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Der neue Herrscher

Der neue Herrscher

Titel: Der neue Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Ziel ist nicht Wahnhall!«
    »Einverstanden.«
    In den nächsten Stunden arbeiteten sie alle schnell und zielbewußt. Die Sonne brannte senkrecht, die Männer rissen sich Hemden und Kettenhemden herunter, der Braten wurde über dem Feuer gedreht, und sie alle warteten ängstlich darauf daß die schauerliche Stimme wieder ertönen würde.
    Necron umkreiste Schiff und Männer wie ein Wachhund.
    Odam und einige seiner Jäger schulterten ihre Waffen, nachdem sie gegessen hatten. Es gab genug Salz in der Guinhan, und die Männer sagten, sie wollten noch das eine oder andere Stück Wild schießen und versuchen, doch noch Spuren von Wahnhallern zu finden. Necron beschwor sie, vor Einbruch der Nacht zurückzukommen.
    Die Guinhan lag wie ein riesiger Fisch schräg im Sand und sank immer tiefer ein. Die Planken wurden eingefügt und mit Erdpech abgedichtet. Werg schlug man in die feinen Fugen und feuchtete das Holz immer wieder an. Männer schaufelten tiefe Löcher unter den Kiel und schoben die runden Baumstämme darunter.
    »Das Geschrei«, sagte der Schiffsjunge zu Necron und kühlte mit Meerwasser seine Beulen, »kann es sein, daß es von den schwingenden Felsen herrührt?«
    »Mein Junge«, brummte der Kapitän, der sich dabei ertappte, wie er sich nach der Düsterzone zu sehnen begann, »das ist durchaus möglich. Wir werden es wohl bald erleben. Vergiß das Wachs nicht.«
    Der junge Mann stopfte die weiche, nach Honig riechende Masse wieder in die Ohrmuscheln zurück und räumte die leeren Becher weg.
    Am frühen Nachmittag ertönte der schauerliche Schrei abermals.
    Diesmal gab es keinen Kampf. Nur einige Männer wurden von den Anfällen des Wahnsinns gepackt, aber noch bevor sie ernsthafte Schäden anrichten oder ihre Waffen gebrauchen konnten, hielten ihre Kameraden sie fest. Die Tollwütigen beruhigten sich, als man ihnen zusätzlich die Ohren zuhielt.
    Gegen Abend, als noch zweimal die Arbeit wegen des höllischen Schreiens und Heulens unterbrochen worden war, tauchten Odams Jäger auf. Necron sah die Szene mit Verwunderung und klappte langsam das Logbuch zu, an dessen Zeilen er geschrieben hatte. Er stand auf und heftete seinen Blick auf die beiden Gestalten, die von den Jägern und zerlumpten Männern in ihrer Begleitung getragen wurden.
    Zwei Tote? Waren sie nur schwerverletzt? Sie rührten sich nicht.
    Necron zählte dreizehn Fremde. Sie waren verwildert, bärtig und schmutzig. Ihre Kleidung bestand aus Fellen, Federn, Stoffetzen und Stricken aus Pflanzenfasern. Sie sahen wild und tückisch aus. Neben Prinz Odam stapfte ein breitschultriger Mann mit lohfarbenem Haar, der immer wieder bewundernde oder ehrfurchtsvolle Blicke auf Odam warf.
    Vor dem Schiff hielt die Prozession an. Odam zog den Helm von seinem Kopf und wischte den Schweiß von seinem Gesicht, dann durchbrach er das lastende Schweigen aus Neugierde und Mißtrauen.
    »Das hier ist Exyll, der Anführer der zwölf Gestrandeten. Sie kommen aus allen Teilen der Welt. Wir fanden sie abseits der Quelle – oder vielmehr sie fanden uns.«
    »Du bist unbesiegbar, weil dich der Wahnsinn nicht packt. Dich und die Männer in den seltsamen Helmen«, stieß Exyll hervor und bohrte seine Augen in die Necrons. »Das ist der Kapitän der Nachtstürme?«
    »Ich bin Necron. Wer erschlug die Männer?«
    Odams Krieger schaufelten mit Schwertern, Schilden und Händen zwei Gräber hinter der Barriere aus Schwemmgut.
    »Sie töteten einander«, lautete die bedauernde Antwort. »Einer meiner Männer und dein Bogenschütze, Necron.«
    »Der Schrei…?«
    »So war es. Ich konnte es nicht verhindern. Exyll – der Name bedeutet, daß er sowohl Exinn als auch Skyll bezwungen haben soll – kennt die Passage durch die Felsen. Er will uns nach Orankon bringen, dem Hafen der Hauptstadt von Wahnhall.«
    Stolz brachte der Mann mit der Löwenmähne hervor:
    »Hier, diese Waffen!« Er hob zwei lange Dolche aus Stein hoch, fast schon kleine, kantige Schwerter, »es sind meine Siegeszeichen. Ich holte sie von Skyll und von Exinn!«
    Bei der Nennung der beiden Felsen hob er die entsprechende Steinwaffe hoch. Necron sah die schartigen, aber ungemein scharfen Kanten und dachte bei sich, daß sie sehr wohl furchtbare Wunden reißen konnten.
    »Du bist nicht unempfindlich gegen diese Laute?«
    »Keiner von uns. Die dämonischen Steinzwillinge stoßen den Schrei aus. Niemand weiß, in welchen Abständen. Man kann nichts dagegen tun. Aber Odam ist dagegen gefeit!«
    »Wir auch«, rief einer

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