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Der Novize des Assassinen: Roman (German Edition)

Der Novize des Assassinen: Roman (German Edition)

Titel: Der Novize des Assassinen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Lake
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Unsere Regeln sind eindeutig, was den Mord eines Ninja an einem anderen Ninja angeht, oder auch nur den Versuch. Der Kleine Kawabata muss bestraft werden, auf die einzig sinnvolle Art und Weise. Er muss das Leben verlieren.«
    Tarō blickte flehentlich zu seinem Beschützer auf, dem Mann, der ihm das Leben gerettet, ihn durch das halbe Land geführt und ihn immer wieder überrascht hatte. »Bitte, Shūsaku«, sagte er. Er schluckte. »Ich würde dich nicht darum bitten, wenn es mir nicht sehr wichtig wäre. Bitte verschone ihn.« Er warf dem Kleinen Kawabata einen Blick zu, der ihn mit einer Art jämmerlicher Hoffnung beobachtete. Sein Vater stand immer noch der Wand zugekehrt, und nur seine Schultern, die sich heftig hoben und senkten, verrieten seine Gefühle. Heikō verfolgte die Szene mit großen Augen.
    Shūsaku legte Tarō beide Hände auf die Schultern. »Du flehst um das Leben dieses Jungen, der versucht hat, dich zu töten? Dieses Jungen, der dir nur übelwollte, seit du hier angekommen bist?«
    »Ja.«
    Shūsaku seufzte. »Das ist unmöglich. Das Gesetz ist sehr streng.« Doch das Tuch, das sein Gesicht verbarg, legte sich in Falten, als hätte er nachdenklich die Brauen gerunzelt und die Lippen geschürzt.
    »Nein«, sagte Tarō. »Es gibt eine andere Möglichkeit. Ich sehe es dir an.«
    »Du kannst mein Gesicht gar nicht sehen«, erwiderte Shūsaku.
    »Trotzdem.«
    Wieder seufzte sein Lehrmeister. »Also gut. Es gibt eine andere Möglichkeit, einen Streit beizulegen, falls Kawabata-san einverstanden ist.«
    Der Anführer drehte sich um und runzelte die Stirn. Shūsaku beugte sich vor und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
    Kawabata nickte mit aschfahlem Gesicht.
    »Dann ist es also beschlossen«, sagte Shūsaku. »Du und der Kleine Kawabata werdet euch duellieren, auf Leben und Tod, mit den Waffen eurer Wahl.«
    Heikō riss die Augen auf. »Aber Tarō ist ein Vampir! Er ist für einen sterblichen Gegner praktisch unbesiegbar!«
    Shūsaku nickte. »Ja«, erwiderte er. »Das ist sozusagen der Sinn der Sache.«
    Der Kleine Kawabata fiel in Ohnmacht.

Kapitel 49
    Tarō saß mit Hirō, Yukiko und Heikō in einer Ecke des verzweigten Höhlensystems. Der Kleine Kawabata war allein davongestürmt und wollte mit niemandem sprechen.
    »Es tut mir so leid«, sagte Heikō. »Ich habe nicht geahnt, was dabei herauskommen würde.«
    Hirō legte Tarō eine Hand auf die Schulter. »Er verdient seine Strafe, weißt du?«, sagte er. »Er hat versucht, dich umzubringen.«
    »Deswegen verdient er trotzdem nicht den Tod«, erwiderte Heikō.
    Tarō schwieg.
    »Habt ihr schon die Waffe gewählt?«, fragte Yukiko.
    »Ja«, antwortete Tarō. » Wir werden mit dem Schwert kämpfen.«
    »Aber … mit dem Schwert kämpfst du wie ein Dämon«, sagte Yukiko. »Er hat überhaupt keine Chance.«
    »Nein«, sagte Tarō und wünschte, er müsste seine wahre Absicht nicht verbergen, sondern könnte seinen Plan mit seinen Freunden teilen. »Hat er nicht.«
    Der entsetzte Blick, den Heikō ihm aus großen Augen zuwarf, erfüllte ihn mit Scham.

Kapitel 50
    Shūsaku saß auf dem Pferd aus Holz und Leder, das in der Waffenkammer aufgebaut war, damit man den Kampf im Sattel üben konnte. »Nein«, sagte er. »Ich habe noch nie einen Vampir gesehen, der Sonnenlicht überlebt hat.«
    Tarō schürzte die Lippen und spielte gedankenverloren mit einem Nunchaku.
    »Ich hätte erwartet, dass du dich darüber freust«, bemerkte Shūsaku. »Das ist eine große Gabe. Und sie wird dir einen ungeheuren Vorteil verschaffen.«
    »Meinst du?«
    »Natürlich. Keiner von uns kann tagsüber hinaus, deshalb rechnet bei Tageslicht niemand mit Ninja. Du hast das Überraschungsmoment auf deiner Seite.«
    »Kann sein«, sagte Tarō. »Es … gefällt mir nur nicht, dass ich immer irgendwie anders bin.«
    Shūsaku tätschelte nachdenklich den Rücken des falschen Pferdes. »Ja. Das kann ich verstehen.«
    »Und du hast das wirklich noch nie gesehen?«, fragte Tarō. »Nicht ein einziges Mal?«
    »Niemals.«
    »Aber warum? Warum sollte das bei mir anders sein?«
    Shūsaku zuckte mit den Schultern. »Das weiß ich ebenso wenig wie du. Mir fällt dazu nur eines ein … Na ja, vielleicht ist das ein dummer Gedanke.«
    »Was denn?«, fragte Tarō neugierig.
    Der Ninja sprach, als dächte er laut nach. »Ich habe dir doch erzählt, dass manche Leute behaupten, wir stammten von den Kami der Nacht ab  – dass ein paar Eigenschaften dieser alten Götter oder Geister durch das

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