Der neue Herrscher
wie ich meine Herrschaft führen will und werde.
Es wird Truppen nur dort geben, wo ich mein Land gegen einen Feind verteidigen muß, und niemand wird dazu gepreßt, Soldat zu werden. Für das Shalladad werde ich keinen Fußbreit Land erobern. Wer mit uns handeln oder sich in meinen Schutz stellen will, ist an jedem Tag des Jahres überaus willkommen.
Die Steuern, unter denen das Land ausblutet, werden gesenkt. Nur die Reichen sollen besteuert werden. Der Wohlstand eines jeden einzelnen soll nicht von meinem Willen abhängen, sondern von seiner eigenen Tüchtigkeit.
Schulen sollen entstehen, in denen nicht nur Kinder das Schreiben, Zählen und Rechnen lernen. Ich fordere die Klugen unter euch auf, solche Schulen zu gründen!
Jeder Fürst im Shalladad, ob es sich um Inshal handelt oder um Ay-Land, soll eine Stimme in einem Rat haben. Städte sollen entstehen, Brücken und Straßen, die vor räuberischem Gesindel sicher sind. Die Einflüsse der Dämonen und der Schwarzen Magie sollen überall dort, wo sie sich erheben, zurückgedrängt werden.
Auch Achars Rachetempel im Meer vor Hadam wird eines Tages von uns geschleift werden, Freunde!
Mit Schwert und Magie werden wir gegen die Kräfte des Dunkels kämpfen.
Logghard, die alte Shallad-Stadt, wird zur Hauptstadt meiner Herrschaft und meines Reiches. Schon heute hat die Ewige Stadt viel von ihrem früheren Glanz zurückerhalten. Wir werden nicht müde werden, Mauern zu errichten und Bäume zu pflanzen und Herbergen zu bauen, in deren Räumen die Freunde und Besucher ruhen können. Jeder, der Logghard als Freund besucht, findet offene Stadttore – aber jeden Feind werden wir gnadenlos zerschmettern.
Worte sind leichter als Taten, sie sind auch billiger.
Ich will euch keine lange Rede halten. Aber ihr alle in der Ewigen Stadt, meine Gäste, werdet meine Taten sehen können, schon nach kurzer Zeit. Laßt euch nicht von dem Pomp der Feierlichkeiten blenden! Noch fast vier Tage lang werden wir es feiern können, daß Gerechtigkeit und eine neue Zeit wenigstens in Logghard eingezogen sind.
Freut euch mit mir, feiert und trinkt!
Der neue Shallad, der hier vor euch steht und in wenigen Stunden von allen Würdenträgern stellvertretend für alle Menschen des Shalladad gekrönt und in sein nicht leichtes Amt eingesetzt wird, wird mit euch feiern, hier in Logghard. Aber erst bringen wir die Krönung zu einem guten Ende.«
Luxon hatte gesprochen, ohne sich vorher jedes Wort genau überlegt und zurechtgelegt zu haben. Mit leichter Verwunderung konnte er feststellen, daß er genau den richtigen Ton getroffen hatte. In die begeisterten Schreie der vielen Menschen mischten sich die Trommelwirbel und die schmetternden Klänge der Hörner und Fanfaren.
Luxon blieb ernst, als über die Terrasse eine junge Frau in feierlichem Schritt sich näherte. Sie trug auf einer kostbaren Platte, über die ein weißes Tuch gebreitet war, einen breiten, goldenen Reif. Das leuchtende Band zeigte in der Mitte, wie ein Amulett, eine runde Platte, in der einige Schmuckstücke funkelnde Blitze versprühten. Durch die Reihen von Luxons Freunden ging sie bis zum Shallad und blieb stehen.
Wieder dröhnten die Trommeln und Gongs auf.
Ausgesuchte Magier standen auf, Chronisten, Hüter des Grabmals, Gamhed trat einige Schritte näher, und zusammen faßten ihre Hände nach dem Reif. Sie hoben ihn von der Platte, die junge Frau ging langsam zur Seite. Sieben Arme reckten sich in die Höhe, und die Männer kamen von allen Seiten auf Luxon zu, der bewegungslos dicht vor dem Thronsessel Rhiads stand.
Gamhed erhob seine Stimme und rief donnernd:
»Luxon, senke dein Haupt!«
Luxon beugte ein Knie und verneigte sich leicht. Die Hände der Männer hoben den Reif auf den Kopf Luxons und drückten ihn leicht über die Schläfen herunter. Gamheds Stimme schien die Weite des Platzes auszufüllen, als er sagte:
»Steh auf, Shallad Luxon, Sohn des Shallad Rhiad! Nimm Platz auf deinem Thron!«
Luxons Gestalt straffte sich. Er dankte seinen Freunden und setzte sich langsam, die Hände auf den Lehnen, in den Sessel. Noch bevor er richtig saß, schien er zu schwanken, als ob ihn ein plötzlicher Schwindel erfaßt hätte. Seine Hand fuhr zu seinem Gesicht; er bedeckte die Augen und fiel schwer in den Sessel hinein. Dann aber entspannte sich sein Körper, Luxon lächelte breit und machte eine Bewegung, als wolle er einen lästigen Gedanken verscheuchen.
»Was hast du?« fragte Gamhed neben ihm leise. Luxon
Weitere Kostenlose Bücher