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Der Ölhändler und die Blumenkönigin

Der Ölhändler und die Blumenkönigin

Titel: Der Ölhändler und die Blumenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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aufrichtig, wie einfältigen Herzens! Er liest die Gedanken und kennt, was den Menschen angenehm ist. Er verbirgt das Böse und verbreitet das Gute! Unter Hunderten, Tausenden kann man schwer seinesgleichen treffen. Schade, daß er ein gewöhnlicher Händler ist. Wäre er ein gebildeter junger Mann von Rang, wie gern wollte ich mich ihm anvertrauen und ihm dienen!
    Als sie noch gerade tief in Gedanken versunken dastand und leise vor sich hinmurmelte, brachte ein Mädchen Waschwasser herein undzwei Schüsseln mit Ingwersuppe. Tjin-Dschung wusch sich nur das Gesicht, weil er sich seit gestern nacht noch nicht ausgezogen hatte, und wollte sich, als er einige Schluck von der Ingwersuppe getrunken hatte, verabschieden.
    Aber Meï-Niáng hielt ihn zurück: »Bitte, bleiben Sie noch etwas, Sie stören mich gar nicht. Ich möchte noch etwas mit Ihnen reden.«
    »Ich habe mich solange nach der Blumenkönigin gesehnt! Wenn ich nun noch einen Augenblick länger bei Ihnen bleiben darf – um wieviel glücklicher gehe ich!
    Aber wie sollte ich mich selbst an Sie heranwagen? Daß ich in dieser Nacht hier war, ist in der Tat schon eine große Verwegenheit, und ich fürchte nur, daß die Leute, wenn sie es erfahren, sagen werden, Ihr wohlriechender Name sei entehrt. Es ist vielleicht doch sicherer, daß ich etwas früher gehe.«
    Meï-Niáng schüttelte nur mit dem Kopfe und schickte das Mädchen aus dem Zimmer, um dann hastig eine Truhe zu öffnen, der sie zwanzig Taels entnahm, und sie Tjin-Dschung in die Hand zu drücken:
    »Gestern nacht«, sagte sie zu ihm, »sind Sie nicht gut von mir behandelt worden. NehmenSie das Geld nur – für Ihr Geschäft und erwähnen Sie keinem Menschen gegenüber etwas davon!«
    Wo hätte aber Tjin-Dschung diese Summe angenommen!
    »Machen Sie doch! Schnell!« drängte Meï-Niáng. »Ich verdiene mein Geld leicht –! Damit muß ich Ihnen die Liebe vergelten, mit der Sie diese Nacht für mich gesorgt haben!
    Seien Sie doch nicht so sehr bescheiden. Wenn Sie später etwa noch einmal in Geldverlegenheit kommen sollten, werde ich schon Rat wissen, Herr Tjin, wie Ihnen zu helfen ist. Und den beschmutzten Anzug da will ich von einer Magd waschen lassen und Ihnen dann zurückgeben.«
    »Mein grobes Kleid ist aber wirklich nicht wert, daß sich das Fräulein darum bemüht. Ich werde es selbst waschen – aber – Ihr Geschenk kann ich wirklich nicht annehmen!«
    »Was sagen Sie da nur wieder!« ereiferte sich Meï-Niáng, steckte das Geld in seinen Ärmel und drängte ihn an den Schultern sanft hinaus.
    Tjin-Dschung überlegte, daß er das Geschenk jetzt nur schwer zurückweisen könne und fügte sich.
    Nach einer tiefen Verbeugung rollte er also sein schmutziges Kleid zusammen und verließ das Zimmer. Als er an den Räumen der Bordellwirtin vorbeikam, sah ihn eine Dienerin und meldete, daß Herr Tjin gehen wolle. Frau Wang Djiú-Ma, welche gerade auf dem Zimmerklosett war, rief zu ihm herüber: »Aber, Herr Tjin, weshalb gehen Sie denn so früh?«
    »Ich habe noch einige Kleinigkeiten zu tun,« antwortete Tjin, »ich komme nächstens wieder, um Ihnen speziell meinen Dank zu sagen.« –
    Damit ging er, und wir verlassen jetzt Tjin-Dschung, um zu Meï-Niáng zurückzukehren. Obwohl zwischen ihr und Tjin-Dschung nichts Besonderes vorgefallen war, mußte sie doch, da ihr die herzliche Aufrichtigkeit des jungen Mannes sehr sympathisch war, noch lange an ihn denken. –
    An diesem Tage blieb sie, weil die Folgen des übermäßigen Weingenusses sich noch fühlbar machten, zu Hause, in ihren Gedanken nur bei Tjin-Dschung weilend, während ihr heute die vielen guten Freunde, die sie besaß, gleichgültig waren.
    Und daß sie sich den ganzen Tag mit ihm beschäftigte, beweist folgendes Gedicht von ihr:
    »Keiner von denen, Du Lieber, die sich mit Bordellen verbinden,
Kein hochvornehmer Herr – bist Du nur ein ärmlicher Kaufmann!
Wer aber hätte gedacht, Du könntest so zärtlich mich lieben,
Daß Du den Wunsch, die Gedanken errätst, die mich kaum noch getrieben?
    Keine Laune entstellt Dein Gesicht, kein leichter Charakter
Treibt gedankenlos hin Dich zu treuloser Tück'!
Ach, wie so oft schon hab' ich versucht die Gedanken zu lassen,
Aber – noch ehe verscheucht, sind sie schon wieder zurück!«
    Unsere Erzählung teilt sich jetzt wieder in zwei Teile, und wir knüpfen an die Ereignisse an, welche sich im Hause des Adoptivvaters von Tjin-Dschung, Dschu Schih-Lao, zuletzt zugetragen haben.
    Der

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