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Der Olivenhain

Der Olivenhain

Titel: Der Olivenhain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Miller Santo
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stand es nach wie vor schief.
    Einer ihrer Cousins dritten Grades besaß ein Immobilienbüro in Kidron und hatte ihr Grundstück in sein Verzeichnis aufgenommen, wobei er versprochen hatte, ihr keine Provision zu berechnen. Leider waren Grundstück und Laden weit weniger wert, als sie angenommen hatte.
    Petey wischte sich mit einem Halstuch über das Gesicht, während Robert das Werkzeug einsammelte.
    »Was machst du, wenn du keinen Käufer findest?«, fragte Nancy. »Willst du den Laden dann einfach schließen? Was, wenn jemand das Gebäude will, aber nicht den Laden? Es ist ja eine 1a-Immobilie. Allein wegen der Leuchtreklame würde sie jemand kaufen.«
    Calliope sah zu dem Metallschild hinauf, das auf dem hinteren Parkplatz des Pit Stop aufragte. Es war annähernd fünfzehn Meter hoch und hatte damit die perfekte Höhe, um von der Autobahn aus gesehen zu werden. Außerdem stand es weit genug von der Ausfahrt entfernt, sodass die Fahrer noch schnell die Spur wechseln konnten. »Ich verkaufe, so viel ich kann. Ich habe genug Zeit und kann warten. Worüber machst du dir Sorgen? Du brauchst diese Arbeit doch gar nicht.«
    Nancys Mann bezog Invalidenrente. »Jeder braucht eine Arbeit«, sagte sie und schnippte ihre Asche auf die zementierte Veranda. »Auch wenn man einen Mann hat, braucht man eine Arbeit.«
    Calliope schloss den Laden ab und schaltete das Licht der Leuchtreklame aus. Sie winkte den Jungs zum Abschied und begleitete Nancy zu ihrem Auto.
    Es war ein merkwürdiger Monat gewesen. Die Leute vom Guinness-Buch der Rekorde hatten die Volkszählungsunterlagen sowie die Passagierliste als Nachweis für Annas Alter anerkannt und sie offiziell zum ältesten Menschen der Welt erklärt. Anna hatte daraufhin eine ganze Woche lang Vertreter aller großen Fernsehsender empfangen, war via Satellit bei Oprah aufgetreten und hatte mit Regis Philbin telefoniert. Oprah erzählte sie von dem Olivenöl – und keine zwei Tage später war Calliope restlos ausverkauft und hatte genug Geld verdient, um sämtliche ausstehenden Raten für den Laden zu begleichen.
    Sie hatte Amrit anvertraut, dass sie gar nicht so aufgeregt war, wie sie erwartet hatte. »Es gibt inzwischen andere Dinge, um die ich mir Sorgen mache. Um meine Mutter zum Beispiel, oder dass Deb geschnappt wird.« Sie sah auf die Uhr. Er saß bereits im Flugzeug von Pittsburgh nach San Francisco. Sie ließ den Motor an und fuhr nach Hill House.
    Sie freute sich, ihn wiederzusehen. Wenn sie miteinander telefonierten, tat sie sich schwer, sich sein Gesicht vorzustellen. Er war ein korpulenter, kräftiger Mann, dessen Bart sein rundliches Gesicht nicht zu kaschieren vermochte, seine Stimme mit dem leichten indischen Akzent klang tief und kraftvoll. Sie hatte den Lautsprecher ihres Telefon extra leiser gestellt, damit seine Stimme sie nicht erschreckte. Nun hörte es sich an, als würde er flüstern, etwas, das er im Schlafzimmer gern tat. Sie hatten sich viel zu lange nicht gesehen – ihr Besuch während Debs Anhörung war viel zu kurz gewesen.
    In Hill House brannte kein Licht, und Calliope ging davon aus, dass alle auf der Veranda saßen und den Sonnenuntergang betrachteten. Sie lief den Kiesweg entlang, der hinter das Haus führte, und stellte fest, dass lediglich Anna in einem der Schaukelstühle saß. »Was wird uns der Doktor morgen berichten?«, fragte sie und streckte ihr eine runzelige Hand entgegen.
    »Das wollte er mir nicht verraten. Er sagt, es wäre dir gegenüber nicht fair.«
    »Einen klugen Burschen hast du dir da geangelt«, erwiderte Anna. Sie gab Calliope ein Zeichen, sich in den Stuhl neben sie zu setzen. »Nach einem langen Tag wie diesem tut dir doch immer dein Bein weh.«
    »Ich sollte noch eine Tablette nehmen. Amrit kommt nachher an, und wir sind zu einem späten Abendessen verabredet.«
    »Deine Mutter findet, dass du zu viele von diesen Tabletten schluckst«, sagte Anna.
    »Nur weil es keine Medikamente gab, als ihr beide Schmerzen hattet, bedeutet das nicht, dass ich leiden muss. Ich habe genug gelitten.«
    »Deine Mutter und ich sind der Ansicht, dass Leiden belohnt wird«, sagte Anna und presste dann die Lippen fest aufeinander.
    »Ihr wisst, dass ich daran nicht mehr glaube. Wie könnte ich, nach all dem, was passiert ist?« Calliope deutete zum Himmel hinauf, der sich allmählich dunkel verfärbte.
    »Auch wenn man nicht an Gott glaubt, sollte man ihm etwas Aufmerksamkeit schenken«, sagte Anna. Sie schwiegen beide eine Weile, und

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