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Der neue Herrscher

Der neue Herrscher

Titel: Der neue Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Kämpfer und Ruderer.
    Sie duckten sich, zuckten zusammen, warfen ihre Waffen weg oder ließen sie fallen. Nur noch einige vereinzelte Pfeile heulten zwischen dem Tauwerk hindurch. Das schwebende Ungeheuer näherte sich mit dem Westwind lautlos und in dämonischer Unbeirrbarkeit. Die Gedanken und Empfindungen aller Männer wurden jäh vom Kampf und von der Sorge um das eigene Überleben abgelenkt. Böse Strahlung bemächtigte sich ihrer, drückte sie nieder, vernebelte ihre Sinne.
    Der Kampf hörte nicht plötzlich auf, aber nach wenigen Atemzügen wehrte sich niemand mehr, und keiner griff mehr an.
    Nur die Geräusche der Schiffe und der Wellen waren überlaut zu hören und dazwischen vereinzeltes Stöhnen und Fluchen.
    Eine Stimme ertönte in den Köpfen.
    Necron klammerte sich an einem dicken Tau fest und blickte auf das Unterteil des drachenartigen Luftseglers. Luxon sah es ebenso genau, und er schloß fern in Logghard die Augen, um Necron nicht im mindesten abzulenken. Er erkannte, daß sich wichtige, entscheidende Vorgänge anbahnten.
    ICH BIN DAS EINHORN! dröhnte die lautlose Stimme und schien die Gehirne der Männer sprengen zu wollen. Sie standen und kauerten erstarrt da und wanden sich unter der Ausstrahlung böser Magie.
    ICH BIN DAS SCHIFF!
    Necron vermochte nicht, sich zu rühren. Nur seine Augen bewegten sich und schilderten dem Shallad, daß aus der Gondel unterhalb der spindelförmigen Fischform oder dem Drachenleib Netze geschleudert wurden, deren Enden an langen Seilen befestigt waren. Scheinbar wahllos wirbelten die Netze durch die Luft und wurden auf die Krieger der feindlichen Schiffe und auch auf jene der Guinhan geworfen. Ein Kämpfer im Schlackenhelm wurde im geschlossenen Netz hochgezerrt; er war noch immer erstarrt und wehrte sich nicht. Ihm folgte’ ein Wahnhaller, ein zweiter schrammte am Hauptmast entlang und verschwand in der Gondel. Die Wogen der lähmenden Strahlung, die den Männern einen tiefen Blick in Abgründe einer finsteren, schauerlichen Gegenwart abzwang, verstärkten sich, kamen und gingen und ließen ihnen nur noch Kraft zum Atmen.
    Wieder holten Wesen, die nur undeutlich hinter dem Rand des Anhängsels zu erkennen waren, einige bewegungslose Krieger zu sich hinauf. Die Netze hatten sich zusammengezogen und wurden von starken Armen in großer Schnelligkeit, hochgezogen.
    ICH BIN DAS EINHORN!
    Necrons Herz schien sich zu verkrampfen. Er war vollkommen ohnmächtig und zum Zuschauer dieser unerklärlichen Vorgänge gemacht worden – wie jeder andere an dieser Stelle des Meeres.
    Als das letzte Netz mit seiner regungslosen Fracht zwischen Rahen und Tauwerk im Bauch des fremden Drachenschwesens verschwand, wich Schritt um Schritt die schauerliche Lähmung der Angst von den Männern.
    Ihre Angst und die Wogen der bösartigen Ausstrahlung ließen nach, als sich der schwebende Fremdling wieder in Bewegung setzte und weiter nach Osten abdriftete. Die Krieger mit dem stärksten Willen lösten sich aus ihrer Starre. Die ersten Axtschläge dröhnten auf und kappten die Taue der Anker.
    Einen letzten Eindruck nahm Necron, der, ohne zu überlegen, seine Befehle brüllte, nicht mehr bewußt auf. Er sollte sich später daran erinnern: Die Gesichter, die aus dem Luftschiff auf die Decks der ineinander verkeilten Schiffe herunterblickten, waren starr, fast wie gläsern, und der Ausdruck der harten Fratzen schien ihm deutlich zu sagen, daß die Insassen der Gondel von Dämonen besessen waren. Diese Überlegung schien nicht falsch zu sein, denn die Ausstrahlung aus der Höhe deutete auf die Herrschaft von Dämonen hin. Wütend bewegten die Ruderer der beiden fremden Schiffe ihre Riemen und versuchten angsterfüllt, sich voeneinander zu befreien.
    Knallend rissen weitere Haltetaue. Die Segel der Guinhan füllten sich prall. Der Steuermann bewegte das Ruder hin und her, und mit langen Stangen und losgeschnallten Ersatzrahen stießen die Alptraumritter und die Schlackenhelm-Krieger das eigene Schiff von den Bordwänden der Angreifer weg.
    Brandpfeile wurden nicht verschossen, denn man hätte damit die Guinhan gefährdet.
    Ein Ruck ging durch das Schiff, als sich der Rammsporn aus den zertrümmerten Planken löste. Wieder feuerte das Katapult, das von beherzten Kriegern Prinz Odams gespannt worden war. Segel und Taue wurden zerrissen. Das eigene Schiff löste sich endlich aus der Umklammerung der Angreifer, und als das letzte Tau mit häßlichem Knirschen riß und dabei einen Abschnitt der

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