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Der Novize des Assassinen: Roman (German Edition)

Der Novize des Assassinen: Roman (German Edition)

Titel: Der Novize des Assassinen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Lake
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Rüstung und einem Katana. »Aber warum ist er dann stattdessen ein Ninja geworden?«, fragte er.
    »Das war nicht seine Entscheidung. Er wurde verwandelt, weil er sonst gestorben wäre, so wie du.«
    »Verwandelt? Von wem?«
    Heikō zog den Pinsel schwungvoll über die Seite und betrachtete dann lächelnd das Zeichen, das sie gemalt hatte. »Das ist gut.« Sie legte das Blatt beiseite. Dann beugte sie sich ein wenig zu Tarō vor, als wollte sie ein Geheimnis mit ihm teilen. »Er hat nie darüber gesprochen. Aber die Äbtissin sagt, es wäre aus Liebe geschehen.«
    »Er ist der Liebe wegen zum Vampir geworden?«
    »Sozusagen. Anscheinend hat er sich in eine Ninja verliebt, und sie in ihn. Doch er wurde in einer großen Schlacht verletzt, und sie konnte ihn nur retten, indem sie ihn verwandelt hat. Wie eine Liebesgeschichte aus einem Gedicht, nicht wahr? Natürlich hat sie auch ein so tragisches Ende wie in einem Gedicht.«
    »Warum, was ist mit ihr geschehen?«, fragte Tarō.
    »Sie wurde getötet.«
    » Getötet? « Ihr Götter, der arme Shūsaku. Das erklärte, weshalb er nie davon gesprochen hatte.
    »Ja, ein Samurai hat sie im Kampf getötet, und Shūsaku war dabei.«
    Tarō nickte langsam. Ein Samurai. Natürlich. Das erklärte die Haltung seines Retters gegenüber der Kriegerklasse.
    In diesem Moment trampelten Hirō und Yukiko lächelnd ins Zimmer. »Ich weiß nicht recht, ob ich ein Ninja werden will«, setzte Hirō offenbar eine Unterhaltung von draußen fort.
    »Aber das solltest du!«, erwiderte Yukiko. Ihre Augen leuchteten. »Onkel Shūsaku hat uns schon ein paar Elemente ihrer verschiedenen Disziplinen beigebracht. Die sind toll. Na ja, die Meditation nicht. Die ist langweilig. Aber das Schwertfechten und der Stockkampf … Oh, und die Shuriken! Ich glaube, wenn ich eine echte Ninja bin, werden die Shuriken meine Lieblingswaffe. Wir haben damit einmal an toten Schweinen geübt, und wenn der Wurfstern das Fleisch trifft  – swock! Ein sehr befriedigendes Geräusch.«
    Heikō schnalzte mit der Zunge. »Du solltest dich besser auf die eleganteren Disziplinen konzentrieren. Schlösser knacken. Kalligrafie.«
    Yukiko schnaubte verächtlich. »Kalligrafie führt zu Wahnsinn und tränenden Augen. Außerdem retten dir Vorsicht und Eleganz nicht das Leben, wenn jemand versucht, dich zu töten. Stell dir vor, Shūsaku wäre uns damals mit einem Pinsel zu Hilfe gekommen. Sie hätten ihn abgeschlachtet.«
    Tarō starrte sie an. Noch nie im Leben hatte er eine junge Frau so beiläufig von Brutalität und Mord sprechen hören. Doch Yukiko betrachtete ihn mit schmalen Augen, und er senkte den Blick, als ihm klar wurde, dass er sich unhöflich benahm.
    »Shūsaku hat euch gerettet, als ihr noch klein wart?«, fragte er und ignorierte das spielerische Geplänkel der beiden Mädchen.
    »Oh ja«, antwortete Yukiko. » Wir sind auf Daimyō Odas Land aufgewachsen. Unsere Eltern wurden von Imagawas Armee getötet. Shūsaku hat uns gefunden, als er auf einer Mission war. Es war Winter, und wir sind unter die Vordertreppe eines Bordells gekrochen und haben vor Kälte gezittert. Ein paar Banditen hatten sich da drin versteckt, und Shūsaku hatte den Auftrag, sie zu töten. Doch als er hineingehen wollte …«
    »Habe ich kleine Kinder weinen gehört«, setzte Shūsaku die Geschichte fort, der eben mit der Äbtissin eintrat. Tarō hatte den Eindruck, dass diese Geschichte sehr oft erzählt wurde. »Ich habe unter der Treppe nachgesehen. Da waren zwei Kleinkinder, die sich aneinanderklammerten und vor Angst weinten. Also …«
    »Er hat uns aufgehoben, sich jede unter einen Arm geklemmt, ist durch die Tür gegangen und hat die Banditen nur mit Hilfe seiner Füße getötet«, schloss Heikō. Tarō bemerkte überrascht, dass sie errötete.
    »Na ja, das stimmt nicht ganz«, wandte Shūsaku ein. »Einem habe ich die Kehle zerbissen.«
    Tarō blickte zu dem Ninja auf und dachte, wie wenig er den Mann immer noch kannte. Er hatte ihn für einen gewöhnlichen Ninja gehalten  – einen ehrlosen Meuchler. Und nun stellte sich heraus, dass er einmal ein Samurai gewesen war und seine Zeit unter anderem damit verbrachte, Kleinkinder vor Banditen zu retten.
    Shūsaku trat zu ihnen. »Heikō. Wie ich sehe, übst du dich in Kalligrafie.«
    Heikō überreichte ihm die Zeichnung von seinem Namen, und er lächelte. »Sehr schön. Du hast große Fortschritte gemacht.«
    Heikō strahlte vor Stolz. Doch dann sah sie den Ninja fragend an. »Du

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