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Der Nautilus-Plan

Der Nautilus-Plan

Titel: Der Nautilus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Lynds
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kräftigen Schultern waren nicht ohne Wirkung auf sie geblieben. In der Ferne ertönten die Sirenen mehrerer Polizeiautos. Simon zog sich weiter an, während sie gespannt lauschten. Es war noch nicht zu erkennen, ob die Polizeiautos zum Parkhaus unterwegs waren.
    Liz beobachtete die Gaukler an der Ecke, und wieder kehrten die Erinnerungen an den Cirque des Astres zurück. Gelegentlich hatten ihre Eltern, wie damals in Avignon, den Wanderzirkus als Tarnung benutzt. Sie hatte in der näheren Umgebung ihres Hotels mehrere Plakate hängen sehen, denen zufolge der Zirkus in dieser Woche am Flughafen Le Bourget am Stadtrand von Seine-St-Denis seine Zelte aufgeschlagen hatte. Eine Entfernung, die zu bewältigen war – falls sie es schafften, von hier wegzukommen. Wenigstens hatten sie jetzt eine Chance.
    Als Simon sich seine Sporttasche schnappte und zur Tür eilte, erzählte sie ihm von dem Zirkus und dass sein Besitzer, Gary Faust, sie vielleicht nach Northumberland fliegen würde. Er hatte ihre Mutter sehr gemocht.
    »Das wäre ja super«, sagte er, aber seine Anspannung war unübersehbar. Er öffnete die Tür und spähte auf den Flur hinaus.
    Liz schlang sich die Umhängetasche um die Schulter und nahm sein Handy. »Ich rufe wegen seiner Nummer mal die Auskunft an. Los, gehen wir!« Noch im Laufen drückte sie auf die Gesprächstaste.

SECHSUNDDREISSIG
London
    In einem Abstand von fünfzehn Minuten trafen im Schutz der Nacht vor einem stattlichen georgianischen Haus am Berkeley Square drei blitzende schwarze Limousinen ein. Jede setzte einen Fahrgast ab und entfernte sich wieder. Jeder Neuankömmling wurde von Kronos’ Butler Beebee in Empfang genommen und ins Raucherzimmer geführt, wo die Fenster zum Rosengarten geöffnet waren, sodass der schwache Luftzug die Brokatvorhänge bauschte.
    Der mahagonivertäfelte Raum des im 18. Jahrhundert erbauten Hauses war erfüllt vom intensiven Aroma erstklassiger Havanna-Zigarren. Sobald der letzte Besucher eingetroffen war, entfernte sich Beebee und schloss leise die Tür. Froh, wieder zu Hause zu sein, stand Sir Anthony Brookshire inmitten seiner alten Ledersessel und der Trophäen seiner Vorfahren an der Bar und schenkte seinen Gästen Whisky ein. Trotz aller Sorgen, die ihm die Probleme mit den Aufzeichnungen des Carnivore und die daraus resultierende Bedrohung der Schlange bereiteten, fühlte er sich in dieser vertrauten Umgebung gleich wesentlich besser.
    Als er zusammen mit Helios eingetroffen war, hatte er den jüngeren Mann, der Anzugjacke und Krawatte bereits abgelegt hatte, mit einer Zigarre allein im Zimmer zurückgelassen, um nach oben zu gehen und sich umzuziehen. An diesem Abend waren alle leger gekleidet. Hier waren sie ganz unter sich, und die Atmosphäre war locker und vertraut. Das war bei der Schlange schon seit langem Tradition.
    Als Sir Anthony in seine Lieblingsstrickjacke schlüpfte, fiel sein Blick auf seine Frau Agnes, die mit einem ihrer Gartenbücher im Bett lag und kurz vor dem Einschlafen war. Der Anblick ihres müden Gesichts, in das das Alter im Lauf der Jahre immer tiefere Falten hatte graben sehen, weckte nostalgische Gefühle in ihm, die mit einem Anflug von Traurigkeit gepaart waren. Auch er wurde alt. Was würde er als sein Vermächtnis hinterlassen? Würde er als der Mann in Erinnerung bleiben, dem es angesichts der Bedrohung, die von den Aufzeichnungen des Carnivore ausging, nicht gelungen war, die Schlange und die Welt, für die sie eintrat, vor dem Untergang zu bewahren?
    Als er wieder nach unten kam, waren auch Prometheus und Okeanos eingetroffen. Sie standen an der Bar. Atlas saß mit Helios an seinem Stammplatz neben dem Kamin. Die Unterhaltung drehte sich um die jüngste Energiekrise.
    »Die Ölpreise sind extrem gestiegen«, knurrte Atlas, im öffentlichen Leben als Gregory Gilmartin bekannt. »Das Barrel kostet inzwischen über vierunddreißig Dollar. Das treibt die Strompreise enorm in die Höhe, Tankstellen müssen schließen, und die Verbraucher schreien Zeter und Mordio. Diese Dreckskerle von der OPEC wirtschaften wieder mal kräftig in ihre eigene Tasche und entschädigen sich auf diese Weise für den ganzen Ärger, den sie in Nahost machen.«
    Gilmartin, groß und drahtig, saß mit finsterem Gesicht über seinem Drink. Sein Vater, als Politiker ebenso erfolgreich wie als Bauunternehmer, hatte es geschickt verstanden, seine Leute in hohen Regierungsämtern zu platzieren und Gilmartin Engineering auf diese Weise zu einem

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