Der Nautilus-Plan
Sie enthielten Personallisten, die er auf den neuesten Stand brachte, um neue Aufträge schneller verteilen zu können.
Er hatte Liz Sansborough nie gemocht. Wie sollte man auch jemandem trauen, der von professionellen Killern aufgezogen worden und auch noch zu ihnen übergelaufen war? Und die, als sie aus der Kälte zurückkommen wollten, Informationen zusicherten, mit denen sie allerdings nie rausrückten? Andererseits war er Profi genug, um alle seine Agenten, sogar sie, mit Respekt zu behandeln. In der Welt der Geheimdienste konnte man nie wissen, wen Langley eines Tages brauchen würde, und sei es auch nur für ein Täuschungsmanöver.
Der Direktor hatte Edmunds bereits gewarnt, was sie ihm alles erzählen würde, aber die absurdeste ihrer Behauptungen hatte sie dann doch nicht aufgestellt: dass sich nämlich der Carnivore schriftliche Aufzeichnungen gemacht hätte. Das war ihm seit der Warnung des Direktors immer wieder durch den Kopf gegangen. Denn was war, wenn das nun tatsächlich stimmte? Aber mit Sicherheit war das nur ein weiteres ihrer Hirngespinste.
Andererseits … Asher Flores war eine andere Sache. Falls er tatsächlich entführt worden war …
Er wählte Walter Jaffas Nummer.
»Ja, Frank«, meldete sich Jaffas Sekretärin nach dem ersten Läuten. »Er hatte schon gehofft, Sie würden anrufen.«
Nach einem Klicken der Leitung hatte Edmunds wieder den Verwaltungsdirektor am Apparat. Er erzählte Walter Jaffa, was Liz Sansborough gesagt hatte.
»Diese zwei Professoren in Santa Barbara, die sie Ihnen gegenüber erwähnt hat, sind die beiden, die sie aus dem Weg hat räumen lassen«, sagte der Direktor. »Und vergessen Sie auch diese Frau in London nicht, die sie eigenhändig eliminiert hat. Was Flores’ Entführung angeht, ist das nur eine weitere ihrer Erfindungen. Seine Tarnung geht extrem tief. Wie tief genau, darf ich Ihnen nicht sagen. Aber sie muss es wissen, verstehen Sie? Verdammt! Sie hat sogar uns infiltriert! Wir müssen sie unschädlich machen, Frank. Auf der Stelle. «
»Ich …« Frank Edmunds atmete lange und geräuschvoll aus. »Sie hat sich sehr überzeugend angehört.«
»Sie haben ihr geglaubt ?« Der Direktor hörte sich verärgert an. »Das sollte Ihnen eine Lehre sein, wie gut sie ist. Ganz offensichtlich braucht sie einen Ort, an dem sie untertauchen kann. Deshalb kommt sie mit diesem Märchen an und versucht, damit an Ihr Mitgefühl zu plädieren. Sie weiß, Sie sind befugt, ihr eine konspirative Wohnung zuzuteilen. Sie denkt, bis Sie ihre Behauptungen auf ihre Richtigkeit überprüft haben, hat sie ihre Verfolger abgeschüttelt, sodass sie sich wieder aus dem Staub machen kann, ohne von uns etwas befürchten zu müssen.«
Frank Edmunds ärgerte sich über sich selbst. War er auch auf sie reingefallen? Wurde er langsam weich? Übersah er die verräterischen Hinweise? »Wir lassen es wie einen Unfall aussehen«, erklärte er entschlossen. »Genau wie Sie gesagt haben.«
Paris
Gino Malko fuhr in seinem Citroën langsam auf das Bistro zu, als zwei Polizisten nach draußen kamen und lächelnd auf ihren Streifenwagen zugingen. Fluchend trat er aufs Gas. Im Rückspiegel beobachtete er, wie die Polizisten einstiegen, ohne zu ahnen, dass unter ihrem Auto ein GPS angebracht war, zweifellos von diesem Mistkerl Simon Childs.
Von wem auch sonst?, dachte Malko, als er mit dem Citroën um die Ecke schoss. Er sah auf seinen GPS-Monitor. Simon Childs kam sich sicher schlau vor, aber Gino Malko war auf Nummer sicher gegangen und hatte auf der Innenseite der hinteren Stoßstange des Peugeot, wo er nicht so leicht zu entdecken war, einen zweiten Peilsender angebracht, als Childs das Auto in der Nähe der Champs-Elysées längere Zeit unbeobachtet abgestellt hatte. Simon Childs war zwar gut, aber nicht gut genug. Sonst hätte er sein Auto gründlicher inspiziert.
In einer kurzen Anwandlung von Optimismus sah Malko auf seinen digitale Stadtplan. Das Polizeiauto war das statische Signal. Deshalb würde er dem folgen, das sich bewegte. Das musste der Peugeot sein. Gleich hätte er Simon Childs gefunden.
Zehn Minuten, nachdem sie das Gespräch mit Frank Edmunds beendet hatte, rief ihn Liz wieder an. Er nannte ihr die Adresse einer konspirativen Wohnung der CIA im sechsten Arrondissement.
»Es ist eine gute Wohnung«, versicherte er ihr. »Ich rufe Sie in Kürze dort an, um zu sehen, ob auch alles in Ordnung ist. Wo sind Sie jetzt gerade, damit ich ihnen ungefähr sagen kann,
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