Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Nautilus-Plan

Der Nautilus-Plan

Titel: Der Nautilus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Lynds
Vom Netzwerk:
sagte er ungehalten. »Simon Childs. Und wer sind Sie?«
    Simon? Was um alles in der Welt machte er hier? Liz sah ihn an. Nicht, dass sie ihn sofort erkannt hätte. Als sie sich das letzte Mal gesehen hatten, war er noch keine zwanzig gewesen. Im grellen Licht der Taschenlampe sah sie, dass der dünne Junge zu einem Mann herangewachsen war – aber immer noch schlaksig, immer noch braunhaarig. Sein Gesicht hatte sich gefüllt und war jetzt eher kantig, mit einem energischen Kinn, das man sich merkte. Das Beste an ihm war seine Nase – sie war missgebildet, vermutlich die Folge einer Schlägerei, woraus sie schloss, dass er sich nicht groß geändert hatte. Er trug ein braunes Sportsakko, ein Hemd mit offenem Kragen und blaue Chinos, die von einem eng sitzenden Gürtel gehalten wurden.
    Sie knipste die Taschenlampe aus und machte die Neonbeleuchtung an der Decke des Abteils an. »Steh auf, Simon«, sagte sie forsch.
    »Liz?«
    Er richtete sich auf und sah sie erstaunt an. Sie stand, die Hände an den Hüften, vor ihm und hielt in der einen Hand seine Beretta, in der anderen die Taschenlampe. Früher war er richtig verschossen in sie gewesen. Bewundernd betrachtete er ihre hohen Wangenknochen, die breiten Schultern, die großen Brüste, die langen Beine. Sie war nicht ganz so schön, wie er sie in Erinnerung hatte, aber wesentlich verführerischer. Oder waren das nur die Nachwirkungen lange zurückliegender Testosteronfantasien? Die romantischen Schwärmereien eines brünstigen Halbwüchsigen?
    »Mein Gott, ist das schon lange her«, sagte er.
    Liz kannte diesen erwachsenen Mann nicht. Sie wusste nur, dass er vom MI6 war, und Mac hatte ausdrücklich betont, dass Langley nur die Sûreté hinzugezogen hatte, nicht die Engländer. Was machte Simon also hier? Er würde sich bestimmt erinnern, dass sie, Liz, bei der CIA gewesen war. Solange sie nicht wusste, welches Interesse der MI6 an Mark Childs hatte, würde sie sich erst einmal bedeckt halten.
    »Fast, aber trotzdem knapp daneben«, sagte sie. »Ich bin nicht deine Cousine. Ich bin Sarah Walker.«
    Er sah sie genauer an. »Du bist Sarah ?«
    »Du glaubst doch nicht im Ernst, du wärst mit einem harmlosen Tritt an den Kopf davongekommen, wenn ich Liz wäre?«
    »Ich habe gehört, ihr seht euch sehr ähnlich.« Er betrachtete sie noch eine Weile, bevor er sich Sakko und Hose abklopfte. Sein Kopf brummte immer noch von dem Tritt. »Wahrscheinlich hast du Recht. Mit ihrer CIA-Ausbildung hätte sie mir eine Kanone an die Halsschlagader gedrückt, bis ich mit den richtigen Antworten rausgerückt wäre.« Aber was hatte Sarah hierher geführt? Beiläufig fragte er: »Bist du immer noch mit – wie hieß er gleich wieder? – verheiratet? Mit Asher Flores? Dem CIA-Mann.«
    »Spar dir das Getue, Simon. Du hast meine Frage noch nicht beantwortet. Warum bist du hier?« Als Junge war er schnell von Begriff und schnell mit dem Mundwerk gewesen, aber auch schnell in Schwierigkeiten.
    Er zog die Augenbrauen hoch. Sie sah nicht nur aus wie Liz, sie verhielt sich auch wie die Liz, die er in Erinnerung hatte. »Das könnte ich dich doch wohl mit demselben Recht auch fragen.« Er sah sich etwas theatralisch in dem Abteil um, das voll war mit alten Bildern, Kartons und Erinnerungsstücken. Eine Kiste mit Ordnern stand offen. Er wies mit dem Kopf darauf. »Suchst du irgendwas Bestimmtes?«
    »Nein«, sagte sie trocken. »Ich bin die Zahnfee auf der Suche nach Backen- und Schneidezähnen. Sollen wir dieses Theater nicht lieber bleiben lassen, Simon? Ist doch klar, dass wir beide wegen Mark Childs hier sind. Ich habe zuerst gefragt. Wenn du also mit gutem Beispiel vorangehst und meine Frage beantwortest, werde ich das ebenfalls tun.«
    Er betrachtete Sarah. Nach dem CIA-Chaos von 1996 hatte er diskret seine Fühler ausgestreckt, weil Liz in die Sache verwickelt gewesen zu sein schien. Eins hatte zum anderen geführt, ein eingeforderter Gefallen, ein Kontakt, zwei Kontakte, ein Aktenschrank, der heimlich offen gelassen worden war, ein Computer-Kennwort, das er herausgefunden hatte … und er hatte sich einiges von dem zusammengereimt, was passiert war, als Liz und Sarah versucht hatten, den Carnivore zu stellen – Lizs Vater, seinen Onkel Hal, wie sich herausgestellt hatte. Das war ein gewaltiger Schock gewesen.
    Doch jetzt zählte vor allem, dass Sarah am Ende mit dem Carnivore zusammengewesen war. Möglicherweise wusste sie etwas über seine Aufzeichnungen.
    »Wie könnte ich so ein

Weitere Kostenlose Bücher