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Der Nautilus-Plan

Der Nautilus-Plan

Titel: Der Nautilus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Lynds
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sie wieder nach draußen und rief von einer Telefonzelle aus im Hotel an, um sie über den Toten in Zimmer 405 in Kenntnis zu setzen. Danach kaufte sie verschiedene Dinge, um sich zu verkleiden, und eilte zum Hotel zurück, um zu sehen, was die Frau auf der Bank machte.

ZWEIUNDZWANZIG
    Die Pariser Polizei hatte vor dem Hotel Valhalla bereits eine Absperrung errichtet, und die Presseleute waren mit Kameras und Mikrophonen und Notizblöcken angerückt. In der heißen Sonne standen Passanten und schauten zu. Liz hatte sich mit Sonnenbrille und schwarzem Strohhut, passend zu dunkler Hose und Jackett, neben einem Plakat des Cirque des Astres in einen Hauseingang gedrückt. Sie betrachtete das Plakat als Glücksbringer. Von dieser Stelle hatte sie nämlich nicht nur das Hotel und die Straße im Auge, sondern auch die Frau auf der Bank.
    Mit grimmiger Genugtuung stellte Liz fest, dass ihre Maske der Ungerührtheit Risse bekommen hatte. Alles an ihr, vom schmalen Strich ihres Mundes bis hin zu ihren aufgebrachten Gesten, wies darauf hin, dass sie stinksauer war, als sie telefonierte, offensichtlich um Anweisungen zu erteilen. Ihre Sonnenbrille blieb dabei die ganze Zeit auf den Menschenauflauf vor dem Hotel gerichtet. Schließlich beendete sie das Gespräch und saß eine Weile nachdenklich da. Dann telefonierte sie wieder. Dieses Gespräch verlief bedächtiger und dauerte länger, und als die Frau es beendete, wirkte sie ruhiger und gefasster, so, als wäre dabei eine Entscheidung getroffen worden, die in ihrem Sinn war.
    Dann geschah das, worauf Liz gehofft hatte: Die Frau stand auf und stapfte mit ihrer Einkaufstüte davon. Liz verließ ihr Versteck und folgte ihr. Gleichzeitig nahm ein Mann, der sich an der Absperrung herumgetrieben hatte, den Platz der Frau ein und beobachtete an ihrer Stelle das Hotel. Als Liz der Frau durch die verschlungenen Straßen von Paris folgte, führte diese die üblichen Manöver durch, auf die man zurückgriff, um einen Verfolger abzuschütteln. Sie betrat Geschäfte, um sie durch Nebeneingänge wieder zu verlassen. Sie ging extrem schnell, dann wieder ganz langsam, lauter Maßnahmen, die einen Schatten dazu verleiten sollten, sich zu verraten. Die Frau verstand etwas von ihrem Geschäft.
    Liz ließ sich entsprechend zurückfallen, um dann wieder schneller zu gehen, ohne allerdings den Anschein zu erwecken, als hätte sie es besonders eilig. Sie nahm den Strohhut ab und setzte Ashers Baskenmütze auf. Nahm Jacke und Baskenmütze ab. Setzte wieder den Strohhut auf. Das alles geschah so automatisch und instinktiv, dass kein Zweifel mehr bestand: Die Vergangenheit hatte sie eingeholt und trieb sie voran.
    Es war wie ein Tanz, der allerdings für Uneingeweihte nicht zu erkennen war, und es schien auch niemand Notiz davon zu nehmen, bis auf einen Taxifahrer, der auf der Suche nach einem Fahrgast neben Liz herfuhr. Nachdem sie erst vor kurzem zweimal vom selben Taxi mitgenommen worden war, betrachtete Liz das Gesicht des Fahrers argwöhnisch. Er kam ihr nicht bekannt vor. Trotzdem winkte sie ihn weiter und sah ihm so lange hinterher, bis er eine Straße weiter anhielt und ein älteres Ehepaar einsteigen ließ. Im selben Moment bog die Frau um eine Ecke, und Liz folgte ihr, ohne weiter an den Taxifahrer zu denken.
     
    Im hellen Schein der Straßenlampen hinkte Cesar Duchesne auf seine konspirative Wohnung nördlich vom Eiffelturm zu. Er hatte immer noch seine flache Taxifahrermütze und darunter die Mini-Kopfhörer auf. Von seinem Gürtel hing ein Walkman. Über den Bürgersteig legten sich die langen, kühlen Schatten des Spätnachmittags. Seine wachsamen Augen waren ständig in Bewegung und beobachteten Verkehr und Fußgänger, Durchfahrten und geparkte Autos. Er rechnete nicht damit, angehalten oder gar erkannt zu werden, aber man konnte nie wissen. Wenn man so lange in einem Geschäft wie seinem war, lernte man, weder den Menschen noch dem eigenen Glück zu vertrauen.
    Er suchte die Stelle auf der CD, die er sich noch einmal anhören wollte. Als Sicherheitschef der Schlange und Leiter der Operation konnte Duchesne als Einziger die Wanze in Liz Sansboroughs Handy abhören. Er versuchte immer noch, die Stimme der anderen Frau zu identifizieren. Sie sprach englisch, aber mit französischem Akzent.
    »Kommen Sie zu mir?«
    »Wie bitte?« Das war eindeutig Liz.
    »Kommen Sie zu mir, dann lassen wir Sarah Walker frei. Fahren Sie mit dem Lift nach unten und verlassen Sie das Hotel durch den

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