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Der Ölhändler und die Blumenkönigin

Der Ölhändler und die Blumenkönigin

Titel: Der Ölhändler und die Blumenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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unbekannt war, daß er einen schlechten Charakter hatte, wollte sie ihn nicht erhören und hatte ihn deshalb schon nicht nur einmal abgewiesen. Darauf war er mit seinen Kumpanen sogar persönlich mehrere Male zu Frau Wang gekommen, ohne das Mädchen aber sehen zu können.
    Inzwischen kam das Tjing-Ming-Fest heran, an dem alle Familien ihre Gräber besuchen, um dort zu opfern und sie wieder etwas in Ordnungzu bringen. Allerorten zogen sie in hellen Scharen ins Freie.
    Nur Meï-Niáng war zu Hause geblieben. Von mehreren Frühlingsausflügen, die schnell einander gefolgt waren, ermüdet und noch im Rückstande mit vielen Gedichten und Malereien, welche unvollendet dalagen, gab sie im Hause Weisung, alle Gäste, die kommen könnten, abzuweisen. Darauf verschloß sie ihre Zimmertür, brannte in einem zierlichen Bronzeofen guten Weihrauch an und breitete die »vier kostbaren Dinge eines Studierzimmers«: Pinsel, Papier, Tusche und Reibstein vor sich aus.
    Eben wollte sie den Pinsel in die Hand nehmen, als sie plötzlich draußen einen furchtbaren Lärm hörte:
    Es war jener Wu, welcher mit über zehn sich wie Wölfe gebärdenden Dienern erschien, um Meï-Niáng zu einer Spazierfahrt auf dem See abzuholen.
    Als er sah, daß ihn die Bordellwirtin jedesmal abwies, übte er Gewalt, schlug im Saal alles kurz und klein und drang mit großem Lärm bis zu Meï-Niángs Gemächern vor, wo er aber die Tür zu ihrem Zimmer verschlossen fand.
    Die Bordellhäuser haben nämlich – das seihier erwähnt – ihre Kniffe, sich unbequeme Gäste vom Halse zu schaffen. Die betreffende Dame verbirgt sich in ihrem Zimmer, und die Tür wird verschlossen, um es wahrscheinlich zu machen, daß sie abwesend sei. Nun: Einfältige lassen sich ja dadurch täuschen. Herr Wu aber war schon an dieses Versteckspiel gewöhnt. Ihm konnte nichts mehr vorgemacht werden.
    Er ließ also das Schloß einfach durch seine Diener abdrehen und stieß die Tür mit einem Fußtritte auf.
    Meï-Niáng, die sich nicht schnell genug wo anders verstecken konnte, wurde von dem frechen Eindringling gesehen, welcher, ehe sie auch nur ein Wort sagen konnte, zwei Dienern befahl, sie rechts und links an den Händen zu packen und aus dem Zimmer zu ziehen. Dabei überstürzten sich förmlich gemeine Ausdrücke in seinem Munde, und er schrie und schimpfte so wild durcheinander, daß Wang Djiú-Ma, welche sich hervorwagen wollte, um ihn um Entschuldigung zu bitten und einige ermahnende Worte zu ihm zu sprechen, einsah, daß die Situation dazu nicht geeignet sei, und es vorzog, wie ein Licht im Hause zu verschwinden.
    Ja, es hatte sich alles, Groß und Klein, so versteckt,daß auch nicht ein halber Schatten zu sehen war.
    Inzwischen zogen die wilden Gesellen des Herrn Wu Meï-Niáng aus der Haustür und, ohne sich darum zu kümmern, daß ihre gewölbten Schühchen zu eng und zu klein für die Straße waren, ging es wie im Fluge zum Westlichen See, während sich Herr Wu, der ihnen folgte, köstlich amüsierte und so sein Mütchen kühlte.
    Dort angekommen, brachten sie Meï-Niáng in einem Boot unter und ließen erst jetzt die Hände von ihr. –
    Meï-Niáng war im Alter von zwölf Jahren zu Frau Wang gekommen und in Seide und Stickereien gehalten worden wie ein kostbarer Edelstein.
    Noch nie war ihr eine so beleidigende und erniedrigende Behandlung widerfahren!
    Als man sie ins Schiff gebracht hatte, wandte sie sich von ihren Peinigern ab und begann, ihr Gesicht verbergend, laut zu weinen. Aber Wu änderte seine Miene durchaus nicht: Wut und Zorn, sprachen aus seinen Augen, daß er aussah wie der Kriegsgott Guán-Di, da er noch als sterblicher Guán Yün-Tschang, nur mit seiner Hellebarde bewaffnet, Dschu Ko-Leáng zur Zusammenkunftmit dem Feinde begleitete. Er nahm einen Stuhl und setzte sich, trotzig auf das Wasser hinaussehend, während seine wilden Diener neben ihm standen. In einem Atem rief er diesen zu, das Boot vom Ufer zu stoßen und schimpfte, zu Meï-Niáng gewendet, auf das unglückliche Mädchen los, indem er in den gemeinsten Worten unaufhörlich seinem Ärger Luft machte: »So ein kleines gemeines Mensch! Du Hurenwurzel –! Die es nicht einmal zu schätzen weiß, wenn sie unsereiner aus ihrem Dreck zu sich emporzieht! Wenn du weiter weinst, so verdienst du Hiebe.«
    Wie hätte sich aber Meï-Niáng vor diesem Wicht gefürchtet! Sie weinte unaufhörlich, und weinte noch, als man beim Hu-Hsin-Ting-Pavillon anlegte, der im Herzen des Sees lag. Dort gab Wu Befehl, ein

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