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Der neue Herrscher

Der neue Herrscher

Titel: Der neue Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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durchschreiten zu wollen. Er schleudert die meisten zurück und vermag besonders Vorwitzige zu töten.«
    Mit dem Lichtstab, einem übermannslangen Stab, dessen oberes Ende ein Relief aus runenartigen Verzierungen abschloß, schlug der Zaketer wütend auf den Boden.
    »Dies wird für mich, einen der herrscherlichen Kaste, nicht zutreffen. Ich bitte euch dringend, mich zum Fixpunkt des Lichtboten vorzulassen!«
    Luxon und die Magier wollten Quaron prüfen und beobachten. Zudem irritierte den Shallad das Verhältnis zwischen Yzinda und Quaron. Sein Mißtrauen wurde geschürt durch das Schweigen des Mannes mit der magischen Ausstrahlung, durch seine Angewohnheit, jeder wichtigen Frage auszuweichen, und durch seine überhebliche, befehlsgewohnte Art. Das Gorgan, das er sprach, kam aus rauher Kehle; es schien, als fühle sich der Herr über hundert Rudersklaven als Bruder des Shallad oder gar dessen Vater. Genug Gründe für alle, ihm mit übergroßer Vorsicht zu begegnen.
    »Laßt euch Zeit«, versuchte Luxon zu beschwichtigen. »Die Tempel und Anlagen sind von Pilgern überfüllt. Sie kamen zu meiner Krönung und haben ein Anrecht darauf, die wichtigen Stätten vor dir zu sehen.«
    Quaron stieß ein unwilliges Brummen aus. Wieder zuckte Yzinda zusammen. Luxon faßte sie behutsam am Arm und zog sie ans Ende der Terrasse zwischen zwei wuchtige Säulen. Auf einen Wink kam eine Dienerin und reichte ihnen Pokale mit gekühltem Wein.
    »Wer bist du, Schönste?« fragte Luxon mit schmeichelnder Stimme. »Du bist ganz anders als dein Herr oder Vater oder Sklavenhalter!«
    Sie antwortete voll Trauer und Zurückhaltung:
    »Quaron ist mächtiger als ich. Ich bin eine Coltekin, ein anderer Menschenschlag, aber auch aus dem Reich der Zaketer. Viele Völker sind dort eingegliedert und zahlen Tribut.«
    »Also doch ein Shalladad im unbekannten Westen dieser Welt. Ein Reich dort, wo die Sonne unterging.«, sagte sich Luxon und betrachtete gebannt die rote Narbentätowierung. Als Stirnband trug Yzinda eine Kette aus großen Perlen. Der linke Fuß und das linke Handgelenk waren von dünnen goldenen Reifen verziert.
    »Wo sind die anderen Schiffe, meine liebste Fremde?« schmeichelte Luxon und sah, daß Quaron unverändert die Neue Flamme und die Bauwerke des Grabmals anstarrte, als hinge sein Leben von ihnen ab.
    »Frage Quaron, und wenn er es dir nicht sagt, so wird er seine Gründe haben!« lautete die Antwort. Gegenüber Quaron war Yzinda ängstlich und demütig wie eine Sklavin. Bisher hatten sie alle, selbst der überaus mißtrauische Gamhed, das Schweigen der Gäste als selbstverständlich angesehen. Die Würde, die Quaron ausstrahlte, umgab ihn wie eine Rüstung. Aber sie wollten Zeit gewinnen. Die Magier, die Hüter am Grabmal und die Truppen waren unterrichtet und gewarnt worden.
    »Wenn wir Quaron erlauben, die Neue Flamme zu besuchen, wirst du als Pfand bei mir bleiben!« sagte Luxon und forderte sie durch eine Geste auf, noch einen Schluck zu trinken. Sie hob hilflos die Schultern und trank.
    Im zurückgeschlagenen Doppelvorhang der Tür tauchte ein Mann auf. Es war einer der Anführer der Stadttruppen. Luxon winkte ihn herbei.
    »Ich höre?«
    Das Gesicht des Soldaten drückte Ratlosigkeit und Wut aus. Er hob grüßend die Hand und sagte:
    »Nun ist es genug, Shallad – vielmehr: es ist zuviel. Logghard ist eine große Stadt, zugegeben, und immer wieder werden wir einen Toten, ein Verbrechen oder andere Vorfälle beklagen. Aber meine Leute haben heute den achten Toten gefunden. In jedem Fall handelte es sich um die Leiche eines meiner Männer.«
    Er bohrte seinen Blick zwischen die Schulterblätter des Fremden, der soeben seine steife Haube nach vorn rückte und mit den langen Fingern die Glyphen und Zeichen des Zierats zu streicheln schien. Der Blick besagte, seit dieser Mann in den Mauern der Stadt weilt, ergänzte der Shallad und verstand.
    »Acht tote Krieger. Wie wurden sie getötet?« fragte der Shallad halblaut und empfand, daß Yzinda sich mehr und mehr unbehaglich zu fühlen begann. Die gefährlichen Geheimnisse wurden größer.
    »Nach meiner Meinung und nach allem, was wir über tödliche Waffen wissen«, sagte der Anführer nachdenklich, aber mit sicherer Stimme, »von Schwertern. Scharfen Schwertern, die beidseitig geschliffen sind.«
    Luxon senkte den Kopf.
    »Ich habe verstanden. Geh in den kleinen Saal, Freund. Dort warten die Männer, die ich bestellt habe. Sage ihnen, daß ich in kurzer Zeit bei ihnen bin.

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