Der neue Herrscher
erreichte, ließ der alte Magier die Ruderer innehalten.
»Richtet den Bug auf die leere Stelle. Tut, was ich euch sage!«
Luxon stand auf, ließ sich aber wieder in den Sitz zurückfallen. Die Magier drängten sich zu einer Gruppe zusammen. Dann begannen sie mit einem unverständlichen Murmeln, das lauter wurde, wieder leiser, schärfer und deutlicher. Ihre Arme streckten sich aus, die Finger deuteten auf den Kai.
Gamhed und Luxon warfen einander lange Blicke zu.
Selbst sie fühlten eine Art Hauch, eine Welle unerklärlicher Kraft, die über sie hinwegglitt und wie ein gigantischer Arm aus der Stadt über den Hafen und das kleine Boot hinweg nach dem Kai griff.
»Sie schaffen es!« flüsterte Luxon.
Vor den Steinblöcken, auf denen unterschiedliche Wasserhöhen schmutzige Streifen hinterlassen hatten, tauchten wie Zusammenballungen eines Nebels die Formen der beiden Schiffe auf. Zunächst waren sie nichts anderes als graue Silhouetten, durch die hindurch die Gegenstände sichtbar blieben. Dann wurden die Umrisse schärfer, die Planken spiegelten sich im Wasser, die Masten und die schräg angeschlagenen Rahen reckten sich in den hellen Himmel. Luxon vergaß den magischen Singsang, die Beschwörungen der Männer – er hörte jetzt nur den Aufschrei des Erstaunens, der alle Menschen im Hafen aufschreckte, herumfahren ließ, sie zu Zeugen eines unfaßbaren Vorganges machte.
Überall unterbrach man die Arbeit.
Werkzeuge fielen zu Boden, die Menschen rotteten sich zusammen, zeigten auf die beiden Schiffe.
Die Farben traten deutlicher hervor. Mehrmals flackerte das Bild wie eine Kerze im Wind; die Schiffe verschwanden für winzige Augenblicke und erschienen wieder. Ganz leicht wiegten sie sich in der kaum vorhandenen Dünung im Hafenbecken.
Nach wenigen Atemzügen blieben die Schiffe deutlich an ihrem Platz.
»Sie sind es«, sagte Luxon und erschauerte. »Sie sehen aus wie Quarons Schiff dort drüben. An Bord, Gamhed.«
»Danke euch, Magier«, rief Gamhed. »Ruderer! Bringt uns hinüber – oder braucht ihr noch Zeit?«
»Nein. Die Beschwörung war erfolgreich, auch wenn wir erschöpft sind«, sagte der alte Magier und versuchte, das Zittern seiner Hände zu unterdrücken. Knirschend bewegten sich die Riemen in den Dollen, das Boot schob sich vorwärts und glitt auf die fremden Schiffe zu.
»Zur Treppe am Kai!« rief Gamhed.
Der Steuermann drehte das Ruder. Die Barke beschrieb eine scharfe Kurve und schrammte einige Handbreit Schmutz, Algen und Flechten vom Kai. Mit großen Sätzen sprangen die Gardisten, Luxon und Gamhed auf die steinernen Stufen. Von der anderen Seite des Hafens führten die Reiter die Pferde heran. Die Männer hasteten die Treppe hinauf, neben sich die dunklen Bordwände der Schiffe. An Deck der riesigen Schiffe rührte sich nichts, auch aus den kleinen Luken erscholl kein Lärm. Die Männer zogen ihre Waffen, stürmten auf den Kai hinaus und verteilten sich. Je eine Gruppe rannte über breite Planken, die mit dicken Seilen gesichert waren. Die Schritte hallten hohl und laut auf den Decks der Schiffe.
»Leer! Die Mannschaften haben die Schiffe verlassen!« schrie Gamhed und kletterte einen Niedergang hinunter. Von unten schrie er nach einiger Zeit:
»Nur noch Galeerensklaven! Bringt Meißel und Hämmer, befreit sie!«
»Das sollen die Arbeiter tun«, drängte der Shallad. Sie durchsuchten, so schnell es möglich war, die Schiffe. Sie rochen dumpf und nach menschlichem Schweiß; es gab wenige Vorräte, und ganz deutlich war, daß sämtliche Waffen mit den Kriegern – die Luxon durch Necrons Augen hatte sehen müssen – zusammen verschwunden waren.
»Zurück! Zum Palast!« rief Luxon und rannte vom Bug zum Heck des Schiffes. »Was Quaron immer im Schild führt – es ist nichts Gutes. Schnell, Männer!«
Inzwischen hatten sich fast alle Menschen, die sich im Hafengelände aufhielten, in der Nähe der Schiffe zusammengefunden. Luxon versuchte, sie mit einigen schnell hingeworfenen Sätzen zu beschwichtigen. Er versprach, die Fremden zur Rede zu stellen und, wenn nötig, mit Waffengewalt zu vertreiben.
Sie schwangen sich in die Sättel, spornten die Pferde und galoppierten in großer Eile zurück zum Palast.
Aufgeregte Diener eilten Luxon entgegen.
Er sprang zu Boden, unterdrückte seine Ahnung und hörte die Botschaft, die er während des Rittes zu hören erwartet hatte.
»Der Fremde, Quaron, hat sich nicht aufhalten lassen. Wir wollten ihn nicht gehen lassen. Aber er verließ
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