Der Novembermörder
Sessel sinken zu lassen. Sich einfach nur von diesem weichen Lederschoß aufnehmen zu lassen.
»Hier ist sie!«
Valle winkte mit einem Zettel. Er schrieb die Nummer auf einen anderen Zettel und kam zurück ins Wohnzimmer.
»Ich habe auch immer einen Zettel in meiner Brieftasche. Es ist immer gut. die Nummer dabeizuhaben. Das sind alles richtig gute Fahrer. Hilfsbereit und freundlich.«
Irene hatte den Verdacht, dass Valle mit seinen Trinkgeldern sicher großzügig war, wenn er betrunken war, was die Hilfsbereitschaft gewiss erhöhte. Aber diese Überlegung behielt sie für sich. Sie stand auf und bedankte sich bei Valle für seine Hilfe.
»Ach, das war doch selbstverständlich! Wenn ich dabei helfen kann, dass der Mörder meines Freundes gefasst wird, dann stehe ich jederzeit zur Verfügung«, erklärte er ernst.
Hätten doch andere in den Fall Verwickelte ein bisschen von dieser Einstellung, dann wäre der Fall wahrscheinlich schon gelöst! Worauf ihre Gedanken zu dem Gespräch weiter oben mit Sylvia ging.
»Sie wurde stinkwütend, als ich sie nach den Broten gefragt habe. Sie hat uns angeschrien, wir sollten aufhören, sie zu schikanieren. Erst als Hannu ihr zum Schluss irgendwas auf Finnisch gesagt hat, ist sie verstummt. Was hast du gesagt?«
Hannu verzog leicht die Mundwinkel und fauchte dumpf: »Hier geht es um Mordermittlungen!«
Tommy wandte sich lachend an Irene, die wieder fuhr.
»Ansonsten hat das Gespräch mit Sylvia nicht viel gebracht. Und sie ließ uns nicht mit ihrer Schwester und Mutter reden. Sie hat uns erzählt, dass sie heute draußen in Marstrand war. Ein Pferd hatte eine Bronchitis bekommen und hustete. Aber der Tierarzt hat ihm Penicillin gegeben, also wird es schon wieder. Das war alles an Informationen, was wir gekriegt haben. Ansonsten hat sie nur herumgemeckert. Aber am Anfang hat sie etwas auf Finnisch zu Arja gesagt. Hast du gehört, was das war, Hannu?«
»Ja. Kein Wort über das Fest.«
»Kein Wort über das Fest. Bist du dir sicher?«
»Ja.«
»Welches Fest? Sie kann doch nicht die Beerdigung damit gemeint haben?«
Irene hatte eine Idee, während sie auf den Parkplatz des Präsidiums einbog. Sie sagte: »Kann die Feier zu ihrem Hochzeitstag gemeint sein? Oder zum dreißigjährigen Krieg, wie sie schon mehrere genannt haben?«
Tommy überlegte laut, während Irene einparkte.
»Keiner von denen, die dabei gewesen sind, hat gesagt, dass etwas besonderes passiert ist. Alle waren sich einig, dass es ein schönes Fest war. Nur Charlotte und Henrik schienen bedrückt, wie mehrere betonten.«
»Kein Wunder! Sie bumst mit jemand anderem als ihrem Mann herum. Vielleicht sogar mit ihrem Schwiegervater. Und Henrik hat gerade eine Bombe installiert, die seinen Papa ins Himmelreich befördern soll! Wen wundert es da, wenn sie bedrückt sind?«
Hannu mischte sich ein.
»Angespannt. Nicht bedrückt. Angespannt.«
Irene brauchte einen Moment, bis sie verstand. Der Motor war abgestellt, aber sie blieben noch im Auto sitzen. Sie nickte: »Nicht bedrückt. Angespannt. Genau. Henrik war nervös, weil er Angst hatte, dass es mit der Bombe nicht klappen könnte. Und Charlotte hatte andere Dinge zu bedenken. Vielleicht Pläne, wie sie ihren Schwiegervater, ihren Geliebten, den Vater ihres Kindes umbringen konnte? Wie stand er wirklich zu ihr?«
Tommy seufzte und breitete resigniert die Hände aus: »Indizien! Wir brauchen Beweise! Beweise!«
Der Kommissar war nach Hause gefahren, glühend vor Fieber. Die drei Inspektoren setzten sich zusammen und gingen noch einmal durch, was der heutige Tag ihnen gebracht hatte.
Und das war eine ganze Menge. Auf Anderssons Schreibtisch lag ein Fax von der Spurensuche. Die Männer teilten mit, dass sie die Röhren im Keller der Berzeliigatan gefunden hatten und dass sie »mit großer Wahrscheinlichkeit mit den Röhren übereinstimmen, die für den Bau der betreffenden Bomben benutzt wurden. Die Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen.« Sie riefen bei der Spurensicherung an, um nach den Broten in von Knechts Kühlschrank zu fragen, aber es ging niemand ans Telefon. Also schickten sie ihnen auch ein Fax: »Nach sicheren Informationen wissen wir. dass Richard von Knecht eineinhalb Stunden vor seinem Tod zwei belegte Brote gekauft hat. Habt ihr die Brote im Kühlschrank gesehen? Und falls ja: Ist einer von euch hungrig gewesen?«
Irene rief das Taxiunternehmen an. Nach vielen Erklärungen und Hin und Her erfuhr sie, dass der Fahrer, den sie
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