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Der neue Herrscher

Der neue Herrscher

Titel: Der neue Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Und haltet weiterhin die Augen offen.«
    Der Logghard-Krieger berührte mit der Handfläche seine Brust, verneigte sich knapp und ging.
    Der Shallad versuchte, in den dunkelbraunen Mandelaugen Yzindas etwas zu erkennen. Er sagte eindringlich und so, daß der Tonfall nicht den geringsten Zweifel übrigließ:
    »Logghard war nie eine ereignislose Stadt. Aber seit ihr im Palast seid, nehmen die unerklärlichen Vorkommnisse zu. Meine Magier sind wachsam und werden uns zeigen, was ihr verbergt. Die Wachen des Lichtboten sind nicht mit Blindheit geschlagen. Es ist an der Zeit, Yzinda, die Furcht vor Quaron abzulegen und mir alles zu sagen. Hier bist du sicher! Sprich aus, was dich bewegt!«
    »Ich habe kein Recht, zu antworten.«
    Sie strich über ihre Stirn. Die Perlen, die über dem waagrecht abgeschnittenen schwarzen Haar befestigt waren, klirrten. Langsam schüttelte sie den Kopf.
    »Ich darf es nicht.«
    »Was nimmst du durch das dritte Auge wahr?« fragte Luxon weiter.
    »Mitunter sehe ich Dinge, ich nehme sie wahr wie ferne Bilder, die andere Sterbliche nicht zu sehen vermögen.«
    »Dann kannst du mir auch sagen, wo sich die zwei fehlenden Schiffe verstecken.«
    Gequält schüttelte sie den Kopf. Ihr langes Haar bewegte sich wie ein schwarzer Schleier. Ihre Finger spielten verwirrt mit dem kurzen, spateiförmigen Dolch, der in einer goldbelegten Scheide an einem breiten Lederband hing.
    »Nein? Keine Antwort?«
    »Nur dann, wenn Quaron es mir erlaubt. Frage ihn…«
    Luxon hob den Arm und winkte. Einige Männer Gamheds schoben sich hinter den Säulen hervor und blieben hinter Yzinda stehen. Der Shallad deutete auf die exotische Fremde, die ihn unverändert anblickte und noch immer den Eindruck machte, als sei sie Quarons Leibsklavin.
    »Yzinda, die Coltekin aus Quarons Zaketer-Reich, ist mein persönlicher Gast. Bringt sie in ihre Gemächer. Bestimmte Umstände machen es notwendig, daß wir ihr Leben schützen müssen. Ihr wißt, was dies bedeutet?«
    »Niemand darf zu ihr, Shallad, und für sie ist es sicherer, in den Räumen zu bleiben, die du ihr zur Verfügung gestellt hast.«
    »Genau dies meine ich!« sagte Luxon und sah zu, wie die Soldaten Yzinda wegführten.
    Luxon folgte ihr durch einen anderen Eingang. Als er Gamhed traf, sagte er nur:
    »Achtet auf Quaron. Er hat, denke ich, Übles im Sinn. Die Magier sollen ihn scharf beobachten.«
    »Ich habe nichts anderes vor. Zahllose Augen sind auf ihn gerichtet.«
    »Gut so.«
    Der Shallad wirbelte in den Saal hinein, in dem sich eine Abordnung der Magier aufhielt. Sofort war er von den Verwaltern der Weißen Magie umgeben. Heftig redeten sie auf ihn ein, aufgeregt wie ein Schwarm seltsamer Vögel.
    »Einer soll für alle reden«, unterbrach der Shallad sie nachdrücklich. »Was hat die Weiße Magie bewirkt?«
    Mit beschwörender Stimme, fast in einem dunklen Singsang, berichtete ein alter Magier, der, während er sprach, die Augen schloß.
    »Unsichtbare ziehen durch Logghard. Wenn sie auf Männer stoßen, die hinter ihre Unsichtbarkeit kommen, so töten sie diese.«
    »Mit zweifach geschliffenen Hohlschwertern!« fügte ein anderer hinzu. »Sie gehen in den Nächten durch Logghards Gassen.«
    »Was wißt ihr über Quaron und sein Verhältnis zu der schwarzhaarigen Frau?« fragte der Shallad aufgeregt.
    Er gestand sich ein, daß er Yzinda begehrte. Ihre Anmut und ihr zierlicher, aber prall entwickelter Körper forderten seine Leidenschaft heraus. Aber er verbot sich noch, persönlich um sie zu werben.
    »Quaron entzieht sich unseren magischen Möglichkeiten«, gestanden die Männer ein. »Er selbst ist ein überaus kundiger Magier. Er hüllt sich in einen unendlich starken, magischen Schutzschild. Aber wir sind sicher, daß es sich nicht um böse Magie handelt. Er gehört unserer Meinung nach nicht zu den Dämonenbeherrschten.«
    »Ein schwacher Trost«, meinte Luxon. »Immerhin.«
    »Wir haben dich sprechen wollen, Shallad«, sagte der Alte und öffnete endlich seine Augen, »weil wir das Rätsel der Schiffe gelöst haben.«
    »Ihr habt es geschafft!« keuchte Luxon auf. »Sehr gut. Wie sieht es aus?«
    Eigentlich hätte er sich einige ruhige Monde gewünscht; es gab innerhalb der Grenzen des Shalladad so unendlich viel zu tun. Aber schon während der wichtigsten Stunde in seinem bisherigen Leben drangen unerklärliche Vorgänge, ausgelöst von undurchschaubaren Fremdlingen, von weit außen auf ihn ein und gefährdeten alles, was er endlich fest in Händen zu

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