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Der Novize des Assassinen: Roman (German Edition)

Der Novize des Assassinen: Roman (German Edition)

Titel: Der Novize des Assassinen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Lake
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beenden.
    Die Samurai ritten davon.

Kapitel 15
    Shūsaku ließ Tarō los. »Keine Sorge«, sagte der Ninja. »Sie suchen nach uns, aber in der falschen Richtung.«
    Tarō wich vor ihm zurück. »Du glaubst, ich wäre um mich besorgt gewesen?«
    »Aber worum  –«
    Tarō wandte sich ab. Er wollte dem Feigling von einem Ninja nicht ins Gesicht sehen. Wenn er Shūsaku anschaute, so fürchtete er, würde er sich übergeben müssen. »Ich habe an diesen Mann gedacht, der ohne jeden Grund gestorben ist.«
    »Jetzt weißt du, wie die Samurai, die du so sehr bewunderst, in Wirklichkeit sind«, entgegnete Shūsaku.
    »Tatsächlich?«, fragte Tarō, ohne sich umzudrehen. »Er wäre noch am Leben, wenn du nicht gewesen wärst.«
    Zitternd ging Tarō zu dem Alten hinüber. Er kniete sich neben den Leichnam und flüsterte acht Mal »Namu Amida Butsu« in der Hoffnung, dass sein Gebet an den Mitfühlenden Buddha der Seele des alten Mannes auf ihrer Reise zum Sukhavati, dem »Reinen Land«, helfen würde. Der Mann war plötzlich gestorben und hatte keine Zeit gehabt, sich auf den Tod vorzubereiten. Er würde viel Glück brauchen, um nicht ins Reich der hungrigen Geister hinabzufallen.
    Während der vergangenen Tage hatte Tarō nur an seine Eltern gedacht  – daran, seine Mutter zu suchen, und an den schmerzlichen Verlust seines Vaters. Er hatte sogar begonnen, sich ein wenig für Shūsaku zu erwärmen, ihn dafür bewundert, dass er mehr getan hatte, als von ihm erwartet wurde. Er hatte seiner Mutter diese Taube gegeben, und als sie durch die verarmten Landstriche gezogen waren, hatte der Ninja bei einer ausgemergelten alten Frau angehalten, die am Wegrand gesessen hatte, und ihr eine Münze in die Hand gedrückt. Tarō hatte eine Bemerkung darüber gemacht, doch Shūsaku hatte den Zeigefinger an die Lippen gelegt und ihn zum Schweigen gebracht. »Erzähl das ja niemandem«, hatte er gesagt. »Das könnte mich den Respekt der anderen Ninja kosten. Wir sind ein unmoralischer Haufen, weißt du? Attentate, geheime Missionen, Mord  – da hat man einen Ruf zu wahren.«
    Aber jetzt sah Tarō vor seinem geistigen Auge nur noch den alten Mann in den Dreck fallen.
    Als käme die Stimme aus einer anderen Welt, hörte er Hirō zu Shūsaku sagen: »Dieser Kira hat nach uns gesucht. Und er trägt das Mon des Hauses Oda.«
    »Ja«, entgegnete Shūsaku. »Ich glaube, sie haben die Männer von der Sänfte gefunden.«
    »Die geben sich reichlich Mühe, uns zu finden«, sagte Hirō.
    Shūsaku brummte. »Offensichtlich.« Sein Tonfall erklärte das Gespräch für beendet.
    Tarō war überrascht, als Shūsaku sich neben ihn kniete und dasselbe Gebet an den Amida Buddha begann. Tarō stand auf, und Tränen traten ihm in die Augen. » Warum hast du mich daran gehindert, ihm zu helfen? Wir hätten ihn retten können.«
    »Weil wir dann alle diese Samurai hätten töten müssen«, antwortete Shūsaku, so gelassen wie immer. »Und eine vermisste Patrouille hätte Verdacht erregt und uns gezwungen, auch alle zu töten, die auf der Suche nach den Vermissten hierherkommen. Und was, wenn einer von ihnen entkommen wäre und Oda berichtet hätte, dass er dich gesehen hat?« Er schnalzte mit der Zunge. »Dich zu verstecken und sie weiterhin im Ungewissen zu lassen ist besser, als alle diese Männer zu töten. Und wer sagt, dass das Leben eines Bauern mehr wert ist als das eines Soldaten? Nur dein Kopf voll romantischer Vorstellungen von Ehre behauptet das. Der Anführer, Kira, war grausam, das gebe ich zu, aber ich möchte wetten, dass die anderen ganz normale junge Männer sind, weit fort von zu Hause und ohne andere Führung als die seine. Wen hättest du also lieber auf dem Gewissen  – einen toten Bauern oder sechs tote Soldaten?«
    »Am liebsten weder noch«, sagte Tarō. Über den Baumwipfeln zog eine Wolke vor dem Mond davon, so dass ein trüber Schimmer auf sie herabfiel. Er beleuchtete den Leichnam des Alten und die Blumen und verlieh der Szene eine unheimliche Schönheit.
    »Das kannst du dir aber nicht aussuchen«, entgegnete der Ninja. » Wir sind hier nicht in einer Monogatari-Geschichte, mein Junge. Wir haben einen alten Mann sterben lassen, um nicht viel mehr Männer töten zu müssen. Das war das Beste, was wir tun konnten.«
    Tarō nickte. Doch er war nicht einverstanden. Das Beste, was sie tun konnten, war besser als das, und er würde einen Weg finden, es zu erreichen. Er würde seine Mutter finden und seinen Vater rächen.
    Und

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