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Der neunte Buddha - Thriller

Der neunte Buddha - Thriller

Titel: Der neunte Buddha - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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seine Gedanken vertieft. Frühlingsstürme bliesen ohne Unterlass über die weiten Ebenen des Hochlandes. Sie mussten sich tief über die Mähnen der Ponys beugen, geblendet und durchgefroren bis auf die Knochen. Sie kamen an Seen und Flüssen vorüber, auf denen noch dickes, vom Wind zerfurchtes Eis lag. Dann senkte sich weißer, kalter und klebriger Nebel über das Land, in dem sie und ihre Ponys sich bewegten wie Gespenster. Chindamanis schwarzes Haar glitzerte von halbgefrorenen Wassertröpfchen. Christopher sah sie vor sich reiten, ein schwacher Schattenriss, der bald verschwand, bald wieder auftauchte.
    Überall begegneten ihnen Zeichen des Glaubens, die sie an die Allgegenwart der Götter erinnerten: Gebetsfahnen und Chörten , lange Mani- Mauern und einmal auch zwei Pilger, die sich über den gefrorenen Boden vorwärtsbewegten, indem sie sich immer wieder der Länge lang auf die Erde warfen.
    »Wo wollen sie hin?«, fragte Christopher.
    »Zum Jokhang«, antwortete Chindamani. »Dem großen Tempel von Lhasa. Sie pilgern dorthin, um Jovo Rinpoche die Ehre zu erweisen.«
    Christopher blickte verwundert drein.
    »Das ist eine große Figur unseres Herrn Buddha, als er ein Kind war«, erklärte sie. »Es ist das heiligste Bildnis in ganz Tibet. Menschen aus aller Welt kommen dorthin, um es zu sehen. Manche reisen Hunderte Kilometer, indem sie die Erde mit ihren Körpern messen, so wie diese beiden. Das kann Monate oder Jahre dauern. Mitunter sterben sie auch, bevor sie die heilige Stadt erreicht haben. Das ist eine sehr gute Art zu sterben.«
    »Warum tun sie das?«, fragte er.
    »Um schlechtes Karma loszuwerden, das sie in früherenLeben angesammelt haben. Um gutes Karma für das nächste Leben zu erwerben. So dass sie in einem Zustand wiedergeboren werden, da sie dem Land Buddhas näher sind. Das kann jeder von uns tun.«
    Er blickte sie an.
    »Hat unsere Reise irgendeinen Wert?«, fragte er.
    Sie nickte sehr ernst.
    »Ja«, sagte sie. »Samdup ist der Maidari Buddha. Wir müssen ihn finden und zu seinem Volk bringen. Wir sind seine Werkzeuge. Du wirst sehen.«
    »Glaubst du wirklich, dass wir ihn wiederfinden?«
    Sie schaute ihn lange an, bevor sie reagierte.
    »Was meinst du?«, erkundigte sie sich schließlich.
    Christopher erwiderte nichts. Aber als sie weiterritten, fragte er sich, welches Karma er wohl erwerben würde, wenn er den Jungen aus Samjatins Händen rettete, nur um ihn als britische Marionette auf den Thron der Mongolei zu setzen.
    Die erste Spur von Samjatin fanden sie in einem kleinen Dorf bei Nagchu Dzong, etwa 250 Kilometer von Lhasa entfernt. Die Wirtin des Rasthauses erinnerte sich an einen Mann und zwei Jungen, die etwa zehn Tage zuvor dort durchgereist waren. Sie ritten auf Ponys und mussten schon lange unterwegs sein. Samjatin war gezwungen, in dem Rasthaus einzukehren, weil er dringend Proviant und frische Ponys brauchte.
    »Sie sind hier mit drei der elendesten Klepper angekommen, die ich je gesehen habe«, sagte die Frau. »Die lebten kaum noch. Sie hatten sie zuschanden geritten, würde ich sagen. Das war das Werk des Mongolen, das konnte man sehen. Er wollte sofort weiter. Er war nervös und kribbelig, die Sorte, mit der man sich besser nicht anlegt. Auch die armen Kinder waren völlig am Ende. Ich sagte zu ihm, sie sollten sich ein paar Tage ausruhen, aber er hat mich nur angefahren.Sie mussten gleich wieder los, nicht mal einen Tee haben sie getrunken.« Sie war empört über solch ungehöriges Benehmen.
    »Ich habe ihnen neue Ponys verkauft, wollte ihnen aber nicht viel für die alten geben. Natürlich kann ich sie wieder rausfüttern. Das eine taugt jedoch gar nichts mehr. Es bekam kaum noch Luft, ich konnte es nur noch zum Schlächter bringen. Ich habe 500 Trangkas für die zwei verlangt, die ich ihm verkauft habe, und er hat sie anstandslos hingelegt. Das sind vierzig Liang in chinesischem Geld. Ich habe gleich zu meinem Mann gesagt, dass der nichts Gutes im Schilde führt. Am liebsten hätte ich ihm jemanden nachgeschickt, um zu sehen, ob es den kleinen Jungen gut geht. Aber mein Mann meinte, wir sollten uns da nicht einmischen. Vielleicht hatte er ja recht.«
    »Hat einer der Jungen versucht, mit Ihnen zu sprechen?«, fragte Chindamani.
    »Also, da Sie direkt danach fragen, glaube ich, einer wollte das tun. Aber der Mann hat es sofort unterbunden und ihn hinausgeschickt.«
    »Haben Sie sich das gefallen lassen? Und nicht widersprochen?«
    Die Wirtin maß Chindamani mit einem

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