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Der neue Herrscher

Der neue Herrscher

Titel: Der neue Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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nur aus harten Falten zu bestehen. Er strahlte finstere Entschlossenheit aus und großen Mut.
    »Ich höre, Kapitän!« sagte er heiser. Necron grinste ihn kühl an und gab seine Befehle.
    »Alle Mannschaften sollen sich rüsten. Macht alle unsere Verteidigungseinrichtungen bereit. Haltet feuchtes Sägemehl und Wasser zum Löschen in Bereitschaft. Und ladet das Katapult mit den Zackenketten.«
    »Ich habe es den Männern schon gesagt!« brummte Sharnat. »Wir meinen alle, daß es die Irrsinnigen von Wahnhall sind, die dort segeln.«
    »Dann«, bemerkte Necron grimmig, »sind ausnahmsweise alle auf diesem Schiff einer Meinung.«
    Drei Schiffe gegen eines, dies war eine Lage, die jeden erfahrenen Kommandanten erschrecken mußte. Die Übermacht war zu groß, selbst wenn es sich bei den Männern der Guinhan um erfahrene Krieger und gute Matrosen handelte, die freiwillig und mit Begeisterung segelten. Das Heil mochte auch hier in einem klug geführten Angriff und in schneller Flucht liegen.
    Jetzt zog sich der fremde Schiffsverband breit auseinander und kesselte den Punkt ein, an dem die Guinhan auf den Feind treffen würde. Der Wind wechselte, er kam in harten Stößen und nicht immer aus derselben Richtung. Das Schiff schwankte und setzte schwer in die Wellen ein. Die Verbände und Planken knarrten, das helle, scharfe Knattern der trockenen Segel klang in den Ohren. Überall an Deck zeichneten sich gegen den hellen Horizont die Silhouetten schwerbewaffneter Männer ab. Das Katapult, das aussah wie ein großer Bogen mit einer Schiene in der Mitte, wie eine starke Armbrust, wurde gespannt. In den breiten Lederbeutel legten die Männer ein langes Stück einer klirrenden Kette, deren Glieder aus schmiedeeisernen Stacheln bestanden.
    Mit einigen Sätzen sprang Necron aufs Achterschiff zum Steuermann. Sie besprachen, während sich der breitschultrige Mann gegen den Hebel des schweren Ruders stemmte, die Manöver der kommenden Augenblicke. Die Entfernung zwischen den Schiffen nahm jetzt schnell ab. Eine der zweimastigen Galeeren scherte aus und versuchte, sich hinter das Heck des schmaleren, schnelleren Schiffes zu setzen. Das zweite Schiff fuhr eindeutig einen Rammkurs. Und das dritte benutzte den böigen, achterlichen Wind dazu, von Backbord auf die Guinhan zuzufahren. Die Ruderer unterstützten jedes Segel- und Rudermanöver sehr geschickt.
    Der Steuermann sagte nach sorgfältiger Abschätzung:
    »Wir werden es vielleicht schaffen. Die Kapitäne dort drüben… es sind gute Männer, die ihr Geschäft verstehen. Mit sehr viel Glück brechen wir durch, ohne unser Ziel zu verlieren.«
    »Du sagst es«, meinte Necron. »Nur eines müssen wir vermeiden, um jeden Preis. Sie sollen uns nicht entern dürfen. Vergiß es nicht!«
    »Ich werde den Mannschaften sagen, was sie zu tun haben«, versicherte der Steuermann. »Du, Necron, sollst dich um den Kampf kümmern. Nur noch ein paar Atemzüge.«
    Es dauerte wirklich nur so lange.
    Necron stand hoch auf dem Achterschiff, drehte sich einmal langsam um die eigene Achse und sandte das Bild zu seinem Augenpartner. Die Bugsteven der drei Schiffe schoben sich drohend näher heran. Hinter dem geschlossenen Schanzkleid tauchten Bogenschützen auf, Männer mit Schleudern und die Zieleinrichtungen der kleinen, gespannten Katapulte. Necron beendete seinen Rundblick und schrie:
    »Katapult! In die Segel!«
    Auf dem Vorschiff schwenkte der mittlere Balken der Waffe herum. Die beiden Schützen zielten auf das riesige, straff geblähte Segel des Schiffes, das sich auf Rammkurs befand.
    »Schießt!«
    Noch während ein Dutzend von Necrons Bogenschützen die umwickelten Spitzen ihrer Pfeile in das warme Öl einer tiefen Pfanne tauchten und sich die Ziele heraussuchten, schnappten beide Flanken des Katapults nach vorn, die Kette löste sich aus dem Leder, wirbelte davon und erzeugte ein fahles, heulendes Fauchen. Sie drehte sich wie rasend, traf in die Mitte des Segels und erzeugte einen vielfachen Riß. Der wütende Wind tat das Seine und zerfetzte das Segel des vorderen Mastes.
    Necrons Bogenschützen lösten die Sehnen.
    Die Pfeile, deren Spitzen brannten, rauchten und lange Feuerschweife hinter sich herzogen, schlugen in das flatternde Segel ein, trafen die Planken, bohrten sich in den Mast und in einige Aufbauten.
    Ein Hagel von jaulenden Pfeilen ergoß sich, vom Heck bis zum Bug des Angreifers abgefeuert, über die Guinhan. Der Steuermann von Necrons Schiff schrie heiser eine Reihe von Befehlen.

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