Der Nautilus-Plan
du das alles?«, fragte Simon.
»Sie hat mich bei verschiedenen Gelegenheiten observiert, und ich bin ziemlich sicher, dass sie Mac umgebracht hat. Sie arbeitet für die Leute, die die Aufzeichnungen haben.« Und sie hatte das Team angeführt, das Sarah und Asher ein zweites Mal entführt hatte.
Der Mann auf dem Boden zuckte. Er kam wieder zu Bewusstsein.
»Wenn sie also zufällig mit unserem Freund hier unter einer Decke steckt …«, begann Simon.
»Sie wissen, dass du nach den Aufzeichnungen suchst. Du weißt doch, sie haben mein Handy abgehört. Die Leute, die sich im Besitz der Aufzeichnungen befinden, glauben offensichtlich, auch dich unschädlich machen zu müssen.«
»Das ist genau, was ich hören wollte.«
Die Lider des Mannes begannen zu flattern. Als ihm Simon den Lauf seiner SIG Sauer an die Schläfe drückte, schoss seine Hand hoch, um sie zu packen.
Simon spannte den Hahn. »Hörst du das, Freundchen?«, fragte er leise. »Das wird deine letzte Erinnerung sein, bevor ich dein Hirn ausknipse.«
Die Augen gingen auf. Sahen Simon. Erblickten die Waffe. Die Miene des Mannes veränderte sich nicht, nur die Hand ließ er sinken. »Wir müssen reden.«
»Nicht so laut«, zischte Simon. »Wer schickt Sie?«
Liz richtete sich in die Hocke auf und konzentrierte sich ganz auf die näher kommende Frau. Sie drückte sich jetzt ganz dicht an die Hauswand, wo es am dunkelsten war. Sie war nur deshalb zu erkennen, weil sie sich bewegte und dabei gerade genug Mondlicht reflektierte, dass jemand, der wusste, wohin er sehen musste, sie erkennen konnte. Offensichtlich waren der Verkehr und die ferne Musik laut genug gewesen, um ihr Flüstern zu übertönen, denn die Frau hatte sie offensichtlich noch nicht gehört oder im Dunkeln kauern sehen.
»Es ist genau so, wie sie gesagt hat«, bestätigte der Mann Simon. Seine Stimme wurde sofort leiser, als Simon ihm die Pistole fester gegen die Schläfe drückte. »Wir wissen, dass Sie zusammenarbeiten.«
»Sie haben meine Frage nicht beantwortet. Wer sind Sie? Wer bezahlt Sie?«
Ohne die geringste Veränderung seines Gesichtsausdrucks, ohne ein verräterisches Zucken seiner Muskeln, das sie hätte warnen können, riss der Mann den Mund auf und brüllte: »Beatrice!« Gleichzeitig wälzte er sich von Simons Pistole weg, trat nach Simon, packte ihn an den Fußgelenken und warf ihn zu Boden. Abgesehen davon, dass er kräftig gebaut und stark war, hatte diesmal er das Überraschungsmoment auf seiner Seite.
Als Simon zurücksprang, bückte sich der Mann und riss das Messer aus der Scheide unter Simons Hosenbein. Jetzt hatte er auch eine Waffe. Im selben Moment rief die Frau: »Malko!« Sie eröffnete das Feuer und rannte in die Richtung, aus der sein Schrei gekommen war. Ihre Kugeln krachten auf der Suche nach ihnen in die Pflastersteine, sodass Steinsplitter, so scharf wie Rasierklingen, durch die Luft stoben.
Das alles geschah in wenigen Sekunden. Während sich Simon, wild um sich tretend, zu orientieren versuchte, um seine SIG Sauer abzufeuern, brüllte er: »Sarah!«
Einen Augenblick war Liz, die mit der Glock in beiden Händen auf dem Boden kauerte, wie gelähmt. Doch dann sagte eine innere Stimme ganz ruhig: Du hast deine Entscheidung getroffen. Jetzt ist nicht die Zeit, um lange zu überlegen. Sie drückte ab.
Der Rückstoß der Glock jagte einen heftigen Stromstoß durch ihren Arm, und etwas in ihr zersprang. Ein Teil von ihr, an dem ihr viel gelegen hatte, löste sich auf, als ihre Kugel Beatrice voll erwischte. Die Frau machte noch zwei Schritte, dann sackte sie zu Boden, als hätte sich ihr Rückgrat in nichts aufgelöst.
Im selben Moment streckte der Mann Simon mit einer Schlagkombination gegen Bauch und Kinn zu Boden, und Liz wirbelte herum, um auf ihn zu schießen. Doch der Mann trat ihr die Pistole aus der Hand und rannte weg.
Fluchend hob Liz die Waffe auf und nahm die Verfolgung auf, aber Malko lief ganz dicht an der Wand entlang, wo es am dunkelsten war. Bevor sie nahe genug an ihn herankam, war er in der Dunkelheit verschwunden, ein Phantom, von der Nacht verschluckt. Sie lief zu der Frau zurück und drehte sie auf den Rücken. Ihre Brust war blutüberströmt. Kein Puls. Liz bückte kurz in das totenstarre Gesicht und fragte sich, was diese Frau für ein Mensch gewesen war. Ob sie einen Mann, Kinder, ein Privatleben gehabt hatte.
Doch sie schüttelte diese Gedanken rasch ab. Trauern konnte sie später. Erst musste sie ihre Aufgabe erfüllen,
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