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Der Novize des Assassinen: Roman (German Edition)

Der Novize des Assassinen: Roman (German Edition)

Titel: Der Novize des Assassinen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Lake
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Mann, der ihn mitgenommen hat, muss ihn zerbrochen haben. Ich weiß auch nicht, warum.«
    Shūsaku kniff die Augen zusammen. »Aha. Und warum hast du dich allein auf die Suche danach gemacht?«
    »Du rettest mich doch ständig, und … Na ja. Ich habe Heikō gebeten mitzukommen. Der Bogen war in einer verschlossenen Hütte, verstehst du, und ich wusste, dass sie Schlösser öffnen kann.«
    »Du beweist Einfallsreichtum. Zumindest das kann man dir zugutehalten.«
    »Er beweist Aufsässigkeit«, sagte Kawabata. »Er ist ein hinterhältiger Lügner. Wahrscheinlich hat er meinen Sohn entführt. Aber auch so werde ich den Kleinen Kawabata streng bestrafen müssen. Er macht mir Schande. Er hat die Sicherheit unseres Lagers aufs Spiel gesetzt, wie ihr alle.«
    »Nein …«, begann der Kleine Kawabata mit zitternder Stimme.
    »Der Kleine Kawabata hat mir nur geholfen, weil ich ihn darum gebeten habe«, warf Tarō ein.
    Kawabata, der Ältere, fuhr zu seinem Sohn herum und packte ihn bei den Oberarmen. Da entdeckte er die dünne Schnittwunde über dem Handgelenk des Jungen.
    »Was ist das?«
    Der Kleine Kawabata zitterte. »Nichts.«
    »Nein. Die Verletzung stammt von einem Schwert. Wer hat das getan?«
    Shūsaku blickte auf den Unterarm hinab und warf Tarō einen fragenden Blick zu.
    Der Kleine Kawabata riss sich von seinem Vater los. »Niemand.«
    Kawabata schlug ihm hart ins Gesicht. » Wer. War. Das?«
    Der Junge ließ den Kopf hängen. »Tarō.«
    »Was hast du getan, Bursche?«, fragte Kawabata und trat drohend einen Schritt vor.
    »Er hat gesagt, er würde mir die Hand abhacken!«, sagte der Kleine Kawabata, der sich nun für seine Rolle erwärmte.
    »So ein Unsinn!«, rief Heikō. »Ich meine, das hat er schon gesagt, aber nur, weil der Kleine Kawabata versucht hat, ihn umzubringen!«
    Shūsaku starrte sie an. »Wie bitte?«
    Kawabata stammelte nur noch, denn vor Schock und Zorn hatte es ihm offenbar die Sprache verschlagen. Sein Gesicht nahm eine dunkelviolette Farbe an, schon beinahe schwarz.
    »Es ist wahr«, sagte Heikō. »Tarō würde dir das nie erzählen  – dazu ist er zu ehrenhaft. Aber ich habe keine Zeit für Ehre, vor allem, wenn es um Jungen wie den Kleinen Kawabata geht.« Die letzten Worte spie sie beinahe aus, während sie den Sohn des Anführers mit schmalen Augen fixierte.
    Tarō ließ sich an die Wand der Hütte sinken. Das hatte er nicht gewollt.
    »Erzähl mir alles«, befahl Shūsaku Heikō.
    Und das tat sie. Bald schüttelte Shūsaku fassungslos den Kopf, während sie ihm schilderte, wie der Kleine Kawabata sie durch die Tür verhöhnt und ihnen erzählt hatte, dass das Sonnenlicht bald durch die Ritzen in den Wänden hereinfallen würde. Der Kleine Kawabata hielt den Kopf gesenkt und zitterte leicht. Eine Träne rann ihm über die Wange.
    Shūsaku legte dem Jungen eine Hand unters Kinn und hob sein Gesicht an. »Ist das wahr? Hast du sie eingeschlossen?«
    Der Kleine Kawabata nickte kläglich.
    »Dann wirst du sterben«, sagte Shūsaku schlicht. Tarō schnappte nach Luft. »Nicht einmal dein Vater kann das noch verhindern«, fuhr der Ninja fort.
    Kawabata sah aus wie eine Schweinsblase, aus der die Luft entwichen war. Er wirkte geschrumpft, sowohl was seine Größe als auch was sein Auftreten betraf. »Ich würde das gar nicht verhindern wollen«, sagte er voller Abscheu, als schmeckten die Worte faulig, so dass er sie rasch aus seinem Mund befördern wollte. »Er ist nicht mehr mein Sohn.«
    Der dicke Mann wandte sich ab.
    »Aber …«, sagte Heikō. »Ich … ihr Götter … Das wollte ich doch nicht.« Sie wirkte erschüttert. »Ich wusste nur, dass Tarō nicht die Wahrheit sagen würde.«
    Shūsaku legte eine Hand auf ihren Arm. »Du hast das Richtige getan.«
    Tarō war entsetzt. Er konnte nicht zulassen, dass ein anderer Junge seinetwegen starb, selbst wenn dieser Junge eine widerliche kleine Made war. »Aber er hat mir sein Wort gegeben, dass er nie wieder versuchen wird, mich zu verletzen«, sagte er zu Shūsaku. »Das Licht hat mir ja gar nichts getan. Und außerdem habe ich ihm verziehen .«
    Shūsaku sah ihn mit gütigem Blick an. »Das mag sein«, sagte er müde. »Aber die Ninja verzeihen nicht so leicht. Der Kleine Kawabata hat versucht, dich zu töten. Er glaubte, dass das Licht dich umbringen würde. Dass das nicht geschehen ist, spielt keine Rolle. Es hat noch nie einen Vampir gegeben, der das Sonnenlicht überlebt hat, also konnte er damit überhaupt nicht rechnen.

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