Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Novembermörder

Der Novembermörder

Titel: Der Novembermörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
Vom Netzwerk:
aus wie Sammies Badewasser. Den kriegte nicht einmal sie runter. Aber das störte sie kaum, denn in ihrem Kopf wirbelten die Fragen und Informationen durcheinander.
    Sylvia hatte Angst gekriegt, als die Ersatzschlüssel zur Sprache kamen. Sie wusste oder ahnte, wer sie in den Händen hätte haben können. Oder hatte jemand sie schon gehabt? Warum wollte Sylvia nicht darüber reden? Charlotte von Knecht und Bobo Torsson waren alte Bekannte und hatten zusammen gearbeitet. Charlotte hatte den Kontakt zwischen Torsson und ihrem Schwiegervater vermittelt, worauf Torsson die beiden Wohnungen mieten konnte. Trafen sie sich immer noch? Hatte das irgendeine Bedeutung für die Ermittlungen? War das der Berührungspunkt, den sie gesucht hatten? Daran mochte auch Irene kaum glauben. Nicht in ihrer wildesten Phantasie konnte sie sich vorstellen, dass Bobo Torsson Richard von Knecht niederschlug und ihn vom Balkon warf, die Höllenmaschine in der Berzeliigatan anbrachte und sich schließlich selbst ins Jenseits sprengte. Obwohl Letzteres vielleicht einfach ein Missgeschick gewesen war. Aber es war nicht logisch, beantwortete es doch nicht die vorher gestellten Fragen.
    Warum sollte Bobo Richard von Knecht ermorden? Warum sollte er seine Wohnung und sein Atelier in die Luft jagen?
    Ganz zu schweigen von sich selbst? Und sich Charlotte in einer dieser Rollen vorzustellen, das war wohl noch schwieriger. Eine Bombenbastlerin war sie ja wohl kaum. Aber die Bekanntschaft zwischen Bobo und Charlotte war interessant. Waren sie immer noch Freunde gewesen? Mehr als Freunde? Es war wohl höchste Zeit für ein Gespräch mit der jungen Frau von Knecht. Henrik von Knecht hatte als Erwachsener Mumps gehabt, mit anschließender Hirnhautentzündung als Folgeerscheinung. Hatte der Mumps auch die Hoden befallen? War er also zeugungsunfähig? Wenn man von diesen Überlegungen ausging, erschienen einige von Sylvias sonderbaren Reaktionen in den letzten Tagen viel verständlicher. Wenn man weiß, dass der eigene Sohn zeugungsunfähig ist, wird man sich kaum darüber freuen, wenn die Schwiegertochter schwanger ist! Das war ein interessanter Gedanke. Und die anschließende Frage war wohl noch interessanter: Wer war in diesem Fall der Vater von Charlottes Kind? Warum hatte Henrik so reagiert? Er war doch nach eigener Aussage bereit, seine angeknackste Ehe weiterzuführen, »dem Kind und dem Weiterbestehen der Familie zuliebe«. Das stimmte nicht. Entweder glaubte er, dass er selbst Vater des Kindes war, oder es interessierte ihn nicht. Aber er musste zumindest davon wissen, jedenfalls, wenn er zeugungsunfähig war! Und wenn es ihn nicht interessierte, würde er dann bereit sein, weiter für die Beziehung zu Charlotte zu kämpfen?
    Eine Stimme neben ihrem Ohr schreckte sie aus ihren Überlegungen. »’tschuldigung. Noch Kaffee die Dame?«
    Ein kleiner dunkler Kellner lächelte sie freundlich an und hielt ihr die Glaskaffeekanne hin. Zu ihrer Bestürzung musste sie feststellen, dass sie ganz in Gedanken die Kaffeebrühe in sich hineingekippt hatte.
    Jimmy strahlte vor Freude, als sie mit einer Tüte Süßigkeiten und einem Stapel Zeitungen hereinkam. Er sah fast genauso aus wie am Tag zuvor, nur das Lila war noch dunkler geworden. Der Tropf war fort und er saß in einem hochlehnigen Plastiksessel am Fenster. Es gab noch Platz für einen zweiten Patienten, aber das Bett war immer noch leer.
    »Hallo Jimmy! Du siehst aus wie eine LSD-Halluzination«, begrüßte Irene ihn aufmunternd.
    »Thank you. Genau diese Worte brauche ich, damit es mir besser geht.«
    Er lachte und sie unterhielten sich über dies und das. Irene übermittelte ihm dann das Neueste von der Beobachterfront. Besonders die Informationen über Spuren von Drogenresten in den Ferienhäusern interessierten ihn.
    »Wir beobachten schon lange einen Teil der MC-Gang. Besonders ›Death Squadron No. 1‹ ist höchst interessant. Sie sind seit ein paar Jahren vollwertige Mitglieder der Hell’s Angels. Die Gang fährt überall in Europa herum und besucht sich gegenseitig. Und es gehört einiges dazu, bevor zwei kleine Zöllner unten in Helsingborg anfangen, die Boxen von zwanzig Hell’s Angels zu durchsuchen, nachdem diese ihre Brüder in Dänemark oder Holland besucht haben. Und wir wissen auch, dass sie noch auf andere Weise Drogen schmuggeln«, berichtete er.
    »Warum treiben sie überhaupt Drogengeschäfte?«
    »Big Business. Kaum einer von ihnen hat Arbeit. Und man braucht reichlich Geld fürs

Weitere Kostenlose Bücher