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Der Novembermörder

Der Novembermörder

Titel: Der Novembermörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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sich um und setzte die rutschige Wanderung fort.
    Aber sie hatte Probleme, sich auf das zu konzentrieren, was vor ihnen lag. Das, was sie gerade hinter sich gelassen hatten, empfand sie als unerwartete und erschreckende Bedrohung. Auch wenn es kaum etwas mit Lillis’ und Bobos Kate zu tun haben konnte, durfte man die Hell’s Angels nie ignorieren. Schließlich zwang sie sich, ihre Befürchtungen beiseite zu schieben und ihre ganze Aufmerksamkeit nach vorn zu richten. Ein schwaches Licht blitzte zwischen den Bäumen auf. Jimmy nahm ihren Arm und zeigte ein Stück hinter den Waldrand. Sie waren beide der gleichen Meinung. Ein hoher Steinhaufen erhob sich am Waldrand, die perfekte Tarnung, während sie gleichzeitig von ihm aus einen besseren Überblick kriegen konnten.
    Ihre Finger waren steif und angeschwollen von der Kälte. Als sie auf den Steinhaufen klettern wollten, verlor Irene an einem rutschigen Stein den Halt und rutschte hinunter. Ihr Knie bekam einen ordentlichen Stoß ab und ihre Handflächen wurden aufgerissen. Aber die waren von der Kälte so taub, dass sie es kaum merkte. Als sie wieder hoch kletterte, kauerte Jimmy bereits hinter den Steinen und schaute durch das Nachtsichtgerät. Im Stillen schickte Irene ihm ein Dankgebet, dass er es mitgenommen hatte. Ohne dieses Fernglas wären sie gezwungen gewesen, viel näher ans Haus heranzukriechen. Jetzt waren sie ungefähr fünfzig Meter entfernt. Das fühlte sich bedeutend angenehmer an. Sie spähte zu dem Lichtpunkt und sah, dass es eine Außenlampe an einem kleinen, scheunenähnlichen Gebäude war. Ein paar kleine Fenster leuchteten schwach.
    Jimmy blieb so lange unbeweglich liegen, dass sie schon unruhig wurde. Sie wollte auch durch dieses lustige Spielzeug gucken. Aber sein angespanntes Flüstern weckte in ihr böse Ahnungen, als er ihr das Gerät gab.
    »Du wirst es nicht glauben. Guck mal über den Rand des Lichtkegels der Außenbeleuchtung.«
    Der Schirm ihres Käppi störte, also drehte sie ihn resolut nach hinten. Nicht unpraktisch, denn dadurch wurde der eiskalte Regen daran gehindert, ihr in den Nacken zu laufen.
    Sie hob das Fernglas an die Augen, band es sich um und sah sofort, was er meinte. Ein großes Motorrad, ein Chopper, stand vor der Scheunenwand. Als sie das Sichtgerät auf eines der kleinen, hellen Fenster richtete, konnte sie einen großen, dicken Mann mit langem, lockigem Haar erkennen. Er redete mit jemandem, der außerhalb ihres Blickwinkels war, und gestikulierte wild. Obwohl sie niemand hören konnte, flüsterte sie: »Ich kann nur einen Kerl sehen, einen dicken, langhaarigen Typ. Aber das ist nicht Bobo Torsson. Hast du sonst noch einen gesehen?«
    »Nein, nur den Dicken. Und die Maschine! Hast du gesehen? Wieder ’ne Harley Davidson!«
    »Ist das nicht die Gleiche, die wir hinten bei den Ferienhäusern gesehen haben?«
    »Nein, diese hat keine Gepäckbox hinten.«
    Das stimmte. Diese hier hatte zwei kleinere Boxen auf den Seiten des Hinterrads. Der langhaarige, dicke Mann lief herum und redete mit seinen unsichtbaren Zuhörern. Für den Bruchteil einer Sekunde meinte Irene den Kopf einer sehr viel kleineren Person sehen zu können, aber es ging so schnell, dass sie sich nicht sicher war. Ohne das Sichtgerät von den Augen zu nehmen, flüsterte sie Jimmy zu: »Ich glaube, es sind mindestens zwei. Aber was machen die da?«
    »Keine Ahnung.«
    Eine Bewegung im äußersten rechten Sichtbereich ließ sie das Fernglas dorthin drehen. Aufgeregt flüsterte sie: »Da kommt jemand aus der Tür vom Haus nebenan! Anscheinend ist das das eigentliche Wohnhaus. Aber das ist auch nicht Bobo Torrson. Auch wieder so ein langhaariger Typ in Leder, aber dieser ist groß und dünn.«
    »Komisch, dass er die Außenbeleuchtung anmacht. Ich sehe niemanden.«
    »Nein?«
    Irene setzte das Sichtgerät ab und schaute zum Haus hinüber. Es war dunkel. Weiterhin war nur das Licht von der Scheune zu sehen. Der Mann lief im Dunkel herum. Er war für alle ohne Nachtsichtgerät unsichtbar. Sie schob sich das Fernglas wieder vor die Augen, nur um noch mit anzusehen, wie der Dünne hinter der Scheune verschwand. Schnell richtete sie die Gläser wieder auf das Scheunenfenster. Der Dicke hielt in seinen Gesten inne und drehte sich mit dem Rücken zum Fenster. Irene war klar, dass jetzt der andere sprach, denn plötzlich war der massige Kerl vollkommen unbeweglich und schien gespannt zuzuhören. Fast hätte sie vor lauter Schreck das Fernglas fallen lassen, als er

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