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Der Nautilus-Plan

Der Nautilus-Plan

Titel: Der Nautilus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Lynds
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aus der Küche und reichte beides Liz. »Ich habe ihnen dabei einiges an Geld abgeknöpft. ›So, das reicht, und jetzt der Nächste.‹ Und wenn sie dich nackt sehen konnten, gab’s noch einen Extrazuschlag.« Er grinste. »Ich habe dir meine Jugend geopfert.«
    »War das der Grund, weshalb du dich immer vor meiner Tür herumgetrieben hast? Hast du gehofft, du würdest mitbekommen, wie ich mich ausziehe?« Sie biss von dem Käsebaguette ab.
    »Ich war Unternehmer geworden. Ich hatte Verbindlichkeiten zu erfüllen.«
    »Du warst auf dem besten Weg, Zuhälter zu werden … oder Spion.« Sie musste grinsen. »Wir hatten damals viel Spaß miteinander. Es war eine schöne Zeit.«
    Sie hielten inne und sahen sich an, bis Simon schließlich ernst fragte: »Warum denkst du eigentlich ausgerechnet jetzt daran?« Er kehrte in die Küche zurück.
    »Dazu komme ich gleich.« Sie betrachtete nachdenklich das Foto. »Wenn unsere Vermutung richtig ist, dass der Erpresser ein Geschäft zum Abschluss zu bringen versucht, das nicht nur sehr wichtig, sondern auch sehr eilig ist, dann muss nicht unbedingt nur die Bank des Barons an der Sache beteiligt sein. Möglicherweise sind auch noch andere Firmen oder Organisationen involviert. Es könnte nicht nur um Finanzierungsprobleme gehen, sondern auch um Schwierigkeiten infolge behördlicher oder staatlicher Regulierungen, oder um die Bildung einer Lobby, alles Mögliche.«
    »Denkst du, es könnte auch früher schon zu ähnlichen Vorfällen gekommen sein, die irgendwie mit diesem ›Deal‹ zusammenhängen?«
    »Ja, es könnte weitere fehlgeschlagene Erpressungsversuche gegeben haben. Zum Beispiel bei Personen, die sich in einer Position befanden, um einen Regierungsbeschluss kippen oder eine Maßnahme veranlassen oder eine Entscheidung treffen zu können, die sich ganz unmittelbar auf den Deal ausgewirkt hätte. Der oder die Betreffende starb oder legte vollkommen unvermutet sein Amt nieder oder beging Selbstmord oder stimmte in einer wichtigen Angelegenheit gegen jede Vernunft oder auch gegen alle Erwartung.« Sie nahm einen Schluck Wein und biss gierig in das Baguette.
    »Worauf willst du hinaus?« Simon kam mit einem Käsebaguette und einem Glas Wein für sich zurück und nahm wieder seinen Beobachtungsposten am Fenster ein.
    Liz klopfte sich die Finger ab, trank ihr Glas leer und hielt Simon den Abzug mit den ältesten Fotos hin. »Kennst du einen dieser Männer?«
    Sie zeigte auf das Foto, das sie mit gelbem Marker eingekreist hatte.
    Simon sah sich das Foto an. »Wann wurde es aufgenommen?« Er biss von seinem Baguette ab.
    »Da sieht man wieder mal, wie jung du noch bist. Ich würde sagen, in den frühen Sechzigerjahren, also etwa, als ich geboren wurde. Ich muss allerdings zugeben, dass ich die drei zuerst auch nicht erkannt habe.«
    Simon betrachtete das Foto. »Also, das ist der Baron und das hier Grey Mellencamp und … verdammt! Das ist Onkel Henry.« Simon stopfte sich Brot und Käse in den Mund.
    »Ganz genau.« Henry, Lord Percy, war Sir Roberts Mentor gewesen. Kein richtiger Onkel, weder für Simon noch für Liz, aber ein beliebter zusätzlicher Großvater, der Weihnachten immer bei den Childs in London verbrachte und die ganze Familie oft auf sein Gut in Northumberland einlud, im Winter zum Eislaufen und im Sommer zum Segeln. Mit einem Privatzoo und hunderten von Hektar Land zum Spielen, Reiten und Herumtollen war Onkel Henrys Gut immer ein beliebtes Ferienziel gewesen.
    »Überraschend finde ich das nicht«, sagte Simon. »Henry verkehrte in den höchsten Kreisen.«
    »Vielleicht sogar in höheren, als uns bewusst war. Lebt er eigentlich noch?«
    »Ja, er müsste inzwischen Mitte neunzig sein.«
    »Sein Gut dürfte kaum mehr als dreihundert Kilometer von Dreftbury entfernt liegen, was natürlich sehr praktisch wäre. Soweit ich mich erinnere, las er täglich drei Zeitungen und sah sich nie eine Nachrichtensendung an, die er nicht mochte.«
    Simon nickte. »Er hatte den Finger immer am Puls der Zeit. Kannte Gott und die Welt.«
    »Vielleicht kann er uns helfen, herauszufinden, worum es dem Erpresser tatsächlich geht.«
    »Gute Idee. Aber wenn er nicht zu Hause ist? Und selbst wenn – wer weiß, wie es um sein Gedächtnis bestellt ist.«
    »Ruf doch einfach bei ihm an. Wenn Clive drangeht, wissen wir, dass Onkel Henry da ist. Weißt du die Nummer noch?«
    »Natürlich. Sie ist unauslöschlich in mein Stammhirn eingebrannt.« Simon holte sein Handy heraus. »Ich werde

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