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Der Novembermörder

Der Novembermörder

Titel: Der Novembermörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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ihn braucht. Übrigens, eins hast du mir nie gesagt, Sven … Aus welchen Gründen seid ihr so sicher, dass von Knecht ermordet wurde?«
    Wortwörtlich die steife Formulierung, die Kurt Höök von GT benutzt hatte. Kommissar Nilsson beugte sich nonchalant über den Tisch, eine Hand in der Hosentasche, und strahlte ganz und gar freundliches Interesse aus. Irene traute sich nicht, den Kopf zu drehen und Andersson anzusehen, aber sie ahnte die pochenden Vibrationen zurückgehaltener Wut, die von ihm ausgingen. Deshalb war der neutrale Ton am Anfang seiner Antwort eine Überraschung, aber kaum das, was dann folgte.
    »Ja, weißt du, lieber Kollege. Ich habe ihm eine Informationsquelle in den Arsch gesteckt. Und beide sind zusammen verblutet. Damit ist die Quelle also jetzt versiegt!«
    Das war ein gewagter Schuss ins Blaue, abgefeuert aus reiner Intuition, aber er traf ins Schwarze. Nilssons Gesicht wurde ganz bleich, die Verlegenheit des Schuldigen war deutlich zu sehen, und seine gesamte weltmännische Sicherheit verschwand. Ohne ein Wort lief er aus dem Raum.
    Die beiden Inspektoren am anderen Tisch sahen aus, als wäre der Blitz in ihre Kaffeebecher eingeschlagen. Andersson winkte ihnen abwehrend zu und versuchte sein Auftreten zu erklären: »Okay, so läuft es nun einmal. Schnelle Tipps sind Gold wert für die Presse. Sie bezahlt reichlich dafür, als Erste etwas Neues zu erfahren. Ihr wisst genauso gut wie ich, dass gewisse Kollegen sich gern ein Extraeinkommen verschaffen, indem sie der Presse Tipps geben. Die Pressekonferenz über den von-Knecht-Fall ist auf dreizehn Uhr angesetzt, also etwas zu spät für die Abendzeitungen. Heute Morgen war ich bei der Allgemeinen Fahndung und habe mir einen Mann ausgeliehen. Da fiel Birger Nilsson nicht mal mein Name ein.«
    Es wäre gelogen zu behaupten, die beiden Inspektoren hätten nach dieser Erklärung klüger ausgesehen, aber sie taten zumindest ihr Bestes. Anderssons Gesichtsfarbe wurde langsam wieder normal. Er reckte sich.
    »Nachdem ihr beide gehört habt, wie Nilssons Frage lautete, hoffe ich doch, dass ihr die nächsten zwei Stunden absolut dichthaltet«, sagte er scharf.
    Sie murmelten »selbstverständlich«, »natürlich«, »auf jeden Fall«, sahen aber immer noch im höchsten Grad verwirrt aus. Irene Huss war sich nicht sicher, ob sie überhaupt wussten, worüber sie dichthalten sollten.
    Schnell schüttete sie den Kaffee in sich hinein und eilte zurück in ihr Zimmer.
     
    Henrik von Knecht und seine Frau warteten bereits auf sie. Henrik sah schrecklich aus, ganz hohläugig. Er hatte jetzt eine schwarze Hose und einen dunkelblauen Cardigan-Pullover an. Auch wenn sein Hemd weiß und sauber war, hatte er etwas von einem wieder auferstandenen Vampir an sich. Die Frau auf dem Stuhl neben ihm war ansprechend schön. Irene meinte sie zu kennen, konnte sich aber nicht erinnern, woher. Auch sie war dunkelblau gekleidet. In ihrem Fall handelte es sich um ein Kostüm aus weichem Nappaleder, mit geradem kurzem Rock und großen Goldknöpfen. Allein die schwarzen Boots mit Stilettabsätzen würden eine Polizeiassistentin einen ganzen Monatslohn kosten. Ihr Haar war schulterlang, intensiv mahagoni gefärbt, die Augen schimmerten in einer unglaublichen türkisblauen Tönung wie das Meer. Sie glänzten von Tränen, aber es waren auch nur diese Tränen, die entlarvten, dass nicht alles so war, wie es sein sollte. Ansonsten war sie gefasst und saß mit ruhig auf dem Schoß liegenden Händen da. Ihre diskret aufgetragene Schminke unterstrich ihre Schönheit. Möglicherweise war es eine sorgfältig aufgetragene Make-up-Creme, die ihrer Haut einen seidenmatten Glanz verlieh. Ein Hauch Rouge verstärkte noch den Glanz auf den Wangenknochen, die wie gemeißelt erschienen.
    Plötzlich überfiel Irene die Vierzigjahreskrise mit voller Wucht. Was sie auch unternehmen würde, niemals konnte sie nach einer durchwachten Nacht so betörend aussehen. Wobei es keine Rolle spielte, ob es sich um eine leidenschaftliche Liebesnacht handelte, die sie wach gehalten hatte, sie würde jedes Mal wie ein Wrack aussehen. Wie Sofie Ahl einmal gesagt hatte: »Wenn du auf Reisen gehst, merkst du, dass du bald vierzig wirst. Mit zwanzig hat man nur ein kleines Necessaire in die Außentasche des Rucksacks gestopft. Mit vierzig ist der ganze Rucksack ein Necessaire.«
    Henrik sah, wie die Inspektorin seine Frau anstarrte, und mit einem Seufzer sagte er: »Guten Morgen, Frau Inspektorin. Ja. Sie haben sie

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