Der Neid eines Fremden
nicht, daß wir sie sofort benachrichtigen sollten?«
Duffy schüttelte den Kopf. »Das hat keinen Zweck. Nicht, bevor Sonia nicht wieder auftaucht. Sie können auch nicht mehr unternehmen als wir.«
»Du hast wahrscheinlich recht.« Rosa wischte ihre Kaffeepfütze mit dem Brioche auf, nahm sich einen Apfel und sah Duffy an. »Ich mag diesen Gesichtsausdruck nicht.«
»Komisch. Deinen Gesichtsausdruck mag ich.«
»Hör schon auf, Duffy.«
»Entschuldige. Was wolltest du gerade sagen?«
»Du könntest ebensogut ein Vergrößerungsglas in der Hand halten, eine karierte Ballonmütze tragen und Geige spielen.«
»Du überschätzt meine Fingerfertigkeit, meine Liebe.«
»Ich meine es ernst. Spiel hier nicht den Detektiv auf der Suche nach dem absoluten Knüller. Dieser Mann ist offensichtlich geistesgestört. Du weißt nicht, wozu er fähig ist.«
»Hört, hört. Sie macht sich tatsächlich Sorgen.« Dann, als er ihren Gesichtsausdruck sah: »Welche Neuigkeiten hast du zu vermelden?«
»Nicht viel. Gestern abend hat er wieder hier angerufen. Leo hat den Anruf entgegengenommen. Er hat gemeint, es wäre der übliche Mist gewesen.«
»Siehst du denn nicht, welchen Unterschied das macht? Wir haben etwas über ihn herausgefunden. Du bist jetzt in einer ganz anderen Position. Fast schon in der Offensive.«
»Wahrscheinlich hast du recht.« Es war alles sehr neu für Rosa, doch sie begann schon, sich besser zu fühlen. Nicht gerade sicher - bis er gestellt würde, wäre das nicht möglich aber ein wenig zuversichtlicher. Jetzt konnte sie etwas unternehmen, konnte versuchen, mit der Sache klarzukommen. »Ich glaube, es wäre besser, wenn keiner von uns beiden mit Sonia reden würde, wenn sie zurückkommt. Wenn wir es Toby oder jemandem von der - «
Sie unterbrach sich. Die Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen. Sie vermutete eine weitere, schreckliche Verbindung. Irgend etwas, das sie auf keinen Fall zulassen durfte. »O nein ...«
Duffy reichte über den Tisch und griff sie am Handgelenk. »Was in Teufels Namen ist mit dir los?« Sie antwortete nicht. »Rosa ...« Er stand auf und ging um den Tisch herum. »Sag schon, was ist los?«
»Ich muß jemanden anrufen. Ich habe recht. Ich muß recht haben - es kann kein Zufall sein.« Er sah zu, wie sie mit zitternden Händen eine Telefonnummer wählte. »Es ist nicht Gregs Schuld gewesen.« Sie begann zu weinen. »O Gott, Duffy ... was soll ich bloß machen ...?«
»Liebling, bitte, wein nicht. Erzähl mir, was los ist, vielleicht kann ich dir helfen.«
»Sie sind ein bißchen eigen, wenn's darum geht, die Telefonnummer ihrer Mitarbeiter herauszurücken. Sie meinen immer, man würde sie stillschweigend anstellen, ohne die Vermittlungsgebühren zu zahlen, aber wenn ich's ihnen erkläre, werden sie sicherlich ... Hallo?«
Duffy beobachtete ihr angespanntes, aschfahles Gesicht. Hörte die Wörter nur so hervorsprudeln und sah, wie sie sich schließlich eine Nummer notierte und auflegte, ohne sich zu bedanken. Sie wählte eine andere Nummer.
»... Er war Schauspieler... die Jobvermittlung hat ihn mir geschickt, als ich übergangsweise eine Putzfrau brauchte... ich habe ihm vorgeworfen, er hätte sich vollaufen lassen und Madgewick nach draußen gelassen ... wir haben uns gestritten, und da hat er sich davongemacht. Ich muß mich ... Hallo, Greg? Hier Rosa Gilmour. Hören Sie - ich habe Sie zu Unrecht beschuldigt. Wegen der Katze. Ich wollte mich nur - «
»Es ist zwecklos, mich zu bitten, zurückzukommen, meine Liebe. Morgen bin ich bereits auf dem Weg zum Theater von Liverpool. Schwertträger in Die Herzogin von Amalfi.«
»Deshalb ruf ich nicht...«
»Die Vorsprechprobe im Barbican war ein absoluter Reinfall. Ich bin vollkommen zusammengebrochen. Wahrscheinlich hab' ich das Bewußtsein für die Größe dieser Literatur nicht ausgehalten. Stellen Sie sich vor...«
»Greg. Bitte, es ist wirklich wichtig.«
»Oh. Dann schießen Sie mal los.«
»Dieser Mann, der mich bedroht hat. Er... er hat unsere Katze.« Duffy ging zu ihr hinüber und stellte sich neben sie.
»Abscheulich. Aber ich sehe nicht ganz, was ich damit zu tun haben soll. Es ist zu gemein, um wahr zu sein.«
»Der Tag, an dem er verschwunden ist. Sie haben mir gesagt, er wäre noch in seinem Körbchen gewesen, als Sie aus dem Haus gegangen sind.«
»Und das stimmt, meine Liebe. Da gibt's
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