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Der Novembermörder

Der Novembermörder

Titel: Der Novembermörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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sich über den Schreibtisch. Seine Stimme war eiskalt und voller Anspielungen, als er fragte: »Es hat sich nicht zufälligerweise so verhalten, dass die Lebenspartnerin Ihres Bruders auch in der Wohnung übernachtete?«
    Peng! Andersson konnte direkt mitverfolgen, wie Viktors seine verlorene Fassung wieder gewann. Sie hatte eine Sekunde lang geschwankt, aber dann war er offenbar wieder auf festem Boden gelandet. Mit bestem herablassendem Theaterton und tief gekränktem Blick sagte er: »Mein lieber Herr Inspektor! Mein Bruder ist neunundsechzig und seine Lebenspartnerin dreiundsechzig! Sie ist eine äußerst geschätzte Juristin und arbeitet als Richterin. Dass sie pendelt, liegt daran, dass sie in zwei Jahren in Pension gehen wird und es ihr so gut in Sunne gefällt, dass sie dort ihren Arbeitsplatz nicht aufgeben will. Jetzt arbeitet sie von Montag bis Donnerstag. Sie kommt am Donnerstagabend spät nach Hause und fährt am Sonntagabend zurück. Nein, wissen Sie was? Wir haben uns an dem Abend gar nicht gesehen!«
    »Haben Sie einen Schlüssel für die Wohnung?«
    Viktors holte tief Luft und sein Blick sagte »Dummer Kerl!«
    »Natürlich hat mein Bruder mir seinen Schlüssel gegeben. Er liegt immer noch auf der gleichen Abteilung. Sie brauchen nur anzurufen und ihn zu fragen. Bitte schön, hier ist die Nummer.«
    Er zog seine Brieftasche aus der Innentasche seines Jacketts und holte daraus einen kleinen gelben Zettel hervor, den er Jonny Blom reichte. Ohne sich zu bedanken oder auch nur einen Blick auf den Zettel zu werfen, fixierte Jonny ihn weiterhin.
    »War sonst jemand am Sonntagabend bei Ihnen in der Wohnung?«
    »Nein. Und wenn dem so wäre, dann wüsste ich nicht, was Sie das anginge. Sie untersuchen doch hier die Sache mit Richard, nicht wahr? Und nicht, was ich am Sonntagabend in Stockholm gemacht habe. Und da lebte Richard übrigens noch in den glücklichsten Umständen. Schließlich ist er erst am Dienstag umgekommen. Da war ich in Kopenhagen.«
    Schmollend schaute Jonny auf seine Unterlagen. Er spürte, dass er etwas verpasst hatte, wusste aber nicht, ob es für die Ermittlungen von Bedeutung sein konnte. Andersson fühlte das Gleiche, konnte aber auch nicht sagen, was da eigentlich eben passiert war. Es war nur so ein Gefühl. Jonny fuhr unerschüttert fort: »Was haben Sie am Dienstagabend gemacht?«
    Wieder ein leichtes Seufzen von Viktors. Sein Blick war fast als mitleidig zu bezeichnen.
    »Um halb sieben habe ich in einem von Kopenhagens besten Restaurants gegessen, im St.-Gertruds-Kloster.«
    »Allein?«
    »Nein. Wir waren mindestens zehn Leute. Alle aus dem Theater. Ich gebe Ihnen gern die Namen.«
    »Danke, zwei reichen.«
    Andersson hatte das Gefühl, dass es höchste Zeit war, sich einzumischen. Und wenn es nur dazu diente, Jonny vorerst aus der Schusslinie zu bringen. Viktors schrieb zwei Namen auf die Rückseite des Zettels mit der Telefonnummer seines Bruders. Andersson räusperte sich leise und fragte dann: »Um weiter in die Vergangenheit zu gehen. Wie fanden Sie von Knechts Fest am Samstag?«
    Viktors schaute überrascht von seinem Zettel auf. Er schien nachzudenken.
    »Ja … Was soll ich sagen? Prinzipiell bin ich ja der Meinung, man solle keine Kriege feiern. Den Dreißigjährigen Krieg, meine ich. He, he. Aber es ist schön, alte Freunde wieder zu treffen. Gustav und Louise habe ich wohl seit zehn Jahren nicht mehr gesehen.«
    »War die Stimmung gut?«
    »O ja. Spitze, wie man so sagt. Viel gutes Essen und gute Getränke. Nur die Jugend erschien mir etwas gedämpft.«
    »Die Jugend? Meinen Sie damit Henrik und Charlotte von Knecht?«
    »Ja.«
    »Aber Richard und die anderen waren wie immer?«
    »Ja. Richard, Valle Reuter und Peder Wahl haben sich den halben Abend lang über Weine unterhalten. Sie sahen aus wie Druiden, die sich mit den Rezepten ihrer Wunderbrühen gegenseitig übertrumpfen wollten. ›Kostet diesen hier, meine werten Herren! Mit ihm gelangt man in den siebten Himmel!‹ Und dann haben wir noch viele Weinlieder gesungen.«
    »Sind Sie denn kein Weinkenner?«
    »Ha! Jetzt wird im Verhörprotokoll stehen, dass ›V. kein Weinkenner ist‹! Nein, nicht in der Art wie die drei. Für die ist es fast eine Art Sport. Das nimmt schon nahezu religiöse Formen an. In welchem Land, in welcher Region wuchsen die Trauben? Welche Rebsorte? Welcher Jahrgang? Dafür habe ich einfach nicht die Zeit. Sven Tosse und ich, wir machen immer unsere Scherze darüber und sagen, dass wir

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