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Der Orksammler

Der Orksammler

Titel: Der Orksammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
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nicht vorstellen, dass das hochwohlgeborene IAIT auch nur das entfernteste Interesse daran hat, was mit einer Bande madiger Orks …«
    Jorge hob eine Hand und schnitt seinem Gegenüber das Wort ab. »Jetzt beruhig dich mal wieder. Ob du es glaubst oder nicht, das IAIT hat das entfernteste Interesse daran, in Erfahrung zu bringen, was für ein perverser Mist sich hier abspielt. Weißt du, warum das so ist? Freund?«
    Der Ork verzog das Gesicht. Wie immer bei Orks fiel es Jorge schwer, seine Mimik zu deuten, ein Umstand, der ihn ein wenig verunsicherte.
    »Warum ist das so, Troll? Sag mir ins Gesicht, warum das so ist!«
    Jorge zuckte abermals mit den Achseln. »Na ja, offen gestanden hab ich keinen blassen Dunst. Das IAIT ist eine Bande von Halsabschneidern, Progulla, warum sollte ich dir etwas vorlügen? Und du hast recht, sie interessieren sich in Wirklichkeit einen Dreck für euch Orks. Aber mich haben sie nun mal hergeschickt, um zu untersuchen, was bei Batardos hier vor sich geht. Und ich lege mich nicht einfach in meine Koje und schlafe, sondern ich marschiere mit offenen Augen durch eure Zeltstadt. Ich rede nicht mit Menschen oder diesen Eidechsen auf zwei Beinen oder anderen Trollen, falls es dir aufgefallen sein sollte. Ich bin zu euch gekommen. Und das, obwohl allgemein bekannt ist, dass sich Orks und Trolle seit dem Großen Missverständnis von Lepo-Tan im Ersten Zyklus nicht besonders gut riechen können. So ist es doch, oder? Weißt du, warum ich euch aufsuche? Ohne Vorurteile? Richtig! Weil Orks ermordet worden sind. Und ihr seid Orks. Das Bier schmeckt köstlich, ich möchte sofort noch eines.« Die letzte Behauptung war glatt gelogen, aber Jorge wusste, dass er gut daran tat, sich ein wenig anzubiedern.
    Der Ork mit Namen Progulla starrte Jorge an, dann verzogen sich seine Gesichtsmuskeln in unmögliche Richtungen und schufen eine gänzlich neue, wiederum undeutbare Gesichtsmimik.
    Dabei stieß er ein hohes, kehliges Geräusch aus. Nach einem Augenblick konzentrierten Zuhörens identifizierte Jorge es als Lachen. Vorsichtshalber schloss er sich an.
    »Mal unter uns, Freunde: Ein gutes Bier am Lagerfeuer, das ist doch ein Vergnügen. Sagt mal, was mampft ihr da eigentlich für schwarze Klumpen? Röstet ihr euren eigenen Dung über den Flammen?«
    Sofort brach das Lachen ab, und die Orks starrten Jorge wieder zornig an. Bei Batardos, die Kerle waren wirklich schwierig! Jorge hätte sich die Zunge abbeißen mögen. Er konnte nichts für seine Zunge, wirklich nicht, sie handelte manchmal selbstständig, ohne den Befehlen seines Gehirns zu gehorchen. Tatsache war nun mal, dass er Orks nicht ausstehen konnte. Noch weniger als Eiben. Oder Zwerge, dieses kurzsichtige Packt Oder Menschen. Oder andere Trolle.
    Einer der Orks packte plötzlich eine Axt und schwenkte sie drohend vor Jorges Gesicht.
    »Lass gut sein, Vladomar«, sagte Progulla. »Er ist nicht anders als alle anderen. Wir sind es gewohnt, dass man uns verspottet.«
    Progulla zog seinen Stock aus der Glut und begann, an dem schwarz verkohlten Etwas am Ende zu nagen. »Also!« Er spie das Wort regelrecht aus. »Was will das hochwohlgeborene IAIT von uns, bei Boshuda?«
    Jorge blickte in seinen Humpen, schabte mit den Füßen über den steinigen Boden, griff sich in den Schritt. »Ihr müsstet doch etwas beobachtet haben, oder? Zehn eurer Kameraden sind verschwunden, und keiner will etwas gesehen oder gehört haben? Das ist doch unmöglich. Es gibt da ein altes Trollsprichwort, und es geht so: Das ist doch unmöglich!«
    Progulla starrte Jorge aus gelben Augen an. »Wir haben den Mörder nicht gesehen. Keiner von uns.« Er schob sein grünes Gesicht vor. Ein stechender, an Urin erinnernder Geruch stieg Jorge in die Nase. »Aber es gibt Gerüchte. Manch einer hat etwas gesehen. Und das macht die Runde.«
    Jorge nickte. »Wisst ihr was, Jungs? Ich bin ein großer Freund von Gerüchten. Es ist nämlich so, dass Gerüchte oft absolut der Wahrheit entsprechen, bei Batardos! Also, was sind das für Gerüchte?«
    »Willst du das wirklich wissen?«
    Einen Moment lang glaubte Jorge, so etwas wie ein Lächeln auf Progullas schwammigen Zügen identifizieren zu können. »Ich bin ganz Ohr, mein Freund.«
    »Er wandelt des Nachts zwischen den Zelten, körperlos und lautlos«, begann Progulla.
    »Er?«
    »Ein Schatten. Ein Wesen aus NichtStofflichkeit, schrecklicher als alles Erdichtete. Gegen ihn wirkt selbst Pelanorb der Äsende, von dem die alten Lieder und

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