Der Nautilus-Plan
Gaspedal bis zum Anschlag durch und versuchte nach links zu schwenken, aber der Geländewagen kam ihm zuvor und schnitt ihm den Weg ab. Er war zu langsam.
Und während er noch den Kopf schüttelte, um die letzten Reste Alkohol daraus zu vertreiben, krachte der Geländewagen seitlich gegen sein Cabrio. Mit einem entsetzten Aufschrei versuchte er, den Wagen unter Kontrolle zu halten, aber das Lenkrad wurde ihm aus den Händen gerissen.
Ihn ergriff heftige Panik, und als der Mustang durch die Leitplanke brach, merkte er, dass er sterben würde. Aus vollem Hals brüllend, klammerte er sich am Lenkrad fest, als der Wagen über die Hügelkuppe schoss, über das Bahngleis holperte und durch das von Felsbrocken und Eichen durchsetzte Gestrüpp brach. Eine Kollision nach der anderen schleuderte ihn in seinem Sicherheitsgurt hin und her. Als der Wagen über einen letzten Abgrund hinausschoss und auf die dunkle Küstenlinie hinabstürzte, stieß er einen letzten gellenden Schrei aus. Ein weiterer alle Sinne betäubender Aufprall und dann nichts mehr.
ZEHN
Auf dem Flug über den Nordpol
Liz blickte auf den Haufen kastanienbraunen Haars im Waschbecken der Toilette hinab. Es war ziemlich viel, wie die Wolle eines geschorenen Lamms. Der unvorteilhafte Vergleich entlockte ihr ein schiefes Lächeln, als sie sich das frisch geschnittene Haar aus dem Gesicht kämmte, damit ihre Frisur so aussah wie die von Sarah auf den Fotos – ein bisschen wild, sehr modern.
Sie sah sich in die Augen und berührte den auffälligen Leberfleck über ihrem Mundwinkel. Während sie ihren von Geburt an hatte, war der von Sarah künstlich angebracht worden. Sie bemerkte den krummen kleinen Finger ihrer linken Hand, den sie sich als Kind beim Schlittschuhlaufen gebrochen hatte. Der armen Sarah hatten sie den Finger bewusst gebrochen, damit er ihrem gliche. Sie und ihre Eltern standen tief in Sarahs Schuld, denn sie hatte einiges durchmachen müssen, weil Liz ihre Eltern dazu überredet hatte, ihre Tätigkeit aufzugeben. Oder zumindest hatte sie das geglaubt. Am Ende hatte sich nämlich nur ihre Mutter an die Abmachung gehalten. Bei der Erinnerung an all das spürte sie eine vertraute Leere in ihrer Brust.
Sie hatte genug Zeit vergeudet. Seufzend verließ sie die Toilette und kehrte zu ihrem Platz zurück. Mac saß in seinem Sitz, den Kopf zurückgelehnt, die Augen geschlossen, das Gesicht entspannt. Er hatte irgendwo eine Decke aufgetrieben und über Schoß und Beine gebreitet.
Sie dachte, er schliefe, doch plötzlich sagte er: »Wir müssen über Ihre Eltern sprechen. Möglicherweise gibt es etwas, was Sie vergessen haben, was uns aber bei der Suche nach den Aufzeichnungen weiterhelfen könnte.«
»Ich habe der CIA bei meiner Befragung alles erzählt, was ich wusste. Und vergessen Sie nicht, ich wurde sogar zweimal ausgequetscht. Wir haben alles bis zum Gehtnichtmehr durchgekaut. Oder man könnte auch sagen: bis zum Erbrechen.«
Mac verschränkte die Arme über seinem mächtigen Brustkorb, und über seine Lippen huschte ein Lächeln. Aber die Augen behielt er weiter geschlossen. »Tun Sie mir doch den Gefallen. Betrachten Sie es als kleine Entschädigung für diesen teuren Privatflug nach Paris.«
Sie ließ sich in ihren Sitz plumpsen. »Gibt es hier noch mehr Decken?«
Aber er hielt ihr bereits eine hin. Sie hatte auf der anderen Seite seines Sitzes auf dem Boden gelegen. »Aber nur, wenn ich dafür meinen Ausweis zurückkriege.«
»Na schön.«
Sie holte den CIA-Ausweis aus ihrer Handtasche und gab ihn ihm. Er verschwand in der Innentasche seines Sakkos, als sie die Decke nahm und über ihre Beine breitete. Sie war warm und kuschelig. Das konnte sie jetzt brauchen.
Er schlug die Augen auf. »Fangen wir ganz von vorne an. Wie war er wirklich? Wie würden Sie Ihren Vater beschreiben? War er ein Soziopath? Oder eher ein Psychopath?«
Sie spürte, wie sie innerlich erstarrte. Die Richtung, die das Gespräch nahm, gefiel ihr nicht. Aber Mac hatte Recht. Vielleicht fiel ihr noch etwas Brauchbares ein, wenn sie über ihren Vater sprach.
»Nein, Papa war keines von beidem. Wenn man ihn dazu bringen konnte, über seine Taten zu sprechen, zeigte er aufrichtige Reue.« Sie drehte den Kopf, um Mac anzusehen. »Fehlende Reue ist das charakteristischste Symptom von Psychopathen und Soziopathen. Egal, ob es ein harmloser Diebstahl, das Zufügen von Schmerzen oder gar ein Mord ist, es lässt sie vollkommen kalt – oder sie rationalisieren es einfach so
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