Der Olivenhain
seine Forschungsarbeit auf Turritopsis Nutricula, gemeinhin die unsterbliche Qualle genannt. Als Reaktion auf widrige Bedingungen durchlebt Turritopsis Nutricula einen umgekehrten Alterungsprozess und entwickelt sich von einer voll ausgewachsenen Qualle zum Polyp zurück – einer früheren Entwicklungsstufe dieser Gattung. Auf diese Weise kann die Qualle den Tod umgehen und den gesamten Lebenszyklus in unbestimmten Abständen immer wieder durchlaufen. Diese Fähigkeit, die eine Form der biologischen Unsterblichkeit darstellt, wurde bisher bei keiner anderen Art festgestellt.
Während sich viele seiner Kollegen weiterhin darauf konzentrieren, die Bedingungen des Alterungsprozesses in niederen Organismen zu erforschen, ist Doktor Hashmi als einer der wenigen dazu übergegangen, das Erbgut bestimmter Menschen zu analysieren. Als im Jahr 2000 bekannt gegeben wurde, dass das Humangenomprojekt kurz vor seinem Abschluss stand, wandte sich Doktor Hashmi ganz der Suche nach dem Langlebigkeitsgen/den Langlebigkeitsgenen zu.
Seiner Behauptung zufolge ist der schnellstmögliche Weg, den Alterungsprozess im menschlichen Organismus aufzuhalten, herauszufinden, weshalb ein sehr geringer Prozentsatz der Menschheit weit über hundert Jahre alt wird und dabei körperlich und geistig fitter ist als andere Menschen, die dreißig oder vierzig Jahre jünger sind. Deshalb hat er es sich zur Aufgabe gemacht, weltweit alle lebenden Menschen zu erfassen, die über hundertzehn Jahre alt sind – die Super Ager.
Kollegen kritisieren, dass er keine Personen zwischen hundert und hundertneun Jahren in seine Studie einbezieht, doch die Korrelation seiner Daten legt nahe, dass diese Gruppe durch die bessere medizinische Versorgung in den vergangenen zwanzig Jahren quasi künstlich gewachsen ist. Da er sich auf Super Ager konzentriert, also auf Menschen ab dem hundertzehnten Lebensjahr, erfüllen weltweit weniger als eintausend Personen diese Voraussetzungen, um in seine Studie aufgenommen zu werden.
Angesichts dieser niedrigen Zahl hat Doktor Hashmi vergangenes Jahr – auf Drängen des Amerikanischen Zentrums für Altersfragen, das seine Forschungsarbeit teilweise finanziert – die Nachkommen dieser Super Ager in sein Forschungsprojekt aufgenommen. Hierdurch gelang ihm ein entscheidender Schritt zur Identifizierung grundlegender biologischer Marker, die den Alterungsprozess im Körper steuern. Gerüchten aus Forschungskreisen zufolge steht Doktor Hashmi kurz davor, die spezifische Gensequenz zu entschlüsseln.
Letztes Jahr nahm er die Arbeit mit einer hundertzwölfjährigen Frau aus Nordkalifornien und deren direkten weiblichen Nachkommen auf. Wie uns einer seiner wissenschaftlichen Mitarbeiter mitteilte, gibt es Hinweise darauf, dass die DNA jeder dieser Frauen eine Mutation aufweist, die die allmähliche Degeneration der Zellen durch die Zellteilung verhindert. Bei den meisten Menschen verkürzen sich die Telomere – die aus DNA bestehenden Enden der Chromosomen – bei jeder Zellteilung. Nach Aussage von Doktor Hashmis Forschungsgruppe kommt es bei diesen Frauen praktisch zu keiner Verkürzung.
Anwendungsbereiche:
Was Doktor Hashmis Untersuchungen von anderen unterscheidet, ist seine These, das Langlebigkeitsgen könne mehr als nur den Alterungsprozess aufhalten. Seiner Aussage zufolge sind im Körper der Super Ager noch viele weitere Komponenten am Werk, die nicht nur lebensverlängernd wirken, sondern zusätzlich tödliche Leiden wie Krebs, Diabetes, Adipositas und Herzerkrankungen abwehren. Darüber hinaus arbeiten diese Gene mit anderen Erbmerkmalen zusammen und verhelfen ihren Trägern zu körperlicher Unversehrtheit in Bereichen, in denen ältere Menschen häufig abbauen, wie etwa Hör- und Sehvermögen, Zahngesundheit oder Beweglichkeit.
Doktor Hashmi steckt sich hohe Ziele und denkt über die Grenzen seines Faches hinaus. Er ist überzeugt, dass mit Hilfe seiner Forschung in Zukunft sowohl Verschleißerscheinungen des menschlichen Körpers als auch Krankheiten im Allgemeinen völlig anders behandelt werden können. Seiner Behauptung zufolge werden in fünfzig Jahren einzig jene altersbedingten Beschwerden nicht therapierbar sein, die auf Umweltschäden zurückzuführen sind. In unmittelbarer Zukunft wird es Forschern möglich sein, durch die Identifizierung der spezifischen Gene die Lebenserwartung des Menschen um durchschnittlich dreißig Jahre zu erhöhen.
Forschungsdebatten:
Bis dato sind aus der Langlebigkeitsforschung
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