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Der Novembermörder

Der Novembermörder

Titel: Der Novembermörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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kam! Wir zuckten beide zusammen und da sagte sie zu mir: ›Ach, hallo, ich hatte meine Schlüssel verloren. Aber jetzt habe ich sie wieder gefunden.‹ Und damit stopfte sie das Schlüsseletui, das sie in der Hand hielt, in die Tasche ihres Morgenmantels. Ich war müde und hatte einen leichten Kater, deshalb dachte ich nicht weiter darüber nach. Aber hinterher habe ich oft darüber gegrübelt. Wieso konnte Charlotte ihre Schlüssel in Richards Schlafzimmer verlieren?«
    »Haben Sie Sylvia von Ihrem Zusammentreffen mit Charlotte erzählt?«
    »Nein. Ich wollte Charlotte so wenig wie möglich in ihrer Gegenwart erwähnen.«
    »Glauben Sie, dass Henrik wusste, was da zwischen Richard und Charlotte vor sich ging?«
    Arja dachte nach. Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Das glaube ich nicht. Aber seit dem sechzigsten Geburtstag ist Charlotte nie wieder in Marstrand gewesen, das weiß ich.«
    »Aber Henrik ist dort, so oft er kann?«
    »Ja. Er liebt sein Haus dort.«
    »Wissen Sie, dass Henrik zeugungsunfähig ist?«
    »Ja. Sylvia hat es mir erzählt.«
    »Und wissen Sie auch, dass Charlotte schwanger ist, schon fast im vierten Monat?«
    Arja nickte und sagte mit einem Seufzer: »Ja. Sylvia hat es mir erzählt.«
    Noch einmal holte sie ganz tief Luft und schaute Irene dabei offen in die Augen. »Das alles habe ich Ihnen erzählt, damit der Mord an meinem Mistkerl von Schwager aufgeklärt wird. Sylvia braucht Ruhe. Der Fall muss geklärt werden. Aber ich werde das niemals vor Gericht bezeugen. Das bleibt vertraulich zwischen Ihnen und mir«, erklärte sie mit fester Stimme.
    »Auch nicht, dass Sie Charlotte aus Richards Zimmer haben kommen sehen, mit einem Schlüsseletui in der Hand?«
    Arja dachte nach.
    »Doch, das könnte ich bezeugen. Aber alles andere nicht. Kein Wort davon! Sylvia würde sonst das Vertrauen zu mir verlieren. Und das mit vollem Recht. Aber ich glaube, ich musste es tun. Der Mord muss aufgeklärt werden, nichts darf unter den Teppich gekehrt werden.«
     
    Als sie zum Wagen zurückkam, waren dort keine Zwillinge, sondern nur ein Zettel auf dem Beifahrersitz: »Wir sind zu Glady’s gegangen. Haben einen Mordshunger! Küsschen K&J.« Dazu gab es nicht viel zu sagen. Irene war über eine Stunde weggewesen und es war kalt im Auto. Mit einem Seufzer startete sie den Motor, fuhr auf die Aschebergsgatan und bog auf die Avenyn.
    Sie parkte auf dem Personalparkplatz auf dem Hinterhof von Glady’s Corner und ging durch den Kücheneingang hinein. In der großen Restaurantküche herrschte fieberhaftes Treiben, und es dampfte aus den großen Töpfen. Leute liefen hin und her und riefen ihre diversen Bestellungen. Aber alles funktionierte ohne Probleme, der große Abendbetrieb hatte noch nicht eingesetzt. Von den Mädchen war kein Schimmer zu sehen. Aber Krister entdeckte Irene. Er hob eingerollte Fischfilets mit einem Schaumlöffel aus einem riesigen Topf. Er tat seine Arbeit konzentriert und bemerkte sie erst, als sie direkt neben ihm stand. Sie zwitscherte ihm ins Ohr: »Hallo, mein Schatz. Hast du unsere Kinder gesehen?«
    Er zuckte zusammen, und das zarte Fischstück fiel mit einem Plumps in den Topf zurück.
    »O Scheiße, jetzt ist es kaputt gegangen! Hallo. Unsere Kinder habe ich zu McDonald’s geschickt«, erklärte er genervt.
    »Zu McDonald’s?«
    »Ja. Das Essen hier passte den Damen nicht. Und sie haben hier nur herumgewuselt und gestört. Also habe ich sie auf die andere Straßenseite geschickt. Ein BigMac ist doch immer ein kulinarischer Hochgenuss für unsere Töchter. Das müssen deine Gene sein, die da durchkommen.«
    Er gab ihr einen schnellen Kuss auf die Nase und begann dann, wieder nach seinem Filet zu fischen. Um zu retten, was noch zu retten war.
     
    Es geschah ganz unbewusst, aber sie bemerkte es selbst. Ihr Schritt verlangsamte sich, als sie die glänzenden Motorräder sah, die in einer Reihe vor dem Hamburger-Restaurant standen. Ein äußerst unangenehmes Gefühl begann sich in der Magengegend bemerkbar zu machen. Vielleicht sollte sie doch mit einem Hirnverdreher über ihre beginnende – oder bereits manifeste – Phobie gegenüber Motorrädern reden? Vielleicht war sie mit einigen Dosen Porsche zu heilen? Aber natürlich musste sie damit allein fertig werden. Sie gab sich selbst geistig einen Tritt in den Hintern und ging entschlossen zur Eingangstür. Die Mädchen saßen am Fenster und winkten ihr freudig zu, als sie sie entdeckten. Gerade als sie die Tür aufdrücken wollte, sah

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