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Der neue Herrscher

Der neue Herrscher

Titel: Der neue Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Segel wurden gespannt, Rahen schwangen halb herum, und in den letzten Augenblicken kurz vor dem tödlichen Zusammenstoß legte sich das Schiff schwer über. Es entging dem Rammstoß, die Segel füllten sich wieder und rissen die Guinhan vorwärts. Ihr Kiel, der bis zum Bugspriet hochgezogen und mit rostigem Eisen beschlagen war, fuhr in die langen Schäfte der hölzernen Riemen. Knirschend, krachend und splitternd brachen die Riemen, ihre Enden wurden den Ruderern aus den schwieligen Händen geprellt. Eine Mannslänge voneinander entfernt rasten beide Bordwände aneinander vorbei. In diesen wenigen Augenblicken geschahen bemerkenswerte Dinge.
    Krieger tauchten hinter den feindlichen Bordwänden auf. Ihre spitzrunden Helme bestanden aus verflochtenen Kettengliedern. Lange, schmale Gesichter starrten die Männer aus Logghard und der Düsterzone zornig an. Pfeile zischten hin und her, trafen auf kleine, runde Schilder und schlugen mit dumpfen Lauten in die Panzer der Krieger. An einigen Stellen brannten Segel, Tauwerk und trockenes Holz des angreifenden Schiffes. Rauch trieb schwer über beide Decks. Dann waren die Schiffe aneinander vorbei, und das Katapult der Guinhan krachte ein zweites Mal und zerfetzte das geblähte Segel des hinteren Mastes – diesmal von hinten.
    Im Kielwasser von Necrons Schiff, das sich mit mehreren Dutzend Kriegern in Schlackenhelmen bevölkert hatte, trieben Fetzen der Segel, hundert Bruchstücke von Riemen und anderer Abfall. Aber beide anderen Schiffe, von vorn und von hinten, näherten sich der Guinhan in verhängnisvoller Sicherheit.
    Wieder ging das Schiff in den Wind, legte sich so weit über, daß einige Wellen über die Reling schlugen und die Stiefel und Sandalen der Männer näßten.
    Dann richtete sich das Schiff auf, sein Kielwasser beschrieb eine lange, verschlungene Linie, und die Guinhan steuerte zwischen den beiden Schiffen hindurch. Nein, sie kam zwischen den Schiffen nicht hindurch, denn von beiden Seiten schleuderten die Wahnhaller dicke Taue herüber, an deren Enden eiserne Wurfanker klirrten und sich mit scharfgeschliffenen Spitzen in Holzteile bohrten.
    Die Taue strafften sich.
    Die Bogenschützen duckten sich hinter die hölzernen Verkleidungen. Ihre Pfeile fanden über die kurze Entfernung hinweg fast bei jedem Schuß ihr Ziel – auf allen drei Schiffen. An mehreren Stellen brannten die Segel der beiden Wahnhall-Schiffe, aber mit ledernen Eimern und Seewasser löschten sie die kleinen Brände. Scharfkantige Steine jaulten aus schmalen Schießscharten der nassen Aufbauten herüber zur Guinhan und zerschmetterten die Helme der Schattenkrieger.
    »Wehrt euch, Männer!« schrien Odam und Necron und packten die Schäfte der kurzen Speere. Sie schleuderten die Waffen auf die gegnerischen Krieger, die hinter den Aufbauten hochkamen und die herunterhängenden Taue ergriffen. Zweifellos würden sie in wenigen Augenblicken versuchen, das Schiff zu entern.
    Zwei Krieger schlugen wütend mit großen Äxten auf das Tauwerk los, das sich über den Schanzkleidern spannte und die Anker hielt. Knirschend lösten sich die zerhackten Fasern voneinander, die Schiffe zerrten hin und her und wurden von den Wellen herumgerissen.
    Der Wind heulte schrill durch die Takelage, während sich die Kämpfe zwischen einzelnen Männern abspielten. Jeder Enterer, der sich am langen Tau an Bord der Guinhan wagte, wurde von Pfeilen, den Schwertern aus Goldenem Staub und von den geschleuderten Speeren empfangen. Mit schauerlichem Knirschen bohrte sich ein Rammsporn über der Wasserlinie in die Planken der schwankenden Guinhan. Wieder riß ein Tau, aber wieder schwirrten Anker herüber und gruben sich tief ins Holz.
    Als Necron sich nach hinten beugte und mit dem rechten Arm ausholte, sah er zufällig in die Luft.
    Zwischen dem Gewirr aus Rahen, Tauwerk und flatternden Segeln erblickte er ein unglaubliches Ding, das unhörbar durch die Luft herbeigeschwebt war.
    Es sah wie ein riesiges Fabelwesen mit buntem, geblähtem Bauch aus und näherte sich, nicht höher als einen guten Bogenschuß über den gischtenden Wellen, den drei Schiffen. Als der Speer flog und sein Ziel, die Schulter eines gegnerischen Kriegers mit einem Hohlschwert, traf, fühlte Necron einen starken Schauder.
    Sofort dachte er daran, diese ungewöhnliche und unerwartete Erscheinung auch Luxon zu zeigen. Er bemächtigte sich der Augen des Shallad und zeigte ihm, was die Männer auf den vier Schiffen sahen.
    Eine lautlose Woge packte die

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