: Was für ein tapferer Junge. Aber er ist zu tapfer. Ihm ist nicht klar, dass er das Lied nicht mehr retten kann. Und dennoch hast du es geschafft!« Er lachte, als hätte ich der ganzen Welt ein Schnippchen geschlagen.
    Simmon, der nun nicht mehr weinte und mittlerweile schon recht angetüddelt war, lachte mit dem Grafen. Wilem schien nicht so recht zu wissen, was er von dem Mann halten sollte, und beäugte ihn ernst.
    »Du musst unbedingt mal bei mir zu Hause auftreten«, sagte Threpe und hob dann schnell eine Hand. »Aber darüber sprechen wir vielleicht später einmal. Und ich werde dich nun auch nicht den ganzen Abend mit Beschlag belegen.« Er lächelte. »Doch bevor ich gehe, muss ich dir noch eine letzte Frage stellen. Wie viele Jahre war Savien bei den Amyr?«
    Da musste ich nicht groß überlegen. »Sechs. Drei Jahre sich zu erproben und drei Jahre der Ausbildung.«
    »Erscheint dir sechs als eine gute Zahl?«
    Ich wusste nicht, worauf er hinaus wollte. »Sechs ist nicht gerade eine Glückszahl«, sagte ich ausweichend. »Wenn es um eine gute Zahl geht, würde ich eher die Sieben nehmen.« Ich zuckte die Achseln. »Oder die drei.«
    Threpe dachte darüber nach und tippte sich dabei mit einem Finger ans Kinn. »Da hast du recht. Aber sechs Jahre bei den Amyr bedeutet auch, dass er im siebten Jahr zu Aloine zurückkehrte.« Er zog eine Hand voll Münzen in mindestens drei unterschiedlichen Währungen aus der Tasche, zählte sieben Silbertalente ab und drückte sie mir in die Hand.
    Ich war völlig überrascht. »Mylord«, stammelte ich. »Das kann ich nicht annehmen.« Mich verblüffte weniger, dass er mir Geld gab – mich verblüffte die Summe.
    Threpe blickte verwirrt. »Und warum nicht?«
    Ich öffnete den Mund, doch mir fehlten die Worte.
    Threpe lachte leise und schloss meine Hand um die Münzen. »Das ist keine Belohnung für deinen Auftritt. Also gut, das ist es auch. Aber vor allem soll es dich dazu anspornen, weiter zu üben und noch besser zu werden. Es geht mir um die Förderung der Musik.«
    Er zuckte die Achseln. »Weißt du, ein Lorbeer braucht Regen, damit er wachsen kann. Dazu kann ich nicht viel beitragen. Ich kann aber dafür sorgen, dass ein paar Musiker vor dem Regen geschützt sind, nicht wahr?« Er lächelte vielsagend. »Und so kümmert sich Gott um den Lorbeer, und ich kümmere mich um die Musiker. Und klügere Köpfe als ich werden entscheiden, wann die beiden zusammenkommen.«
    Ich schwieg einen Moment lang. Dann sagte ich: »Ihr seid mit Sicherheit klüger, als Ihr Euch jetzt darstellt.«
    »Nun«, sagte er und gab sich Mühe, nicht geschmeichelt zu wirken. »Dann kann ich nur hoffen, dass sich das nicht herumspricht, denn sonst fangen die Leute noch an, irgendwelche Wunderdinge von mir zu erwarten.« Er machte kehrt und verschwand in der Menge.
    Ich steckte die sieben Talente ein und spürte, wie mir eine große Last von den Schultern genommen war. Es war, als wäre meine Hinrichtung aufgeschoben worden. Und das vielleicht buchstäblich, denn ich wusste ja nicht, mit welchen Mitteln Devi mich dazu ermuntern würde, meine Schulden zu begleichen. Ich tat den ersten sorgenfreien Atemzug seit zwei Monaten, und es war ein schönes Gefühl.
    Als Threpe gegangen war, kam einer der ausgezeichneten Musiker zu mir und beglückwünschte mich. Anschließend folgte ein kealdischer Geldverleiher, der mir die Hand schüttelte und mir ein Glas spendierte.
    Dann kamen ein weiterer Edelmann, ein weiterer Musiker und eine hübsche junge Dame, die ich für meine Aloine hielt, bis ich ihre Stimme hörte. Sie war die Tochter eines örtlichen Geldverleihers, und wir plauderten kurz miteinander, ehe sie dann weiterging. Fast zu spät schon besann ich mich auf meine guten Manieren und küsste ihr die Hand.
    Einer nach dem anderen kamen sie, um mich zu begrüßen, mich zu beglückwünschen, mir die Hand zu schütteln, Ratschläge zu geben und ihrem Neid oder ihrer Bewunderung Ausdruck zu verleihen. Obwohl Stanchion Wort hielt und dafür sorgte, dass sie sich nicht alle

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