Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Nautilus-Plan

Der Nautilus-Plan

Titel: Der Nautilus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Lynds
Vom Netzwerk:
sich. Er hatte gewusst, dass sie das tun würde, von dem Augenblick an, in dem er den aufrührerischen Funken in ihrem Blick gesehen, den Triumph in ihrer Stimme gehört hatte. Das gefiel ihm. Er schlug sie so lang, bis sie es ihm, wimmernd und blutüberströmt, sagte. Es dauerte nicht lange. Bei Frauen war das meistens so. Bei gewöhnlichen Männern auch, und die meisten Männer waren gewöhnlich.
    Zum Schluss schraubte er einen Schalldämpfer auf die Walther und tötete sie mit zwei Schüssen – einen in den Bauch, den anderen ins Herz. Er verwüstete das Zimmer, ließ etwas Kokain neben der Leiche zurück und ging rasch nach unten, wo er die Walther in eine der Mülltonnen in der Durchfahrt warf.
    Seine Leute hatten ihm die Waffe, die aus dem Handschuhfach von Liz Sansboroughs Auto stammte, aus Santa Barbara geschickt. Sie würde zusammen mit der Leiche gefunden werden, sobald er der Polizei telefonisch einen Tipp gäbe.
     
    Lawrence Lockup & Storage befand sich südlich der Brompton Road in Fulham und war ein großer Hallenkomplex mit abschließbaren Abteilen, die man auf monatlicher oder jährlicher Basis mieten konnte. Auf den Hauptverkehrsstraßen, auf denen die Londoner nach späten Geschäftsterminen oder abendlichen Vergnügungen in die Vororte zurückkehrten, herrschte dichter Verkehr, aber das Gewerbegebiet mit seinen Lagerhäusern und kleinen Fabriken war still und verlassen, und zwischen den weit voneinander entfernten Straßenbeleuchtungen lag undurchdringliches Dunkel. Simon Childs fuhr in einem Leihwagen langsam die Straße entlang. Im Büro der Lagerfirma, das sich in einem kleinen frei stehenden Bau befand, brannte kein Licht. Dahinter standen mehrere große Hallen, in denen die Lagerräume waren.
    Simon parkte und stieg aus. In der Ferne waren die Flutlichtmasten eines Stadions zu sehen, und es drangen die Rufe trainierender Fußballspieler herüber. Die Nacht roch nach Staub und sich abkühlendem Asphalt.
    Nach seiner Ankunft in London hatte Simon als Erstes den Anwalt der Familie Childs aufgesucht, der auch Tish Childs’ Erbschaft abgewickelt hatte. Onkel Mark hatte ihr nicht viel hinterlassen, nur etwas Geld und ein paar persönliche Dinge. Da ihre Wohnung dafür nicht genug Platz bot, hatte sie ein Lagerabteil angemietet, in dem sie anscheinend regelmäßig vorbeischaute. Der Anwalt konnte nicht verstehen, warum sie ihr weniges Geld für einen Haufen nutzloser Dinge ausgab, die bestenfalls ideellen Wert hatten. Simon fand es sympathisch.
    Das Tor am Eingang des Geländes war abgesperrt. Zu dieser späten Stunde war das zu erwarten gewesen. Simon inspizierte den Maschendrahtzaun, der das Gelände umgab. Er war etwa zweieinhalb Meter hoch und mit Überwachungskameras versehen. Das hieß, irgendwo auf dem Gelände gab es einen Raum voller Monitore und einen Kerl, der diesen Job schon so lang machte, dass er sich, mit ein bisschen Glück, fürchterlich langweilte und den ewig gleichen Ansichten auf den Bildschirmen kaum Beachtung schenkte.
    Kurz entschlossen sprang Simon am Zaun hoch, hielt sich fest, kletterte nach oben und sprang auf der anderen Seite zu Boden. Dann rannte er sofort auf das Bürogebäude zu und drückte sich mit dem Rücken gegen die Wand, sodass er sich außerhalb des Blickwinkels der Kameras befand. Auf dem betonierten Hof blieb es still, und keine Lichter gingen an. Nachdem er zehn Minuten gewartet hatte, schlich Simon an einem Pick-up vorbei auf die Rückseite des Gebäudes.
    Tish Childs hatte Abteil G-3 gemietet. Wie sich herausstellte, bezeichnete G die Halle, und 3 war die Nummer des Abteils. Als Simon die Tür mit der Aufschrift G-3 erreichte, war das Vorhängeschloss aufgebrochen und hing offen von seinem Bügel. In der Umgebung der Tür war kein Licht zu sehen.
    Simon zog seine Pistole, riss die Tür auf und stürmte nach drinnen.
    Bevor er dazu kam, sein Gleichgewicht wiederzufinden und sich darüber klar zu werden, ob seine Vorsicht berechtigt gewesen war, erhielt er die Antwort: Er bekam einen Schlag auf den Kopf, und die Pistole fiel aus seiner Hand.

FÜNFZEHN
    Simon flog gegen einen Stapel Schachteln, von denen die zwei obersten auf ihn fielen. Ihm dröhnte der Schädel, und Brust und Schultern schmerzten von den heruntergefallenen Schachteln. Als er sie von sich stieß, wurde er vom grellen Schein einer Taschenlampe geblendet.
    »Wer sind Sie? Was wollen Sie hier?«
    Es war eine Frauenstimme, die ihm vage bekannt vorkam. »Ich bin Mark Childs’ Neffe«,

Weitere Kostenlose Bücher