Der Narr
passiert ist!«
Sam schilderte Minsk jedes Detail, von dem er wusste. Immer wieder hakte der Russe nach, besonders die kultischen Zusammenhänge von Ceallach und Nimue interessierten ihn. Die erste Flasche Wein war schnell geleert. Minsk sorgte umgehend für Nachschub.
*
Sonne, Strand und Meer! Heisenstein ließ das Meeresrauschen intensiver werden. Alexander der Große, der aufs Meer hinausblickte. Der Herrscher eines der größten Imperien der Weltgeschichte war nach einem kleinen Rückschlag bereit, weitere Eroberungsfeldzüge zu planen …
Er öffnete die Augen. Er konnte sich nicht konzentrieren. Immer wieder kamen dem Bankier bei den Gedanken an das alte Griechenland andere Erinnerungen in den Sinn.
Noch nie war er so viele Tage in Folge der Arbeit fern geblieben. Das Warten nagte an ihm, die Untätigkeit machte ihn mürbe. Für jemanden, der sein Leben lang nach vorne geblickt hatte, gab es nichts Schlimmeres als den Stillstand. Er schenkte sich ein weiteres Glas Speyside Whiskey ein und fuhr mit der Hand über seine Bartstoppeln. Es musste in seinen Erinnerungen etwas geben, das er nutzen konnte, um sich in die richtige Stimmung zu bringen. Er musste raus aus dieser gähnenden Leere, die sich vor ihm auftat.
Doch zuerst kümmerte er sich um die Physiognomie. ›Der erste Schritt zur persönlichen Höchstleistung ist die Änderung der Körperhaltung!‹ Er erinnerte sich an die Worte des Mentaltrainers, ein sehniges, immer lächelndes Energiebündel, das selbst nach einem Marathon noch einigermaßen erholt wirkte.
Heisenstein richtete sich auf, zog seine Schultern zurück und stand aufrecht, wie ein Soldat beim Salutieren. Er versuchte sich noch einmal zu konzentrieren.
Das Ziel zu kennen, ist die wesentlichste Voraussetzung für den Erfolg. Danach startet der effiziente Manager den optimierten Umsetzungsprozess. Erster Schritt: Definiere den Status Quo, deine Ausgangssituation. Danach arbeitest du alle möglichen Alternativen aus und im dritten Schritt entscheidest du dich für die Variante, die dich am effizientesten zum Ziel führt.
Viel gab es da nicht zu eruieren. Es gab zwei Player am Markt. Der Erste war für Heisenstein mittlerweile berechenbar geworden. Er zweifelte nicht an Joes Commitment, aber dem Kerl fehlte es offensichtlich an der notwendigen Intelligenz, um das Projekt abzuschließen. Es war die zweite Person, die ihm Kopfzerbrechen bereitete. Er konnte sie nicht einschätzen und ohne dieses Wissen war es unmöglich, den perfekten Schlachtplan auszuarbeiten. Heisenstein musste erfahren, mit wem er es zu tun hatte.
Endlich klingelte sein Handy. Die Stimme am anderen Ende der Leitung war, wie erwartet, verzerrt und verstellt: »Dr. Heisenstein, kommen wir gleich zum Geschäftlichen! Sie können sich sicher denken, was ich will.«
Direkter Verhandlungsstil! Aber mein Gesprächspartner überlässt mir die Initiative. Mit den richtigen Fragen verleite ich ihn vielleicht dazu, etwas Persönliches von sich zu preiszugeben.
»Was wollen Sie für mich tun?«, fragte Heisenstein. Wie gerne hätte er das Gespräch in seinem Büro geführt, wo er es gewohnt war, der Silberrücken zu sein, der allen Befehle erteilte und jedem jedes Geheimnis alleine mit seinen fragenden Blicken entlocken konnte.
»Drei Millionen Euro und der Mörder ist ein toter Mann.«
»Ich mache keine Deals mit Unbekannten«, antwortete Heisenstein langsam. Er hätte gern ein wenig diplomatisches Geplänkel eingestreut, um die Nerven des Anderen zu strapazieren. Doch es war seine eigene Ungeduld, die ihn drängte, mehr zu erfahren. Er ging in die Offensive: »Wer sagt mir, dass nicht Sie der Mörder meiner Tochter sind?«
Der Anrufer lachte kurz auf: »Ich habe Beweise.«
»Welche?«
»Dr. Heisenstein, ich rufe Sie mit dem Handy Ihres Auftragsmörders an. Können wir jetzt endlich über das Finanzielle reden?«
Heisenstein nahm einen Schluck Whiskey. Wagte der Kerl es gerade wirklich, ihm zu drohen? Nur kein Wutanfall! Es war nur ein kleiner Bastard, der mit der Macht spielen wollte. Er würde sich auf kurz oder lang, wie viele andere zuvor, die Finger verbrennen. Einfach nur ruhig bleiben.
»Solange ich keine Bestätigung habe, dass nicht Sie der Mörder meiner Tochter sind, sehe ich nicht den geringsten Anlass, über ein Erfolgshonorar zu verhandeln«, gab er forsch zurück.
Der Anrufer schwieg kurz. »Also gut!«, seufzte er. »Die Polizei wird bald die Leiche einer Person finden, die sich mit mir im Auto
Weitere Kostenlose Bücher