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Der Nautilus-Plan

Der Nautilus-Plan

Titel: Der Nautilus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Lynds
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vergrößern lassen. Der Erpresser hatte mit dem Baron eine Abmachung getroffen, und die Aktenordner auf dem Schreibtisch waren vermutlich das, womit sich der Baron gerade beschäftigt hatte. Aller Wahrscheinlichkeit nach enthielten sie also Informationen über diese Abmachung. In Paris kannte Simon eine Frau, der er den Film zum Entwickeln anvertrauen konnte.
    Er war so in Gedanken versunken, dass er kaum den eleganten schwarzen Citroën mit den getönten Scheiben bemerkte, der ihn überholte. Er war ebenfalls in Richtung Chantilly unterwegs. Blinzelnd konzentrierte sich Simon wieder auf die Gegenwart. In der entgegengesetzten Richtung – auf dem Weg zum Château – raste mit jaulender Sirene ein Polizeiauto vorbei.
    Sobald es außer Sichtweite war, gab Simon Vollgas und fuhr erst wieder langsamer, als er sich dem Dorf näherte. Dort schien alles seinen gewohnten Gang zu gehen. Touristen und Einheimische kauften ein. Auf den Straßen herrschte lebhafter Verkehr.
    Er parkte hinter seinem Leihwagen, stieg aus und ging um den gemieteten Peugeot herum, um Türschlösser und Reifen zu inspizieren und zugleich unauffällig nach einem Schatten Ausschau zu halten. Er bemerkte nichts und niemanden, der in irgendeiner Weise verdächtig wirkte. Durch den Stoff seiner Hose tastete er nach der Mini-Kamera. Ja, sie war noch da. Beruhigt ließ er den Schlüssel des geborgten Renault auf dem Boden des Wagens liegen und ging zu seinem Sportwagen.
    Doch gerade als er die Tür öffnete, raste ein Radfahrer an ihm vorbei und streifte mit dem Lenker die Autotür. Und dann ging alles ganz schnell: Das Fahrrad schleuderte seitlich unter dem Radfahrer davon, sodass dieser stürzte und mit der Schulter unter den vorderen Kotflügel von Simons gemietetem Peugeot rutschte. Dort blieb er kurz reglos liegen, nur sein Arm hob sich unter den Wagen, als wolle er einen Schlag abwehren.
    Simon schloss die Tür wieder und eilte dem Radfahrer zu Hilfe. »Est-ca-que je vous ai sait mal?« Alles in Ordnung?
    Benommen den Kopf schüttelnd, kroch der Radfahrer, ein Jugendlicher, unter dem Auto hervor. »Imbécile!« Unter seinem Helm stand verschwitztes blondes Haar hervor. Mit finsterem Gesicht schimpfte er auf Französisch: »Passen Sie doch auf! Das war Ihre Schuld! Sie sind doch nicht allein auf der Straße!« Sein Hemd war von dem Sturz zerrissen. Aus frischen Abschürfungen perlten Blutstropfen.
    »Tut mir Leid.« Simon versuchte ihm aufzuhelfen. »Aber Sie sind auf dem Bürgersteig gefahren.«
    Der junge Mann schüttelte Simon ab, richtete sich auf und hinkte auf sein Fahrrad zu. Mit jedem Schritt wurde seine Balance besser, sein Ärger größer.
    Er hob das Fahrrad vom Boden auf. »Sehen Sie sich mal den Lack an!«
    Das einfache 5-Gang-Rad wies nur ein paar geringfügige Kratzer auf. Entweder hing der Kerl ganz besonders daran, oder er versuchte, Geld herauszuschlagen. Die ersten Neugierigen begannen sich um sie zu scharen. Simon durfte jetzt keine Zeit verlieren. Er musste sich schleunigst von dem gestohlenen Auto entfernen, bevor jemand, speziell die Polizei, neugierig wurde. Außerdem musste er auf schnellstem Weg zurück nach Paris, um den Film entwickeln zu lassen.
    Er holte seine Brieftasche heraus und erklärte einlenkend: »Ich weiß natürlich, dass sich so etwas mit Geld allein nicht richten lässt.
    Wirklich schönes Fahrrad, das Sie da haben. Ich gebe Ihnen so viel, dass Sie es reparieren und vielleicht sogar neu lackieren lassen können.«
    »Nicht so schnell.« Die Wut in der Stimme des Jungen verflog, als er Simon die Euroscheine zählen sah.
    Bei 150 machte Simon Schluss. Er beobachtete die Augen des Kerls, die auf das Geld geheftet waren. Was er dort sah, war blanke Gier, und das genügte in der Regel, um jedes Geschäft zum Abschluss zu bringen.
    Simon zog das Geld zurück. »Stimmt, ich hätte Ihnen kein Geld anbieten sollen«, erklärte er aalglatt. »Damit habe ich Sie beleidigt.« Er machte sich daran, die Scheine wieder in seine Brieftasche zu stecken.
    » Non, non. Zum Teil war es ja auch meine Schuld. Ich hätte nicht auf dem Bürgersteig fahren sollen …« Der Radfahrer schnappte sich die Euros.
    Simon lächelte. »Das ist großzügig von Ihnen.«
    Der Radfahrer stopfte sich die Scheine in die Tasche und fuhr davon. Während die kleine Menschenmenge sich unter Murmeln und Kopfschütteln auflöste, stieg Simon in den Peugeot und fuhr los. Bald war er auf der Autobahn nach Paris, unterwegs zu den Antworten, die dort

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