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Der Orksammler

Der Orksammler

Titel: Der Orksammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
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die draußen herumschwirrten. Das Kleidungsstück ließ allein das Gesicht frei, was ihrer Erscheinung erneut etwas auf anziehende Weise Kindliches verlieh.
    Eine leichte Brise fegte durch die Straßen Torrlems, wodurch der wallende Stoff regelmäßig wie eine zweite Haut gegen den wohlproportionierten Körper des Mädchens gedrückt wurde. Hippolit vermied es, allzu auffällig zu starren, dennoch war er gelinde verwundert, dass sich unter dem dünnen Material weder Ränder noch Nähte abzeichneten, die daraufhingedeutet hätten, dass sie noch etwas darunter trug.
    »… Sie mir gewiss nichts darüber verraten, oder?«
    Peinlich berührt stellte Hippolit fest, dass Lith ihn etwas gefragt hatte. Er riss seinen Blick von ihren exquisit geformten Hüften unter dem Cape los, hob hastig den Blick und musterte mit Kennermiene einige der langweiligen, gleichförmig grauen Kastengebäude am Straßenrand, wobei er etwas murmelte wie »Wirklich faszinierend, diese Architektur!«. Dann wandte er sich mit gespielter Überraschung dem Mädchen zu. »Was meinten Sie, mein Kind? Verzeihen Sie, ich war für einen kurzen Moment unaufmerksam, fürchte ich.«
    Lith winkte lachend ab. »Aber ich bitte Sie, Meister H.! Sie haben den Kopf voll wichtiger Dinge, Ihren aktuellen Fall betreffend. Und ich langweile Sie mit meinem Geschwätz!« Sie machte eine Geste, als vernähe sie ihre Lippen mit einer imaginären Nadel. »Von jetzt ab werde ich schweigen wie eine Aschehalde und Sie nicht mehr in Ihrer Kombinierarbeit stören!«
    Hippolits Gehirn dachte: Lorgon sei Dank!
    Sein Mund sagte: »Unsinn! Fragen Sie ruhig, was Sie interessiert. Bezüglich des Standes unserer aktuellen Ermittlungen müssen Sie allerdings verstehen, dass ich Ihnen leider nichts …«
    Weiter kam er nicht, denn in diesem Augenblick schoss etwas Langes, Dunkles von der Seite heran und traf ihn mit vernichtender Wucht an der Stirn. Sterne explodierten vor seinen Augen, die Umrisse der schattigen Gasse, in die sie wenige Augenblicke zuvor eingebogen waren, verschwammen wie die Farben eines Ölgemäldes, das mit Lösungsmittel übergossen wird. Unvermittelt spürte er kalte Pflastersteine an den Knien, streckte instinktiv die Hände aus, um seinen Sturz abzufangen.
    »Tja, du kleiner Drecksack – so schnell trifft man sich wieder!«
    Eine Stimme, rau und kehlig … und Hippolit kannte Sie von irgendwoher!
    »Ich hab euch doch gesagt, Jungs: Ohne ihre Taschenspielertricks sind diese versierten Bastarde aufgeschmissen. Schwächlinge! Feiglinge, nichts weiter!«
    Bellendes Lachen aus mindestens drei männlichen Kehlen.
    Hippolit schüttelte den Kopf, versuchte, die Schlieren vor seinen Augen zu einem stabilen Ganzen zusammenzubringen -erfolglos. Etwas Warmes, Klebriges rann über seine Stirn in sein linkes Auge. Er wischte es fort. Als er die Hand vor seine Nasenspitze hielt, erkannte er verschwommen einen grellroten Fleck.
    »Was haben Sie getan?« Liths Stimme, bebend vor Verwirrung und Panik.
    »Ich sag dir, was ich getan hab, Kleines«, entgegnete die Stimme, die zuerst gesprochen hatte. »Ich hab dem Ekelpaket eine Abreibung verpasst, die es schon längst verdient hätte. Und weißt du, was das Schöne daran ist, bei K’talmar? Ich bin noch längst nicht fertig!«
    Erneut lachten mehrere Männer. Ihr Lachen kam rasch näher. Hippolit legte die Fingerspitzen an die Schläfen und versuchte, sich auf einen einfachen Entquäler zu konzentrieren, um den pochenden Schmerz in seinem Kopf abzustellen. Er musste auf die Beine kommen, und zwar rasch! Hier passierte etwas, das ganz und gar nicht …
    Etwas Massives traf seinen Hinterkopf, schleuderte ihn nach vorn. Zum Glück war er bereits auf den Knien, so dass es ihm nicht schwerfiel, seinen Sturz mit den Händen abzufangen und sich seitlich abzurollen.
    »Gut so, Bearth! Schenk der kleinen Ratte voll ein!«
    Hippolit fühlte sich, als wäre eine Equuphantenherde über seinen Schädel hinweggetrampelt. Aber zumindest war durch den erneuten Schlag auf den Kopf sein Gesichtsfeld wieder ansatzweise gerade gerückt worden. Mit wildem Blick sah er sich um.
    Rechts von sich erkannte er zwei gedrungene Gestalten, einen Kerl mit ausladenden Schultern und buschigem Oberlippenbart sowie einen etwas kleineren, bullig wie ein Ochse. Beide hielten hölzerne Knüppel in Händen, mit denen sie sich lässig in die Handflächen klatschten. Allem Anschein nach hatten sie nicht vor, Hippolit anzugreifen, sollten lediglich seine Flucht

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