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Der Orksammler

Der Orksammler

Titel: Der Orksammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
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haben!« Er griff sich in den Schritt und knetete anzüglich, was er dort fand. »Hey, Mädchen! Hast du’s schon mal mit einer echten Maschine zu tun gehabt?« Er lachte dreckig.
    »Zum letzten Mal: Lassen Sie ab von Meister H., oder Sie haben sich die Folgen selbst zuzuschreiben.« Lith hatte die Arme seitlich in die Luft erhoben, so dass sie einen exakten rechten Winkel bildeten. Ihre Finger wiesen auf absonderliche Art in verschiedene Richtungen. »Ich warne Sie!«
    »Halt den Mund, Hure! Du kommst früh genug an die Reihe.« Bearth riss seinen Stab über den Kopf und schlug zu.
    Durch einen pumpenden Schmerzschleier sah Hippolit das Holz auf sich zurasen. Matt hob er einen Arm, um den knochenzermalmenden Schlag wenigstens ansatzweise abzufangen. Er schloss die Augen in Erwartung des mörderischen Anpralls, der erst seinen Unterarmknochen und anschließend seinen Schädel in einem Meer aus Schmerzen versenken würde. Irgendwo im Hintergrund hörte er halblaut gemurmelte Silben in einer Sprache, die ihm entfernt bekannt vorkam.
    Dann krachte es.
    Hippolit vernahm ein trockenes, mahlendes Geräusch, als würden kleine Kiesel in einem Mörser zerrieben, gefolgt von einem erstickten Aufschrei.
    Vorsichtig öffnete er erst ein Auge, dann das zweite.
    Bearth ragte noch immer über ihm auf wie ein Belagerungsturm vor einem unbefestigten Dorf. Nur eine Kleinigkeit hatte sich verändert: Der schwere Stab, vor wenigen Augenblicken noch in rasender Abwärtsbewegung begriffen, schwebte nun waagerecht vor seinem Gesicht. Jenes Ende, um das noch immer seine haarigen Hände lagen, war ihm mit enormer Gewalt in die Mundpartie gerammt worden und mindestens eine Handbreit weit eingedrungen. Bearths Augen waren vor Entsetzen und Unverständnis aufgerissen, ein dünner Blutstrom rann aus einem Mundwinkel über sein Kinn.
    Ein weiteres gemurmeltes Wort, und der Stab löste sich aus dem Gesicht des Mannes, dessen Hände jetzt kraftlos vom Holz abrutschten. Es knirschte. Schneidezähne rieselten zu Boden wie Porzellanscherben.
    Aus dem Augenwinkel nahm Hippolit wahr, wie Lith mit dem rechten Arm eine ausschweifende Bewegung beschrieb. Synchron dazu vollführte der Stab frei schwebend eine Drehung von fast dreihundertsechzig Grad und prallte mit sämtlicher aus diesem Schwung geborenen Wucht auf Bearths Hinterkopf. Der massige Mann wurde nach vorn katapultiert, und mit einem Geräusch, das an den Aufprall einer großen Portion Brotteig auf gekachelten Boden erinnerte, schlug sein Gesicht frontal gegen die graue Hauswand.
    Wie ein Stein stürzte Bearth zu Boden und blieb bewegungslos liegen.
    Hippolits Wahrnehmung war noch immer getrübt von den hämmernden Schmerzen in seinem Schädel, dennoch begann er zu ahnen, was hier soeben geschehen sein musste.
    Zwei andere Personen waren mit ihrer Einschätzung der Situation bedeutend schneller: Der Schnauzbärtige und sein Kumpan mit dem Namen Tamm tauschten einen raschen Blick, dann packten sie ihre Knüppel fester und stürmten an Hippolit vorbei, auf das Mädchen zu.
    Hippolit wollte eine Warnung ausstoßen, Lith mit einem blitzartig heraufbeschworenen Explosivglobulus zu Hilfe kommen. Doch erneut verlangsamten Schwindel und Schmerz seine Reaktionen. Bevor er genug Luft für die Worte in seine Lungen gesogen hatte, war der erste Schläger bei Lith angekommen. Deren Lippen bewegten sich wieder, brachten neue kaum vernehmliche Silben hervor.
    Schon flog der Knittel des Angreifers auf sie zu!
    Mit dem Zeigefinger der Rechten malte Lith einen waagerechten Strich in die Luft, schnippte gleichzeitig zweimal schnell hintereinander mit der Linken.
    Ohne Vorwarnung geriet Schnauzbart ins Taumeln. Klappernd landete sein Prügel auf dem Boden, während er selbst vom eigenen Schwung weitergetragen wurde. Ein panisches Heulen drang aus seinem Mund. Er riss die Hände hoch, presste sie sich seitlich gegen den Kopf. Sein Geschrei erreichte unmenschliche Höhen.
    Was dann geschah, konnte Hippolit nicht erkennen, da der Mann ihm den Rücken zuwandte. Er bildete sich ein, ein feuchtes Floppen zu hören …
    Dem Schläger knickten die Beine weg, und er landete der Länge nach auf dem Katzenkopfpflaster.
    »Du verfluchte Hexe!«, heulte Tamm und sprang vorwärts, wobei er wie ein Irrer seine Waffe schwang. »Was hast du mit meinem Vetter gemacht?«
    Statt einer Antwort wich Lith einen Schritt zurück und teilte mit einer geschmeidigen Armbewegung ihren hellgrauen Überwurf auf der Vorderseite. Verblüfft nahm

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