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Der Nautilus-Plan

Der Nautilus-Plan

Titel: Der Nautilus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Lynds
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hatte hinters Licht führen lassen – nur was den Zeitpunkt betraf, zu dem die Absetzung ihrer Serie beschlossen worden war, war ihm ein Fehler unterlaufen.
    Jedenfalls stand fest, dass ihr Produzent keinen Grund hatte, sie zu belügen. Das Network musste die Entscheidung, genau wie Shay gesagt hatte, am Abend zuvor getroffen haben. Um jedoch das Theater, das er ihr vorspielte, glaubwürdiger zu machen, hatte Mac gelogen und so getan, als steckte Langley dahinter. Wir wollen nicht, dass unsere Suche nach Sarah in irgendeiner Weise behindert wird. Seine Auftraggeber fürchteten, sie könnte die Aufzeichnungen irgendwo aufspüren, wo sie ihrem Zugriff entzogen wären. Es war ein winziger Kratzer in der Illusion. Ein größerer Kratzer war der Maulwurf oder Verräter – jedenfalls gab jemand innerhalb ihrer Organisation Informationen an den Erpresser weiter.
    Apropos Illusion. Sie sah auf das Handy in ihrer Hand hinab. Die Illusion, das Theater, die Fassade hing ganz davon ab, wie weit sie in der Lage waren, ihre Welt zu kontrollieren. Hätten sie es in diesem Fall ganz allein Mac überlassen, sie hier zu beschatten? Das war höchst unwahrscheinlich. Sie drehte das Handy um und öffnete das Batteriefach. Ihr stockte der Atem.
    Sie hatte es zwar schon vermutet, aber trotzdem war sie jetzt schockiert – zwei winzige Wanzen, so groß wie Hemdknöpfe. Eine war ein GPS, um sie zu orten, die andere ein Mikrofon.
    Sie war fassungslos. Die Ungeheuerlichkeit ihrer Entdeckung verschlug ihr die Sprache. Die Entführer hatten jeden ihrer Schritte überwacht und jedes ihrer Gespräche mitgehört – mit Mac, mit den Hotelportiers, mit Tish und Simon, mit Jimmy Unak und dem Fahrkartenverkäufer in der Waterloo Station und den Taxifahrern und …
    Sie wussten alles, was sie gesagt hatte. Jedes Wort. Und auch jedes Wort, das alle anderen zu ihr gesagt hatten. Wenn es hörbar war, hatte es jemand gehört oder aufgezeichnet oder beides. Das leiseste Husten, ein Räuspern, das Scharren eines Stuhls, Simons leichtes Schnarchen, das Rauschen einer Toilettenspülung … Sie war wie vor den Kopf gestoßen, und sie fühlte sich missbraucht.
    Aber weshalb überraschte sie das? Nachdem sie jahrelang von ihnen beobachtet worden war, wussten sie, dass sie nach den Aufzeichnungen suchen würde, um Sarahs Leben zu retten. Und deshalb hatten sie, um nichts dem Zufall zu überlassen, nicht nur die Entführung inszeniert, sondern ihr auch den Sender und das Abhörgerät untergejubelt. Das erklärte, wie es zu Tishs Ermordung gekommen war: Über die Wanze in ihrem Handy hatten sie mitbekommen, wie sie dem Londoner Taxifahrer Tishs Adresse genannt hatte.
    Danach musste der Informationsfluss allerdings unterbrochen worden sein. Sonst wäre ihr der Killer zum Lagerhaus gefolgt. Und selbst wenn er sie dort verpasst hätte, hätte er sie spätestens in Jimmy Unaks Nachtclub gefunden.
    Sie begann im Zimmer auf und ab zu gehen und überlegte, was dieses Ausbleiben weiterer Nachstellungen bedeutete. Und dann begann es ihr zu dämmern: Die Entführer mussten gemerkt haben, dass sie einen Maulwurf in ihren Reihen hatten. Inzwischen war dieser Maulwurf entweder tot oder kaltgestellt, oder sie ließen ihm keine Informationen mehr zukommen.
    Sie machte kehrt und ging wieder zurück. Ihre größte Sorge war, ob etwas von dem, was die Entführer wussten, irgendjemandem schaden konnte …
    Der armen Tish Childs konnten sie nichts mehr antun, und Jimmy Unak war mittlerweile unwichtig. Aber da war auch noch Simon. Die Leute, die ihre Gespräche abgehört hatten, wussten, dass Simon vorhatte, Baron de Darmond aufzusuchen, und dass der Baron etwas mit dem Carnivore und dessen Aufzeichnungen zu tun hatte. Das konnte für Simon katastrophale Folgen haben.
    Sie eilte ins Bad, machte die Dusche an und legte das Handy aufs Waschbecken. Dann kehrte sie in ihr Zimmer zurück und machte auf dem normalen Hotelanschluss einen Anruf.
    »Geh schon dran, Simon«, flüsterte sie beschwörend, »geh endlich dran!« Das tat er aber nicht. Sobald ein Pfeifton ertönte, sagte sie hastig: »Simon, hier ist Sarah. Sei vorsichtig. Möglicherweise wissen die Leute, die den Killer in London engagiert haben, dass du heute den Baron aufsuchen willst. Dass sie gefährlich sind, brauche ich dir nicht zu sagen. Ich wüsste gern mehr. Sobald ich etwas Neues erfahre, melde ich mich wieder.«
    Sie unterbrach die Verbindung, ging ins Bad und griff nach dem Handy. Sie wollte es gerade wutentbrannt

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