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Der neue Herrscher

Der neue Herrscher

Titel: Der neue Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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für wenige Zeit die Bilder, die er sah, zu Necron schickte, mußte der Herr der Guinhan klein beigeben.
    Er sah:
    Der junge Shallad hielt ein hölzernes Brett auf den Knien und schrieb mit einem Stück Kohle Buchstaben auf das gelbliche Pergament.
    Versuche, die Feierlichkeiten nicht zu stören! Die Loggharder haben mich gekrönt. Sie wollen einen Shallad, der geistig gesund erscheint.
    Sofort schrieb Necron auf seine salzverkrustete Handfläche:
    Verstanden, Shallad Luxon! Ich zeige dir die wichtigen Teile der kommenden Stunden!
    Wieder wechselten die Bilder. Andere Männer als Necron und Luxon wären über diese jähen Schwankungen und Änderungen wahnsinnig geworden. Aber die Augenpartner waren diese Art Verwandtschaft gewohnt und hatten sich ihrer in weit größerer Schnelligkeit oft bedient. Der Shallad schrieb:
    Gut. Dies tun wir.
    Dann wischte seine Hand schnell die Schriftzüge auf dem Pergament aus. Prinz Odam schüttelte den Kopf und hob den Blick zu den näher kommenden Galeeren. Die Bewegungen der Riemen hatten plötzlich etwas Drängendes, Entschlossenes bekommen. Die schlanken Blätter tauchten tief in die aufspritzenden Wellen ein und rissen die Schiffe vorwärts. Sowohl die Guinhan als auch die drei Fremden steuerten einen Punkt an, an dem sie sich unzweifelhaft treffen würden.
    »Verdammt gute Kapitäne!« bemerkte Odam hohl.
    »Vielleicht sind es auch verdammte Kapitäne«, brummte Necron. Er hob die Hand und winkte nach hinten. Zwei gerüstete Krieger kamen auf ihn zu und blieben neben Odam und Necron an der Reling stehen.
    »Wir segeln weiter und versuchen, ihnen zu entkommen«, sagte Necron scharf. »Sie werden uns sicher angreifen, denn wenn sie wirklich von Wahnhall sind, beherrscht sie der Wahnsinn. Macht euch fertig.«
    »Wir haben deinen Befehl erwartet!«
    Necron, durch die langen Jahre in der Düsterzone genügend erfahren in Auswegen, Umwegen und in der hohen Kunst des Überlebens, wußte im Moment noch den Wind als besten Verbündeten der dickbauchigen Galeeren aus dunklem Holz. Die Guinhan mußte kreuzen, die anderen hatten achterlichen Wind, der aus West wehte.
    Er beobachtete aufmerksam die nächsten Manöver der drei Fremden.
    »Wenn alle Sagen, Berichte und Legenden, die ich kenne, recht haben«, bemerkte der Prinz neben ihm, »dann gibt es hinter Wahnhall nichts anderes mehr als Wasser. Die unendliche See, das furchtbare Meer der Einsamkeit. Das Reich Wahnhall liegt in der Düsterzone und dehnt sich bis an deren Rand aus.«
    »Das alles wußten wir, als wir dieses Schiff bemannten«, sagte Necron und sah zu, wie Steuermann und Mannschaften zusammenarbeiteten. Die Guinhan legte sich schwer zur Seite, schwang knarrend und mit knatternden Segeln herum und änderte den Kurs. Die gegnerischen Schiffe brauchten nichts zu tun – sie segelten und ruderten in derselben Schnelligkeit auf den voraussichtlichen Treffpunkt zu. Wieder übermittelte Necron das Bild, das seine Augen sahen.
    Nun, Shallad Luxon, dachte er ein wenig wehmütig, wirst du den Augenkontakt nicht mehr vermissen.
    Denn auch er, Necron, litt darunter, seinen Freund allein mit der riesigen Aufgabe zurückgelassen zu haben. Er gehorchte der Aufforderung der Alptraumritter, und da gab es noch einige andere Gesichtspunkte, die nur für ihn gültig waren. Seine schwachen Fähigkeiten Weißer Magie, die außerhalb der Düsterzone so gut wie verschwunden waren, konnte er vielleicht wieder zurückerwerben. Dazu kam seine Zugehörigkeit zu den Steinleuten; auch dies trieb ihn weiter. Die Anordnung oder genauer: der dringende Wunsch aus Ash’ Caron, Carlumen zu suchen und, wenn irgend möglich, zu finden, hatte den Ausschlag gegeben. Deshalb stellte er die Mannschaft zusammen, kaufte das Schiff und segelte einige Tage vor Luxons Krönungstag nach Westen davon.
    Nach einer Weile, in der die Guinhan scheinbar nach Südwest vor den drei düsteren Schiffen floh, meinte der Prinz der Düsternis:
    »Falls sie uns überfallen werden…«
    »Woran für mich nicht der geringste Zweifel besteht«, unterbrach Necron. »Wart’s ab, Prinz.«
    »… dann wehren wir uns. Noch ist Zeit. Aber nicht mehr als eine halbe Stunde«, beendete Odam hart. »He, Sharnat! Hierher!«
    Aus einer Luke kletterte ein Krieger des Prinzen. Er trug seinen Schlackenhelm unter dem Arm und war mit den dolch- und schwertartigen Waffen aus dem wachsenden Staub förmlich behängt. Sein Gesicht über dem buschigen Schnurrbart war voller Narben, dunkelbraun und schien

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