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Der Nobelpreis

Der Nobelpreis

Titel: Der Nobelpreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Telefon ist nicht erreichbar, glaub mir.«
    »Glaub ich dir, Schwager«, erwiderte ich. »Aber der Mensch, von dem ich dir erzählt habe, der russische Computerhacker mit den magischen Händen« – Dimitri grinste breit – »hat Zugang zum Computersystem des Mobilfunknetzes und glaubt, dass er den Weg rekonstruieren kann, den das Telefon vor dem Ausschalten zurückgelegt hat. Da ich neu in diesem Jahrhundert bin, war mir das nicht geläufig, aber anscheinend ist ein Mobiltelefon so eine Art Peilsender, den man freiwillig mit sich herumträgt … Was ist?«, unterbrach ich mich, als eigenartige Geräusche von Hans-Olofs Seite erklangen. Geräusche, die sich anhörten, als habe ihm eben jemand einen schweren Sandsack direkt in die Hoden gerammt.
    »Schon gut«, flüsterte Hans-Olof. »Ich musste mich bloß gerade setzen. Mein Kreislauf macht nicht mehr so richtig mit.«
    Es war soweit: Ich machte mir Sorgen um ihn. Was mich nicht wenig ärgerte. »Mach jetzt nicht schlapp. Das könnte die erste echte Spur zu Kristina werden.«
    »Schon gut.« Seine Stimme klang matt und Lichtjahre entfernt. »Soll ich nach Hause fahren und die Karte suchen?«
    »Wäre hilfreich, ja«, stimmte ich grimmig zu.
    Dimitri sagte etwas dazwischen von wegen Vertragsunterlagen, die es geben müsse. »Hast du gehört?«, fragte ich.
    »Ja, richtig«, schnaufte Hans-Olof. »Bloß, ob ich die in ihren Sachen finde …? Aber ich werd’s probieren, auf alle Fälle. Ich melde mich dann.« Es klang nicht sehr zuversichtlich.
    »Das wird nichts«, prophezeite ich grübelnd, nachdem ich die Verbindung gekappt hatte.
    »Er ist ein zerstreuter Professor, was?«, meinte Dimitri.
    »Ihre Freundin müsste die Nummer wissen«, fiel mir ein. Ich versuchte mich an den Namen zu erinnern. Hans-Olof hatte ihn erwähnt … »Wiklund. Sylvia Wiklund. Hast du ein Telefonbuch?«
    Natürlich hatte Dimitri kein Telefonbuch. Stattdessen schleppte er mich zu seinem Computer, ging ins Internet und dort auf eine Seite, auf der man nach Telefonnummern aus ganz Schweden suchen konnte. »Nach Mobilfunknummern auch?«, fragte ich und deutete auf einen entsprechenden Eintrag.
    Dimitri wiegte zweifelnd das Haupt. »Nur, wenn jemand seine Nummer ausdrücklich bekannt gegeben hat«, meinte er und tippte Kristina Andersson und Stockholm in die Suchfelder.
    »Wir können es ja mal versuchen.«
    Es gab 43 Kristina Anderssons in Stockholm, von denen keine meine Nichte war. Wiklunds gab es mehr als 250; erst als wir die Abfrage auf Sundbyberg eingrenzten, wurde eine vernünftige Liste daraus. Ich rief die Nummern der Reihe nach an, aber niemand hatte eine Tochter namens Sylvia, schon gar keine, die in die Bergströmschule ging. »Wahrscheinlich wohnt sie in einem anderen Stadtteil«, mutmaßte Dimitri. »Das kannst du vergessen; da telefonierst du bis morgen früh.«
    Birgitta! Sie war die Klassenlehrerin. Sie musste eine Liste mit den Telefonnummern aller Eltern haben. »Leg nicht auf, es ist wichtig«, sagte ich rasch, als sie sich meldete. »Ich bin’s, Gunnar.«
    Sie gab ein unwilliges Geräusch von sich. »Als ich gesagt habe, komm nicht wieder, meinte ich damit natürlich auch, dass du nicht anrufen sollst, ist das klar?«
    »Es geht nicht um mich, es geht um Kristina«, sagte ich und erklärte ihr in kurzen Worten, wozu ich Kristinas Mobilnummer brauchte und wie ich sie zu erfahren hoffte.
    »Wenn es weiter nichts ist«, meinte sie kühl, »die kann ich dir auch geben.«
    »Du hast sie?«
    »Ich organisiere in jeder Schulklasse eine Telefonkette für Notfälle«, erklärte sie. »Warte …« Es raschelte im Hintergrund. Ich bedeutete Dimitri, dass ich etwas zu schreiben brauchte.
    Sie gab mir die Ziffernfolge durch, die ich auf dem Rand eines Werbezettels vom Supermarkt mitschrieb. »Du darfst mich auf dem Laufenden halten, was mit Kristina ist«, meinte sie dann. »Aber das ist alles, okay?«
    »Ja, schon gut. Danke jedenfalls.« Ich trennte die Verbindung und rief Hans-Olof zurück. »Entwarnung. Wir haben die Nummer, du kannst dir die Mühe sparen.«
    »Was?«, schnappte er. »Ihr habt …? Woher?«
    »Von Kristinas Schule.« Ich hatte nicht vor, ihm weitere Details zu erläutern.
    »Die Schule!« Hans-Olof keuchte. »Die hatten ihre Nummer? Na so was. Das wusste ich gar nicht …«
    »Wo bist du?«
    »Ich war auf dem Weg zum Auto. Das kann ich jetzt ja bleiben lassen, oder?« Seine Stimme klang etwas verzerrt. »Und? Könnt ihr sie schon anpeilen?«
    »Moment, von

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