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Der Novize des Assassinen: Roman (German Edition)

Der Novize des Assassinen: Roman (German Edition)

Titel: Der Novize des Assassinen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Lake
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von Fairness zu besitzen, und Tarō fragte sich, ob es richtig war, mit ihm zu gehen. Sobald diese Taube eintraf und er wusste, wo seine Mutter war, würde er mit Hirō davonlaufen. Er wusste nicht, ob er Shūsaku trauen konnte, aber Hirō war ihm sehr vertraut. Fürs Erste würde er sich vorsichtig verhalten und den richtigen Zeitpunkt abwarten.
    Shūsaku lief schweigend vor ihnen her und ging nicht auf Tarōs grausame Anspielung ein. Der Ninja hielt den Kopf gesenkt und studierte das Terrain vor ihnen. Tarō bereute seine Worte beinahe, doch jedes Mal, wenn er den Mund aufmachen wollte, musste er daran denken, was Shūsaku über den Daimyō Oda gesagt hatte. Der Beschützer der Provinz Kantō, unehrenhaft! Dieser Affront widerte ihn jedes Mal von Neuem an.
    Eine Zeitlang sprach niemand ein Wort. Sie marschierten stetig auf Nagoya zu, wobei sie sich stets an versteckte Wege und kaum sichtbare Pfade hielten, die nur von Bauern und wilden Tieren benutzt wurden.
    »Meidet immer die Straßen«, sagte Shūsaku schließlich in gelassenem Tonfall. »Für einen Samurai oder Ninja hat ein Bauer in etwa gleich viel Bedeutung wie ein wildes Tier, und dass beide Wege und Pfade nutzen könnten, die zivilisierten Männern nicht bekannt sind, ist für sie unvorstellbar. Das ist für uns von Vorteil, denn überall suchen Ninja nach uns, darauf könnt ihr euch verlassen. Vielleicht sogar Samurai.«
    »Samurai töten keine Bauern«, sagte Tarō.
    »Nein«, brummte Shūsaku. »Sie schicken sie nur in die Schlacht, bewaffnet mit Mistgabeln und Sensen.«
    Tarō ignorierte ihn.
    Nagoya lag nur fünf Ri entfernt, doch sie mussten langsam über Äcker und durch Reisfelder schleichen und die Straßen meiden, auf denen Edelleute, Samurai und Rōnin von Ort zu Ort ritten.
    Zumindest war das Wetter gut. Das Wasser der Reisfelder stieg ihnen bis über die Knöchel, aber der Abend war kühl, ohne kalt zu werden, und der Mond leuchtete ihnen, doch nicht so hell, dass man ihre Silhouetten aus der Ferne erkennen könnte.
    Nachdem sie die halbe Nacht gewandert waren, erreichten sie einen niedrigen Hügel vor Nagoya. Sie versteckten sich in einem Wäldchen oberhalb der Straße, die in die Stadt führte. Die Straße wand sich um den Hügel herum, und diese Kurve war von der Stadt aus nicht einsehbar. Reisfelder stiegen in gleichmäßigen Terrassen auf allen Seiten den runden Hügel empor, auf dem Nagoya lag, und ihr Wasser glitzerte silbrig im Mondschein. Über den groben Holzhütten des Ortes ragten die eleganten Kurven eines Palastes auf. Die vielen roten, geschwungenen Dächer erinnerten an Drachen, die sich auf der Stadt niedergelassen hatten, oder, wenn man die Augen ein wenig zusammenkniff, an eine Schar Reiher im Flug.
    Der Nachthimmel wurde nur von dem Rauch verdunkelt, der aus den vielen Kaminen aufstieg. Auf der anderen Seite der Stadt kampierte eine Abteilung von Daimyō Odas Armee und übte militärische Manöver. Aus ihrem Versteck konnten die drei die Rüstungen blinken sehen und leises Ächzen und metallisches Klirren hören  – ein Konzert, das die Soldaten unter der Leitung einer höheren Intelligenz hervorzubringen schienen, wie ein meisterhafter Spieler den zahlreichen Saiten des Koto seine Musik entlockt.
    Shūsaku deutete auf die Szene vor ihnen. Der Hügel, auf dem Nagoya erbaut war, war die einzige kuppelförmige Erhebung in einem breiten, ebenen Tal. Jenseits der Stadt ragten Berge ins wolkenlose Sternenzelt, als streckten sie sich nach dem Himmel.
    »Wir müssen zu diesen Bergen«, erklärte Shūsaku. »Doch das gesamte Tal besteht aus Ackerland. Keine versteckten Pfade. Es gibt nur eine einzige Straße, der wir folgen können.« Sein Finger zeichnete ein blasses, gewundenes Band nach, das sich wie eine Narbe durch das große Tal zog. Es wurde von einer weiteren Straße gekreuzt, die zu den Toren von Nagoya führte  – und zur Burg des Daimyō Oda. Das war die Straße um den niedrigen, bewaldeten Hügel, auf dem sie angehalten hatten. »Es herrscht ein ständiges Kommen und Gehen in Nagoya, selbst bei Nacht«, sagte er. » Wir müssen gewiss nicht lange warten.«
    Dann wandte er sich an Tarō. »Was siehst du? Irgendwelche offenkundigen Risiken?«
    Tarō starrte auf die Landschaft vor ihnen. »Ich weiß nicht … das helle Mondlicht?«
    Shūsaku schnalzte tadelnd mit der Zunge. »Hirō?«
    Hirō kniff angestrengt die Augen zusammen. Dann deutete er auf eine Stelle dicht unterhalb der Stadt, am Fuß der breiten

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