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Der Nautilus-Plan

Der Nautilus-Plan

Titel: Der Nautilus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Lynds
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Walther?«
    »Ich hab sie in Ihrem Handschuhfach gelassen.«
    Sie seufzte. »Ich will keine Waffe.«
    »Seien Sie doch nicht dumm. Sie wären heute zweimal um ein Haar umgebracht worden.«
    »Dummheit ist zu glauben, mit einer Schusswaffe ließen sich Probleme lösen.«
    »In den richtigen Händen kann eine Schusswaffe Menschenleben retten.«
    »Eine reizvolle Ansicht«, entgegnete Liz nüchtern. »Wenn Gewalt für einen guten Zweck eingesetzt wird, ist sie gut. Wenn sie für einen schlechten Zweck eingesetzt wird, ist sie schlecht. Das hat Mussolini gedacht. ›Es gibt eine Gewalt, die moralisch ist, und eine Gewalt, die unmoralisch ist.‹ Und wie er diese Philosophie in seine Diktatur und seine Komplizenschaft mit Hitler umgemünzt hat, wissen wir ja. Das Problem ist, Gewalt ist nicht irgendein wertneutrales Rohmaterial wie Butter oder Stahl. Sie ist weder ethisch noch politisch neutral. Nur weil jemand eine Sache für gut hält, heißt das nicht, dass auch die Gewalt, die für diese Sache ›nötig‹ ist, gut ist.«
    Er runzelte die Stirn. »Damit wir uns richtig verstehen: Jede Gewalt ist schlecht. Punkt.«
    »Langsam kommen Sie auf den Trichter.«
    »Selbst wenn sie eingesetzt wird, um schlimmere Gewalt zu verhindern? Kriminalität, Tyrannei, Völkermord?«
    »Der einzige Grund, warum die Welt solche Probleme mit der Gewalt hat, ist doch, dass wir sie zulassen. Wir idealisieren sie, indem wir Mörder wie Bonnie und Clyde verklären. Wir institutionalisieren sie, indem wir Militär, Polizei und Geheimdienste bilden. Diese Mythologisierung kann man auch im Kleinen sehen. Eins der traurigsten Beispiele dafür waren die sterbenden Soldaten in Vietnam, die die Sanitäter um eine letzte Zigarette baten, obwohl sie bis dahin nie geraucht hatten. Sie schlüpften in heroische Verhaltensmuster, von denen sie aus dem Zweiten Weltkrieg gehört oder die sie in Hollywood-Filmen gesehen hatten. Sie verklärten praktisch ihren eigenen Tod. Herzzerreißend.«
    »Danke, Professor Sansborough.«
    »Halten Sie mich meinetwegen für wirklichkeitsfremd. Jedenfalls werde ich keine Waffe tragen. Ich habe hinreichend Erfahrung mit Gewalt. Habe sie erfahren, selbst ausgeübt. Inzwischen bin ich Wissenschaftlerin und halte Vorlesungen zu dem Thema. Ich werde also den Teufel tun und wieder damit anfangen.«
    Er zuckte mit den Achseln. »Es ist Ihre Beerdigung. Im wahrsten Sinn des Wortes.«
    Er sah sie fragend an, doch als die Entschlossenheit nicht aus ihrer Miene wich, legte er die SIG Sauer in den Kasten zurück. Das Flugzeug bebte und ruckte kurz, als er ein Nokia-Handy herausholte.
    »Das kann niemanden umbringen.« Er reichte ihr das Handy.
    Sie nahm es. »Was ist damit?«
    »Es hat einen speziellen Scrambler eingebaut. Ich habe auch so eines. Ich werde in Paris auf Sie aufpassen und Ihnen, so weit möglich, überallhin folgen – falls Sie in Schwierigkeiten geraten sollten. Wenn Sie partout keine Waffe tragen wollen, erschweren Sie mir zwar die Arbeit, aber ich habe breite Schultern. Da wir uns auf keinen Fall zusammen sehen lassen dürfen, bleiben wir über diese abhörsicheren Handys in Verbindung.«
    »Ich rechne nicht damit, mich von Ihnen retten lassen zu müssen. Ich war eine ziemlich gute Agentin. Aber Sie haben Recht: Es könnte andere Gründe geben, weshalb wir miteinander reden müssen. Wie ist Ihre Nummer?«
    Er sagte sie ihr, und sie prägte sie sich ein. Für den Fall, dass das Handy jemand anderem in die Hände fiel, wollte sie die Nummer nicht darauf speichern.
    »Noch ein Letztes«, sagte er. »Asher hat uns gesagt, Sie und Sarah hätten sich mehrere Monate nicht mehr gesehen. Wussten Sie, dass sie die Haare inzwischen kurz trägt?«
    »Nein.«
    Er reichte ihr ein paar Computerausdrucke von Farbfotos. Das erste zeigte Asher und Sarah an einem einsamen tropischen Strand. Sie standen Arm in Arm bis zu den Knöcheln im Wasser und lächelten in die Kamera. Auf dem nächsten Bild rannten sie den Strand entlang, und auf dem dritten warf Asher seine Frau ins Meer. Die Freude, die sie aneinander hatten, war auf jedem Bild deutlich zu spüren. Liz schnürte es die Kehle zusammen.
    »Auf diesen Fotos ist ihre Frisur von allen Seiten zu sehen«, fuhr Mac fort. »Glauben Sie, Sie kriegen den Schnitt ungefähr hin?« Er reichte ihr eine Schere.
    Sie griff danach. »Woher haben Sie diese Fotos? Aus ihrem Haus?« Sie wohnten in Malibu, etwa 150 Kilometer südlich von Santa Barbara. Nahe, aber doch so weit entfernt, dass sie und

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